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Alt 04.03.2014, 19:14   #7
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Hallo wüstenvogel,

ich sagte ja schon, dass ich gegen einen rein sachlich bezogenen religionsgeschichtlichen Unterricht nichts einzuwenden hätte.

Meiner Meinung nach kann man Glauben nicht lehren.
Das Wort "Glaubenslehre" ist für mich schon in sich paradox.
Das einzige was gelehrt werden kann, sind vorgeschriebene Rituale und (ethische) Verhaltensweisen.

Da braucht es ein Idealbild des Menschen, was zum göttlichen Teil erhoben wird.
Dieses kann verehrt und als (ideales) Fallbeispiel verwendet werden.
Um dieses Fallbeispiel werden Mythen, Wunder, Offenbarungen, Ethikvorstellungen und sogar (ideale) Wunschvorstellungen u. ä. geknüpft. Dieses Gebilde wird in das entsprechende Dogma eingewebt und fertig ist die heilige Schrift bzw. die heilige "Lehre".
Laut dieser kann dann die unsterbliche Seele durchaus in die höchsten Gefilde
einziehen oder auch nicht. Der Trost für ein menschliches Leben ist dabei genauso darin enthalten, bis hin zu den schrecklichsten Sanktionen.
Die Rechnung geht auch auf, denn es hat sich ja noch niemand aus dem "Jenseits" beschwert.

Nur so aber kann das funktionieren. Das ist die einfache Philosophie für das Volk.
Was der Clou dabei ist, das ist noch nicht einmal eine Frage der Intelligenz, vielmehr des persönlichen Charakters und der individuellen Beeinflussbarkeit.

Wenn ein Mensch geboren wird, dann wird er nicht als Christ, Moslem, Hindu, Buddhist oder Jude geboren.
Nein, er wird erst dazu gemacht, weil er von Kindesbeinen an mit der jeweiligen Religion in seiner Gesellschaft konfrontiert wird.
Das geschieht automatisch und zum Teil sogar unbewusst. Das ist die große Stärke der Religionen und das Kriterium für ihr Überleben über viele Jahrhunderte und Jahrtausende.
Sie schleichen sich von hinten ein und bei denen sie auf fruchtbaren Boden fallen, dort können sie keimen.

In einem modernen, demokratischen Rechtsstaat, der Schulbildung zum Recht und zur Pflicht für alle Kinder macht, der diese kontrolliert und ausführt, sollte es m. E. keine unseriösen Lehren geben, die nicht auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und Fakten beruhen, sondern auf Dogmen, die in keiner Weise bewiesen werden können.

Um ein nützliches Mitglied dieser Gesellschaft zu werden, braucht es Mathematik, Sprach- und Schreibkenntnisse, Wissenschaft (inkl. Geschichte und Erdkunde), Politik, Ethik, Kunst/Musik, EDV und Sport für die körperliche Ertüchtigung als solides Fundament.

Der persönliche Glaube spielt dabei überhaupt keine Rolle.
Der ist Privatsache und sollte es in diesem Zusammenhang auch bleiben.

Wobei wir ja wieder beim Glauben wären und ich an dieser Stelle einen Schlussstrich ziehen möchte, weil das ja eigentlich dein Thema ist und ich dort noch einen Kommentar versprochen habe...


Vielen Dank für die erneute Rückmeldung...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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