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Alt 16.07.2011, 12:37   #6
Stimme der Zeit
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Guten Tag, liebe Ida,

ich stimme dir zu, "begreife, ich scheue" klingt wirklich besser und passt auch sehr gut. Ich werde deinen Vorschlag sehr gerne übernehmen. larins Vorschlag war ähnlich, nur nicht mit dem Rhythmus übereinstimmend. Die von dir "entdeckte" Möglichkeit habe ich wohl aus "Betriebsblindheit" einfach übersehen.

Bezüglich "Liebe macht Sinn", schwanke ich. Es ist eigentlich nicht falsch, denn hier kommt es auf die "Auffassung" des Lesers an. Ein wenig umgangssprachlich, das gebe ich zu. Vielleicht kommt dadurch der innere Bezug der "Liebe" zum "Sinn" nicht deutlich genug herüber, und du empfindest das Wort "macht" als "unpoetisch".

Also werde ich es ändern. Für mich klingt es zwar "richtig", aber das muss nicht für andere gelten. Da ein Gedicht in erster Linie den Leser erreichen soll (und nicht mich), halte ich es für sinnvoll, es "anzupassen".
Zitat:
das gedicht als ganzes gefällt mir sehr gut
mit den xen kann man es sicher nicht erfassen, doch es bringt klar eine melodie zum ausdruck

Dankeschön! Darauf hatte ich gehofft, denn es ist für mich Neuland, ein Metrum aus einer "Melodie" heraus zu konstruieren - anstatt, so wie "üblich", anders herum ...

Liebe Grüße

Stimme



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Liebe Dana,

dein intensives Einlesen in meinen Text freut mich wirklich sehr. Was könnte ich mir mehr wünschen?

Zitat:
ich habe dein Werk schon mehrmals gelesen und mich immer besser eingelesen.
Zuletzt geht es tief ein - weil es vertrautes "Hinterfragen" aufzeigt, das fern einer aufregenden "Liebelei" ist.
Ich erkenne ein lyr. Ich, das hellwach und klug ist. Ein lyr. Ich, das alles andere als "abgeklärt" (verzeih, mir fällt nichts Positiveres ein) resümiert. Es hat den Glauben an die Liebe nicht abgelegt, im Gegenteil, es will die Liebe erkennen und sich nur dann in diese einlassen.
Beinahe schon etwas für die "Nachdenkliche" Rubrik, die aber Liebe noch über diese stellt.
Ja, das "Hinterfragen" steckt in diesem Werk. Ich wollte damit aufzeigen, dass es gut und notwendig ist, zu überlegen. Andererseits ist es aber auch ein Hinweis darauf, dass es nicht beim "Denken" bleiben sollte, deshalb versuchte ich auch, die Möglichkeit "offen zu lassen", ob diese Gedanken dem LD gegenüber ausgesprochen werden oder nur in der "Gedankenwelt" des LI verbleiben. Da heutzutage (leider) viel gedacht, aber zu wenig über die wirklich wichtigen bzw. grundlegenden Dinge gesprochen wird, ergeben sich in Beziehungen oft Probleme. Woher soll der eine Partner wissen, was der andere denkt? Statt dessen wird meist nur über eher "oberflächliche" Dinge bis ins letzte Detail diskutiert. Ein (etwas absurdes, aber plastisches) Beispiel:

"Du quetschst die Zahnpastatube immer in der Mitte zusammen, das sieht unmöglich aus. Kannst du sie nicht aufrollen?"

"Wieso denn? Das stört doch nicht, es ist doch egal, wie die Tube aussieht. Völlig unwichtig."

Beide können darüber letztendlich in Streit geraten. Warum? Weil hier der/die Erste gar nicht sagt, worum es wirklich geht - und wofür die Zahnpastatube eigentlich steht. Streitgespräche um Kleinigkeiten, die die Atmosphäre einer Beziehung immer mehr "vergiften". Das LI sollte statt dessen doch einfach offen sein, und zugeben, dass es zum "Wohlfühlen" mehr Ordnung braucht, dem LD erklären, dass es sich in Unordnung eben "unwohl" fühlt und das LD um ein wenig Rücksichtnahme bitten. Statt dessen wird die Tube als "Platzhalter" genutzt, und das LD versteht den Grund nicht, reagiert also pikiert. Woher soll es das "dahinterliegende Grundproblem" auch wissen? Das LD bemerkt nur: LI "mäkelt" dauernd an allem herum, was ich mache.

Moderne Kommunikation: Viel reden - und zu wenig sagen. Ironisch betrachtet könnte man das wohl die "Beziehungspolitik des Alltags" nennen ...

Zitat:
Eine sehr tiefe Frage. Die Antwort, mag sie noch so durchdacht sein, würde vieles über das lyr. Du offenbaren, allein durch die Fragestellung. Das lyr. Ich weiß das.
Hier gibt es "zwei" Seiten. Einerseits wird viel erwartet, andererseits mehr (als bisher) erwünscht. Das LI zweifelt, was das LD "sucht", es zweifelt an der "Echtheit von dessen Gefühlen", da es nicht erkennen kann, wohin das LD will. Das gleiche "Problem", nur aus einem anderen Blickwinkel: Das LD sagt dem LI nicht, was es sucht, also kann das LI dessen "Ziel" nicht erkennen. Auch hier würde ein offenes Gespräch das "Rätsel" sicher lösen und somit auch die Zweifel beseitigen.

Zitat:
Ein Wir ist nicht einfach zwei Liebende. Die Liebenden sollten sich im Wir erkennen. Ein echtes Wir enthält die Freiheit.
Ganz genau, liebe Dana. Ein "Ganzes" ist immer mehr als nur die "Summe seiner Teile". Die Freiheit eines, wie du bestätigst, echten Wir kann beiden durchaus eine neue, größere Freiheit schenken. Genau betrachtet könnte sie sich sogar "verdoppeln", und zwar für jeden der Beiden.

Zitat:
Bei der Leine "störte" mich das Wörtchen "vor".
Das verstehe ich ehrlich nicht so ganz. Man "scheut" doch "vor" etwas (zurück), beispielsweise: "Das Pferd scheut vor dem Sattel" oder "Das Pferd scheut vor bestimmten Gegenständen". Nun ja, als Kompromiss hätte ich evtl. "jede" anzubieten, denn "eine" und "einem" möchte ich nicht zusammen in einer Strophe (Wiederholung). Aber ich gebe offen zu, dass ich nicht erkennen kann, warum dich "vor der Leine scheuen" hier stört. Liegt es für dich eher am Klang, am Rhythmus oder am Kontext? Wenn du es mir erklären möchtest, könnte ich es sicher verstehen, im Moment stehe ich ein bisschen "auf dem Schlauch".

Zitat:
Eine "große Not" - nicht auszusprechen, was in Gedanken brodelt.
Man kennt es, dieses "lieber-nicht-fragen, weil ..." und fühlt doch, dass das Schweigen noch schwerer wiegt und schon im Vorweg eine Unfreiheit trägt, wenn nicht sogar eine Leine, die man sich selbst angelegt hat.
Die Angst vor der Antwort. Sie wird aus den Zweifeln geboren, also schweigt man lieber. Was die Zweifel ständig erhöht und das Schweigen immer schwerer wiegen lässt. Im Grunde genommen ist es nicht das LD, das dem LI das Gefühl der "Unfreiheit" gibt, sondern das LI selbst. Das hast du sehr gut getroffen, liebe Dana.


Zitat:
Der höchste Wunsch in der Liebe ist Leichtigkeit. Diese gibt Glück und Freiheit.
Wobei natürlich nicht das "die Sache leicht nehmen" gemeint ist. Du hast es verstanden, ich erwähne es nur für eventuelle andere Leser, damit sich hier kein Missverständnis ergibt. Liebe und Offenheit bedingen einander, nur so sind Freiheit und Glück möglich. Wobei ich nicht "schonungslose" Offenheit meine, sondern das offene Gespräch über Gefühle und Wünsche. Wir Menschen können eben nicht Gedanken lesen.(Ich nehme mich selbst nicht aus, als junge Frau beging ich diesen Fehler auch, nur habe ich inzwischen einiges dazu gelernt. Wenn ich dem Partner nicht mitteile, was ich zum Glücklichsein brauche, dann kann er es gar nicht wissen. Wenn er es nicht weiß, kann er nicht entsprechend reagieren.) Das "Rezept" zum "unfreien Unglücklichsein", selbst ausgestellt ...

Zitat:
Liebe Stimme, ich habe gar nicht gemäkelt, weil es nichts zu mäkeln gibt, bzw. weil die Gedanken darin so sehr einfangen, dass man darauf gar nicht mehr achten will.
Du darfst bei mir mäkeln, wirklich. Sonst weiß ich doch nicht, wo Schwächen liegen oder Fehler sind und kann mich dann auch nicht verbessern. Bei mir darf jeder ruhig ganz offen sein. So lange das beim Gedicht bleibt, und nicht an mich als Person gerichtet ist, kann mir auch jemand sagen: Ich finde das Gedicht schlecht. Punkt. (Früher hatte ich das mehrmals.) Dann sage ich: Weia. Das ging offenbar total daneben. So lerne ich auch dazu, nämlich wie man es nicht macht ...

Zitat:
Nochmals, ein tiefsinniges und nachdenkliches Gedicht, das jeder Liebende und jede Liebende lesen sollten.
Oh je, Dana, das ist aber zu viel gesagt. Es soll nur eine Problematik aufzeigen, mehr nicht. Trotzdem vielen Dank, aber nicht übertreiben, ja?

Danke, dass du dir Zeit für einen intensiven Kommentar genommen hast.

Liebe Grüße

Stimme
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