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Alt 08.01.2016, 16:18   #14
Bodo Neumann
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Hallo miteinander,

auf der einen Seite ist es spannend, die Diskussion erstmal laufen zu lassen, ohne früh durch Statements eine Richtung vorzugeben. Andererseits hat man dann auch ganz schön was abzuarbeiten - durch die sehr unterschiedlichen Lesarten wirds nicht leichter, aber ich versuchs mal.

Zitat:
Ich hoffe, du nimmst mir meine Meinung nicht übel...
Die Diskussion ist nah am Text geblieben, da gibts gar nichts übel zu nehmen. Weder dir noch allen anderen in diesem Faden. Vielen Dank dafür vorweg. Nun der Reihe nach:

@Eule

Zitat:
Zitat von Nachteule
Was mich stört ist eher das "Du". Ich habe gar keine Eisenbahn.
Mein LI würde auch niemals mit einer Nachteule sprechen. Ernst beiseite - für diese kleine Geschichte habe ich eine Perspektive aus Sicht eines erwachsenen Familienmitgliedes angesteuert. Die Mutter, der Vater oder eine Oma (selbst die unverheiratete Tante Hildegard mütterlicherseits wäre denkbar); jedenfalls jemand, der das Kind sehr sehr gern hat. Die Ansprache erfolgt natürlich in Gedanken, beim Beobachten des Treibens des kleinen Goldstücks.
„Schlag die Pauke nicht zu leise!“,
ziehst du sie ins Rampenlicht.
Zu deiner Frage: Mit "sie" ist die Waise gemeint (nicht die Pauke), die zum Schlagen aufgefordert wird. Ich denke, das müsste durch die Anführungszeichen deutlich werden, oder? Den Imperativ finde ich wichtig, weil ich die Waise nicht laut trommelnd einmarschieren lassen wollte.
Zitat:
Zitat von Nachteule
Am Schluss dann die "Moral", die ich ironisch verstehen will.
Ich aber auch!

@ Agneta und Chavali

Eure Lesart, wenn ich euch richtig verstehe, ist eine ganz andere als Eules.
Zitat:
Zitat von Agneta
Insgesamt ist mir auch das Ende mit der zusätzlichen Moralkeule zu stark.
Ja, du siehst sie aber auch nicht ironisch, oder?
Zitat:
Zitat von Agneta
Man könnte z.B. beim Puppenhaus enden und dem Leser das weitere Denken selbst überlassen.
Ganz und gar nicht, denn die Satire wird ja erst in den letzten beiden Strophen eine. Bis dahin ist alles nur Anlauf (vielleicht etwas lang, das müsste man noch untersuchen). Endete man nach Puppenhaus, würden die Leser fast zwangsläufig Schlüsse ziehen müssen, die in eure Interpretationsrichtung gehen. Die von dir eingeforderte Überhöhung, so hoffe ich, findet erst am Ende statt.
Zitat:
Zitat von Chavali
Vor meinem geistigen Auge sehe ich ein Kind, das alle seine Spielsachen aus dem Haus oder sonstwo herholt,
um es den anderen zu präsentieren und sich dann wundert, dass alle was davon haben wollen....
Da bist du mir doch schon ein ganz schönes Stück gefolgt, aber es ist mir offensichtlich nicht gelungen, dich bis zum Ende des Gedankens zu führen, obwohl ich beim letzten Vers bis kurz vor knapp an Verdeutlichung und Verschärfung gefeilt habe.

@ Wolo
Zitat:
und dann doch nicht immer ideal auf die kürze gebracht,
Ja, ich fand den Anlauf schließlich auch mindestens eine Strophe zu lang, konnte mich aber nicht entscheiden, welchen der Besucher ich streichen könnte...
Zitat:
aber es würde mich doch interessieren, wie der hier reinkommt. bist du erfinder von beruf?
Ich erfinde vielleicht komplizierte Verse, aber sonst nichts wichtiges. Die Kinder wollen Erfinder spielen und bitten um Utensilien - es hätte auch etwas anderes sein können. Zu trivial? Vielleicht habe ich zu lange über diesen Versen gegrübelt, geändert, verworfen, um zu bemerken, dass es für Außenstehende nicht mehr ganz eindeutig zu verstehen ist.

Mit dem "Gegrüße" sollte zum ersten Mal (nach all den entzückenden und stolzen Beobachtungen) ein genervter Ton des LI eingeführt werden. Aus "Willkommen heißen" und "grüßen" wird jetzt, wo das Maß voll wird, "Gegrüße".
Zitat:
"Schick ein paar davon" muss im Sinn von "Schick ein paar weg" gelesen werden
Ja, diese Stolperfalle ist nicht optimal. Zunächst stand dort "Schick ein paar nach Haus". Im Zuge der Verschärfung der letzten Strophe, wollte ich auf das Haus verzichten und einfach nur weg schicken. Am liebsten hätte ich "schick ein paar davon weg" getextet, was ich nicht mehr in den Vers bekommen habe. Dann habe ich mich mit dem Kompromiss arrangiert. Danke für diese Anmerkung.
Zitat:
Darum sind wir Papis für eine Obergrenze.
Du sagst es! Wenn schon Mutti keine kennt... Ganz recht, diese Anspielung hätte auch noch in den Text gekonnt, indem der Papi als LI klarer definiert wäre. Aber du hast den Weg ja auch so gefunden.

@ Lailany
Du lausiger Ratefuchs! Dabei hast du uns ja auch ein ganz ordentliches Rätsel aufgegeben. Dabei sind es gar nicht so viele Ecken, um die es zu denken galt.
Zitat:
Zitat von Lailany
Weiters ist ein so strikt erhobener moralischer Zeigefinger nicht das, was man in einem Kindergedicht erwarten würde.
Damit hast du doch den Schlüssel schon in der Hand, aber die Tür nicht gefunden? Ich hoffe, deine Enttäuschung hält sich in Grenzen - so gewaltig war der Wurf nun ja doch nicht... und keiner bringt es besser auf den Punkt als

Mr. @:
Zitat:
da is keine versteckte geniale MIssion. Der kann es einfach nicht besser.
Alles gequirlter Schweinedung, was dieser Mister hier fabriziert.
In deiner Version erzählt der Zaungast aus der Deckung heraus eben direkt, aber als neutraler Dritter. Kann man machen. Mein Wunsch war es aber, den "Sinneswandel" des Papis (bleiben wir mal beim Papa) herauszuformen.

@ Claudi,
Zitat:
Liest sich für mich spannend wie ein Krimi.
Spannung sollte an sich gar nicht aufgebaut werden (oder nimmst du mich gerade ironisch hoch?), aber okay, wenn du es so siehst. Eher sollte eine leichte, unbeschwerte Szene gezeichnet werden, um den "Abgang" noch bitterer zu machen, wie du es anhand des Bonbons beschrieben hast. Unter "Satire" ist der Leser von Anfang an misstrauisch und lauert darauf zu sehen, wohin der Hase laufen wird. Ich dachte halt, ich lass ihn in der Kinderabteilung mal auflaufen. Schön, dass dir die Idee gefällt und danke auch für deine weitergehende Euphorie (so sie ernsthaft ist), die aber mMn etwas über das Ziel hinausschießt. Soviel hat der Text nun auch nicht verdient, denn er hat seine Ecken und Kanten. Einmal der Titel - ja, von allen halbherzigen Ideen war dieser am Ende mein Favorit. Und zum anderen fehlt dem Text (ich kann nicht exakt sagen warum) doch die von Wolo in Frage gestellte "Geschmeidigkeit" beim Anschleichen. Wenn er damit meint, dass die Szenerie willkürlich zusammengestellt wirkt, kann ich ihm dabei folgen. Aber ich kriegs wohl nicht besser hin.

An dieser Stelle nochmal vielen Dank für die intensive Diskussion (hat man ja nicht immer) und eine kleine Entschuldigung für eventuell überanspruchtes Verständnis und die geraubte Zeit. Manchmal passiert sowas halt.

Falls ich auf einen euch wichtigen Punkt nicht oder nur verwirrend eingegangen bin, bitte ich um kurze Anmahnung. Die Diskussion muss nicht beendet sein.

lg Bodo

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