Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 25.07.2009, 08:28   #10
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 14.03.2009
Ort: wien
Beiträge: 4.893
Standard

Kinderspiele
Jetzt ist es wohl definitiv soweit: Alarmstufe Rot!
Wie's ausssieht, sind wieder Ferien in Sicht.
Das bedeutet für mich: Vorausschauende Vorsicht - auch am Vormittag.
Ich meine: Nina hat jetzt Schulferien . Und Tommy auch. (Tommy ist Ninas großer Bruder, aber den kennt ihr noch nicht)

Ich würde es ihnen ja beiden von Herzen gönnen , dieses Feriendings, wenn das nicht mit einem erheblichen Nachteil für mich verbunden wäre. Na, eigentlich sinds zwei: Wenn Ferien sind, haben die Jungmenschen keine Hausaufgaben mehr, das heißt, nachmittags verbringen sie viel Zeit im Spiel. Und vormittags auch. Und das ist bereits der zweite Nachteil. Sie spielen eigentlich die ganze Zeit - und häufig brauchen sie mich dazu, um irgendetwas zu sein in ihrer Vorstellung!
Was ich da nicht schon alles darzustellen hatte:
Die kranke Puppe Cindy (mit Spitzenhäubchen!), den gefährlichen bengalischen Bergtiger (na ja, das geht) , einen polstertragenden Schwerlastenelefant (?), Zirkusclown, Lieblingshund (!!) zum Gassi-Gehen an der Leine (!!!) , Zielscheibe, Mutterersatz ( weil Frauchen nicht so viel Zeit hat), zu Zwangsfernsehen lebenslänglich Verurteilter und, und, und.......

Mit einem Wort: Wenn Ferien sind, muss man sich dünne machen!
Ab unter Helmstätts Birke! Oder zur dreifärbigen unter den Hollerbusch.
Oder nach vorne auf die große Mauer ( aber nur, wenn Hasso nicht gerade im Hof anwesend ist!), schlimmstenfalls wagt man das Risiko, sprintet über die breite Straße ( Achtung, Lebensgefahr!) und zischt in die umliegenden Felder.
Nur eines sollte man nicht tun: Allzu viel Zeit daheim verbringen!

Wenn Ferienzeit ist, ist man vor den Attacken der Jungmenschen einfach nicht mehr sicher. Besonders dann nicht, wenn sie sich mit ihren Freunden zusammenrotten. In Gruppen geballter Jugendlichkeit fällt ihnen noch mehr Blödsinn ein, den sie mit mit anstellen könnten...
Dabei fängt alles immer so harmlos an. Erst letzte Woche nämlich........
Also, das muss ich euch jetzt aber wirklich mal schnell erzählen......

Ich lag gerade gemütlich auf einem der braunen Gartenstühle, die Frauchen am Morgen auf die Terrasse gestellt hatte, um sie zu putzen (Nicht mit der Zunge, ihr wisst ja). Sie war trotzdem besonders reinlich gewesen, verwendete Putzlappen und einen Kübel, in dem das Wasser an der Oberfläche grünlich - gelbe Blasen bildete. Hätte die Blubberblasen vieleicht fangen wollen, aber Frauchen schubste mich liebevoll beseite und meinte : "Nichts da, mein Alterchen. Da ist wirklich nichts drin, was dir Spaß machen könnte!" Nun ja, ich glaubte ihr - schließlich war sie doch in letzter Zeit immer freundlich zu mir gewesen (Ach, diese Lecker-Schälchen!) , blieb also unter der Ligusterhecke liegen und guckte ihr nur aufmerksam zu.
Na , jedenfalls blieb der Kübel dann einsam auf der Terrasse stehen, weil Frauchen plötzlich ins Haus musste (wildes Kindergejaule im oberen Stockwerk) und ich konnte endlich die Gartenstühle benutzen, deren weiche Polsterauflagen
schon dringend auf ihre feierliche Einweihung durch mich warteten!
Hmmmm - saugemütlich. Die Mittagssonne schien warm und freundlich und ich döste den entspannten Dämmerschlaf der unschuldigen Wesen....

Mitttag war nun schon lange vorbei, und eigentlich hätte Frauchen bald Kaffee trinken sollen ( was sie immer tut am Nachmittag), aber sie hatte wohl mittlerweile das Haus verlassen (War sie wohl auf die Jagd gegangen?). Nichts rührte sich in der Küche, dafür wurde das Gepolter vor dem Gartentor immer deutlicher! Leise Unruhe beschlich mich, aber ich war ja noch viel zu müde und schläfrig, um aufzuwachen... Welch ein verhängnisvoller Fehler!
Im Halbschlaf erkannte ich gerade noch die Stimmen von Tommy und einigen seiner Freunde. Er hatte Besuch bekommen - und offensichtlich waren sie gerade dabei, den Garten zu erstürmen!
Aufwachen Samuel! Die Stimme meines Unterbewusstseins warnte mich klar und deutlich , aber ich war ja noch immer sooo müde....Doch mit der nachmittäglichen Ruhe und Stille war es ein für allemal vorbei.

"Wir müssen unsere Laserkanonen neu laden!" brüllte ein Junge ( Ich glaube, er hieß Kurt), worauf ein anderer zurückschrie (Man hätte es in den umliegenden Feldern noch hören können): "Aber leise, damit uns die feindlichen Klingonen nicht hören!" Sie waren offensichtlich auch auf der Jagd. Und ich wusste nicht, dass ich ein feindlicher Klingone war!
TSCHUNG! Schon traf mich die erste Ladung Putzwasser mitten im Gesicht! SPLASH! Der zweite Schuss erwischte mich breitseits, noch bevor ich den Gartenstuhl, schräg rücklings über die Lehne hechtend, verlassen konnte! Vor Schreck und Entsetzen verhedderte ich mich irgendwie zwischen Arm und Rückenlehne und blieb fast daran hängen.
PITSCHU! Nun war auch mein Rücken völlig durchnässt. Eineinhalb Purzelbäume schlagend pfeilte ich beim Gartentor hinaus und wäre beinahe noch von Helmstätt gerammt worden, der mit seinem Motorroller daherkam. "Du dämlicher Mistkater!" brüllte er mir hinterher und schrammte knapp Frau Mittermaiers Biotonne.
Wie unfair von ihm! Ich war doch das arme Opfer! Ich allein!

Suchte Schutz im Mittermaiers Garten, doch dort saß Simba, gleich am Eingang. Hatte wohl selbst schlechte Laune, denn ich kam ihm gerade recht für eine Ohrfeige - sofort zog er mir eins mit der Pfote über und ich , von einem Schrecken in den nächsten fallend, machte sofort wieder kehrt und hangelte mich am nächstbesten Drahtzaun hoch. Rüber zu Dobrowolnys! Was hätte ich auch anderes tun sollen? Quer über den Hof kam schon die klingonenjagende Kindermeute gelaufen! Simba machte auch, dass er davon kam.

Bibbernd vor Angst, Schmerz und Wut ( Ich hatte mir am Maschendraht eine Vorderzehe aufgerissen, und Simbas Ohrfeige verletzte mich zusätzlich noch in meinem Katerstolz) hockte ich hinter Dobrowolnys Holzstoß und wünschte die gesamte Ferienzeit samt ihren Laserkanonen auf den Mond! Auch die nächsten Stunden verharrte ich in meinem sicheren Versteck. Doch je länger ich dort saß, desto mehr zitterte ich nicht aus Angst, sondern wegen der Kälte, die sich in mein nasses, schaumdruchtränktes Fell schlich..... ich bibberte und zitterte und dann wurde mir plötzlich auch ziemlich heiß......



Wird fortgesetzt!
__________________
Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!

Geändert von a.c.larin (03.08.2009 um 07:22 Uhr)
a.c.larin ist offline   Mit Zitat antworten