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Alt 12.03.2009, 10:02   #5
Leier
gesperrte Senorissima
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Pfalz
Beiträge: 4.134
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Liebe Jenny!

Das ist wieder einmal ein dolles Ding!
Auch wenn sie ungereimt sind:
Ich mag Deine Kurzverse.
Sinngemäß (erlköniglich) stimmt es nicht, denn im LyrI sehe ich kein tödliches Fieber am Wirken. Aber auch immanente" Fieber" können Phantasie und Angst hervorrufen.
Wie Du die Gegenwehr gegen diese blassen Söhne beschreibst: GUT!

Klitzekleine Anmerkungen:

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Ziellos treibe ich
durch dunkle Straßen,
bleich mein Gesicht,
vom Wind zerzaust
mein wirres Haar.

Oben am Himmel,
hinter Nebelschleiern,
ein blassgelber Mond,
eingehüllt im Dunst
weißgrauer Wolken.

Mein rastloser Schritt
verliert sich einsam
auf nassem Asphalt.
Wie Irrlicht blendet mich
der Schein der Laternen.

Auf Zehenspitzen
durch raschelndes Laub.
Aus den Baumkronen
vernehme ich leise
Erlkönigs Raunen.

Im Namen seiner Söhne
lädt er mich zum Tanz.
Stehblues verspricht er,
Leidenschaften so heiß
und Wonnen so süß.

Im nachtschwarzen Kleid
mit einem Geschmeide
aus grünen Smaragden (Pleonasmus. Smaragde sind per se grün. Wie wäre es mit "glitzernden Smaragden" oder "funkelnden Smaragden"?)
und aus blauen Perlen,
kühlen Tränen gleich.

Im weißen Rolls Royce
versunken im Fond,
zum Schloss gefahren
von einem Chauffeur
gediegen in grau. (in Grau)

Erlkönigs Söhne
empfangen mich
mit leeren Augen.
Sie geleiten mich
müde zur Tafel.

Ein Festmahl gar
wird aufgetragen
von einer Dame,
schwarz bekleidet (gekleidet?)
mit Schnurrbart.

Cognac und Scotch,
getrunken aus Stiefeln.
Champagner zerfließt
zwischen blutroten
welkenden Rosen.

Und Erlkönig spricht:
"Wir feiern im Jenseits.
Als Preis fordre ich
deinen Körper und
auch deine Seele."

Plötzlich packt mich
heilloses Entsetzen.
Bang frag ich mich:
"Ist mein Leben
verspielt und vertan?"

Wille erfasst mich,
durchströmt meine Glieder.
Heiß siedet mein Blut.
Ganz laut schreie ich:
"Will leben, will leben!" (Leben will ich! Will leben! ...?)
Verfinstert sein Blick.
Seine eiskalte Faust
fährt mir ins Genick,
schubst mich unsanft
rüber zum Abgrund. ("rüber" klingt mir zu salopp. Wie waäre es mit "an den Rand des Abgrunds" ?)
Doch ich kann Tai Chi,
stelle mich ganz ruhig hin
und mit gewaltiger Faust
schlägt er sich selbst k.o.
und ich bin frei!

Stolz und vergnügt
schreite ich voran,
trotz Sturm und Regen.
Hab keine Angst mehr:
Ich kann Tai Chi!
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Dein Gedicht ist so vieldeutig, so subjektiv interpretierbar, daß es ein Vergnügen ist, darin zu gründeln!
Grandios.
Erlkönig, Faust, Teufel, Inferno, Widerstand, Selbstbewußtsein, Kraft, Stärke, Ängste, Zweifel: ALLES drin!
Grandios.

Lieben Gruß
von
cyparis
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