Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 28.11.2011, 17:30   #9
Stimme der Zeit
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Stimme der Zeit
 
Registriert seit: 15.03.2011
Ort: Stuttgart
Beiträge: 1.836
Standard

Hallo, liebe Lena,

Zitat:
Hier wird Tachles gesprochen. Geld..bei Geld hört nicht nur die Freundschaft auf, sondern ganz klar auch die Liebe. Das LI verteilt seine Liebe nur an den der Liquide ist, ansonsten ist Schluß mit Lustig.
Manchmal benutze ich Metaphern (um bestimmte Zusammenhänge hervorzuheben), aber manchmal ist es auch notwendig, "Tach(e)les" zu reden. (In der ursprünglichen Schreibweise hast du es richtig geschrieben, ich weiß.)

Das Problem ist, so finde ich, dass das wirkliche "Gefühl Liebe" meiner Befürchtung nach buchstäblich auf dem "absteigenden Ast" sitzt. Und, wie es aussieht, die Menschlichkeit ebenfalls. Heutzutage wird das Sprichwort: "Hast du was, bist du was" wortwörtlich genommen, denn die "Kehrseite" lautet: "Hast du nichts, bist du - nichts" ...

In meiner Kindheit gab es auch Obdachlose. Aber ich lebe ja in Stuttgart, einer größeren Stadt, und ich kann nur sagen, dass deren Zahl geradezu beängstigend zugenommen hat. Und nicht nur das - mehr und mehr alte Menschen sammeln Pfandflaschen aus den Mülleimern, nur dass diese gar keine Obdachlosen sind. Scham und Schande über eine Sozialpolitik, die das zulässt! (Allerdings: Es gibt das Wort "sozial" im politischen Sinn ohnehin nur noch auf dem Papier. )

Zitat:
Mir gefallen die klaren Worte die hier fallen. Ohne Rücksicht auf Verluste ( er ist kein Verlust für sie) tritt sie seine Liebe mit Füßen. Denn Liebe ist für sie: Geld.
Geld ist das Symbol für Besitz, und Besitz ist Macht. Das war schon so, seit es Menschen gibt. Aber das nimmt deshalb so bedrohliche Ausmaße an, weil es so langsam zum Einzigen wird, das "zählt". Alles Andere ist eben etwas, das man getrost "mit Füßen treten kann" - es ist ja "nichts wert".

Zitat:
Ich habe einige ähnliche Situationen im nahen Bakanntenkreis erfahren.
Ich auch. Und beruflich ebenfalls. Ich sehe dort Menschen, die hoffnungslos verschuldet sind (häufig gerade auch junge Leute), die dem "gesellschaftlichen Druck" durch berufliche Leistung nicht "folgen" konnten und daher "auf Pump" all das zu erwerben suchten, was als "Statussymbol" dient - Plasmafernseher, teure Markenkleidung, teuere Mobiltelefone mit noch teureren Verträgen, Party machen etc., etc. Denn schließlich "schreit" die Reklame überall: Das musst du haben, und das auch, und das vor allem! Dann sitzen bereits 20-jährige mit 100.000 Euro (oder noch mehr) "in der Kreide". Oft noch ohne Berufsausbildung, was dazu führt, dass sie in dem jungen Alter bereits das Verbraucherinsolvenzverfahren als einzige "Rettung" durchführen müssen. Viele von ihnen machen das zwar, haben aber ihre Zukunft bereits aufgegeben ...

Zitat:
Hatte Geld eigendlich immer schon einen solch hohen Stellenwert wie heute, oder bilde ich mir das nur ein? Für mich ist es erschreckend - und ich spreche jetzt nur aus meinem kleinen Bekanntenkreis, das gerade Frauen starke Tendencen zu solchen Aussagen haben. Allerdings durch die Blume..im Zweifelsfall wird eine Beziehung via SMS gekappt, und eine neue Lukrativere begonnen.
Was den Stellenwert betrifft: Meiner Meinung nach ist es, wie oben erwähnt, ja nur ein Symbol für den "Geist der Zeit". Je mehr man hat, desto mehr kann man kaufen - und darum geht es. Ich habe bereits davon gelesen, von diesem "Beziehungsbeenden per SMS". Abwarten - in der Zukunft wird wohl die ganze Beziehung, einschließlich eventuellem "Partnerschaftsvertrag", elektronisch abgewickelt; Cybersex inklusive. Manchmal graust es mich!

Was uns hoffnunglose "Anachronismen" anbelangt, die wir uns unverdrossen in Lyrikforen herumtreiben und wagen, z. B. Faust zu lesen: Schau doch mal, wenn man uns "Lyrikforen-Mitglieder" zählen würde, wie viele wären wir, verglichen mit der Gesamtbevölkerung? Wenn ich einen Buchladen betrete, "pralle" ich zuerst auf einen Berg von "Unterhaltungsliteratur". Frage ich nach der Abteilung "Lyrik", nach "Gedichten" oder "Philosophie", dann muss der (oder die) Gefragte zuerst überlegen, bevor man mich irgendwo im oberen Stockwerk ganz nach hinten in die Ecke verweist, wo ich (bestenfalls) ein kleines Regal mit Reclam- und Fischerbüchern finde ... Im Ernst, viele Bücher besitze ich nur, weil ich auf Flohmärkten und in Bücher-Second-Hand-Läden unterwegs bin und weil es online eben "Alles" gibt, sogar so "aussterbende" Dinge wie hochwertige Bücher.

Zitat:
Ein ausstrucksstarkes Gedicht mit einem tollen Thema! Sehr gerne gelesen.
Vielen, lieben Dank für dein Lob, und ganz besonders für dein "sehr gerne gelesen"!

Liebe Grüße

Stimme
__________________
.

Im Forum findet sich in unserer "Eiland-Bibliothek" jetzt ein "Virtueller Schiller-Salon" mit einer Einladung zur "Offenen Tafel".

Dieser Salon entstammt einer Idee von unserem Forenmitglied Thomas, der sich über jeden Beitrag sehr freuen würde.


Stimme der Zeit ist offline   Mit Zitat antworten