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Alt 10.04.2012, 08:41   #14
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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morgen falderwald,

ich knüpfe erst mal hier na, sonst wirds zu uferlos....

Zitat:
Aus den Ängsten der Lebewesen eine Moral abzuleiten, ist einfach nur heimtückisch und hinterlistig.
Und da sich alle gegenseitig überzeugen wollen, dienen die verschiedenen Religionen eben nicht dem Leben, sondern sind die Ursachen für viele Auseinandersetzungen und Greueltaten.
ich denke, dass es eher umgekehrt war: aus gewissen ängsten haben sich gewisse vorstellungen entwickelt. und wenn menschen in gruppen zusammen funktionieren sollen, dann geht das umso besser, je ähnlicher ihre vorstellungen sind, d.h. de facto: das führen einer gruppe geht nicht ohne eine gewisse gleichschaltung ( = regeln). wer sie einhält , gehört dazu, wer nicht, steht am rande oder außerhalb.

das ist ein gruppendynamisches gesetz, dem wir uns nicht entziehen können.
es hat sich im tierreich so entwickelt und da wir aus dem tierrreich hervorgegegangen sind, haben wir es mit, es durchzieht alle unsere lebensbereiche.

deinem letzten kommentar entnehme ich doch eine etwas andere botschaft: dich stört also nicht der individuelle glaube an sich, sondern vielmehr eine dogmatische vorgangsweise. dagegen wetterst du also.
das kann ich nachvollziehen. allerdings wundert es mich ein wenig, denn
ich denke, ein aufgeklärter geist steigt über solche schnörksel einfach drüber. wenn jemand also durchaus meint, die wiese sei rosarot - soll er doch!
was kümmerts mich? ich muss mich darüber gar nicht ärgern oder aufregen.
( ärger heißt immer nur: ich habe daran noch einen anteil, habe das thema für mich noch nicht wirklich erledigt. wenn ein thema erledigt ist, wird es einem gleich gültig. wohlgemerkt in dieser schreibung: gleich gültig. es gilt einem nicht mehr oder nicht weniger. mit anderen worten : man kann einer sache gegenüber gelassen bleiben.

eins muss man natürlich dazu sagen: im laufe der krichengeschichte gab es wirklich schlimme zeiten, in denen gröblichste gewalt angewendet wurde, um bestimmte vorstellungen druchzusetzen. aber oft ging es da mehr um politik und macht, denn um den glauben. ich denke aber, da hat die katholische kirche schon einiges hinter sich gebracht an menschlicher fehlleistung.
der islam in den fundamentalistischen staaten ist da noch lange nicht so weit.

du hättest deine religionskritik in einem fundamentalistischen staat nicht so einfach ins internet stellen können, ohne dich selbst zu gefährden. über mohammed darfst du öffentlich auch hier keine witze reißen oder "verse" schreiben - außer du willst dich vielleicht verstecken müssen, so wie salman rushdie.

punkt zwo: nicht alle weltreligionen haben missionarischen charakter. das judentum missioniert nicht, so viel ich weiß. und: hätte china tibet überrollen können, wenn die haltung der tibeter als buddhisten weniger gleichmütig gewesen wäre?

grundsätzlich denke ich über ursache und wirkung anders als du.
ich denke, religionen sind bloß werkzeuge - und wenn menschen werkzeuge falsch einstzen, sind nicht die werkzeuge dran schuld, sondern die menschen.
ein idiot kann auch mit einem buttermesser schaden anrichten. dafür das buttermesser haftbar zu machen, ist lächerlich.

ich weiß jetzt nicht, wer das sagte ( frankl oder ringel?): "es gibt eigentlich nur zwei kategorien von menschen. die anständigen und die unanständigen, und ihre zugehörigkeit zieht sich durch alle nationen, kulturen, religionen, rassen, geschlechter,lebesnalter usw..."

es kommt also nicht auf die religion an, sondern allein auf den menschen - und was er daraus macht.
man kann hinterhältig und gemein mit und ohne religion sein, und man kann gütig mit und ohne religion sein.



und jetzt muss ich zum abschluss doch noch die zeitung vom letzten freitag herholen und aus einem interview mit konstantin wecker zitieren:
(kurier, 6.12.2012, seite 14. "ich bin ein sänger des todes" von niki nussbaumer)
da wird an den künstler folgende frage gestellt:

Haben Sie einen Glauben, der Ihnen hilft über diese Angst bzw. Verluste hinwegzukommen?
Antwort K. Wecker: "Nein. Ich habe überhaupt keinen Glauben. Ich bin ein spiritueller Mensch und ganz offen. Nachdem überhaupt nicht bewiesen ist - ob wir wo hingehen, wo wir hingehen-, suche ich mir die für mich schönste Lösung aus, weil auch die nicht bewiesen ist: Dass ich irgendwann von Engeln liebevoll aufgehoben werde. Ich hoffe, das ich mir diese Vorstellung behalten kann."



Ich finde , diese Antwort ist großartig.
Was meinst du?

lg, larin
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!

Geändert von a.c.larin (10.04.2012 um 08:47 Uhr)
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