Thema: Abendglanz
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Alt 25.02.2010, 14:13   #2
Neil Olssen
Eiland-Dichter
 
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Von der sprachlichen Umsetzung her ein gelungenes Gedicht, fast schon zu gelungen. Die Worte und Empfindungen fließen ineinander, verweben sich wie die Farben in einem Aquarell vergangener Jahrhunderte. Einzig fehlt mir die Relation zum Meer, denn so wie die Aussage sich derzeit präsentiert ... "in Abend ausläuft wie ins Meer" ... ergibt es für mich keinen Sinn, da eben der Bezug: "wie? Meer!", einfach fehlt (aber vielleicht stehe ich ja auch grad nur im Wald). Erbarmen und Augenschmaus, mmmhhh, ich weiß nicht, vielleicht die "Arme" und das "heraus" noch einmal überdenken, dann kann man die nun wirklich naturfremden Assoziationen "Erbarmen" und "Augenschmaus" vermeiden, ersetzen. Das "Tauen" der Seele (wie hier, wo die Seele etwas hat, als eben etwas zu sein was man hat), find ich schon mutig, läßt sich für mich persönlich aber irgendwie nicht greifen. 3 mal Tag, 2 mal Nacht, da geht aber bestimmt noch was; da lieber etwas Farbe aus dem DrumHerum entnommen und bei diesen Wörtern dann dafür mehr gemalt.

Ansonsten, ein sehr trauriges Gedicht, denn die Frage die mich beschäftigt, ist, geht das Seligsein unter, wenn sich der Tag wie eine knorrige Jeans in das bevorstehende Nirvana bügelt? Was heißt sehend? Für mich liest sich dieses "Sehend" so heraus, daß man die goldene Oberfläche des Moments erkennt, nein, vielmehr "nur erblickt". Demzufolge verstecken sich dann auch letztendlich die Gefühle hinter den glitzernden Fassaden ästhetischer Schreibkunst (bzgl. dieses einen Gedichtes). Ein oder der Tag (was nun gemeint ist, man weiß es nicht) war müde, warum war er müde, fehlte ihm der funkelnde Schein vergangener Träume?
Aber dies ist jetzt auch alles egal, denn ob man lieber mit Seide malt oder in rumgetränkter Baumwolle das Rauschen in den Haaren schwarzhimmelsblauer Sinfonien erblickt, ein Moment wie ihn der Dichter hier beschreibt, ist und bleibt immer ein Ereignis, welches den kleinsten unter den Kleinen, und sei es auch nur für den Flügelschlag eines Wimpernvogels, ganz groß werden läßt.

In diesem Sinne, ein schönes Bild (und mit Rahmen wär´s sogar ein "Klassiker") !

Es grüßt Neil Olssen ...
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