Thema: Hybris
Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 25.03.2012, 10:34   #5
Galapapa
Galapapa
 
Registriert seit: 19.04.2009
Ort: Nordschwarzwald
Beiträge: 878
Galapapa eine Nachricht über MSN schicken
Standard

Hallo Erich,
Dein Sonett hat mich nachdenklich gemacht und das verstärkt, was mich zur Zeit gewaltig beutelt: Ich stelle meine eigenen Texte in Frage.
Dabei geht es mir nicht darum, was Kunst ist und was nicht; das muss doch jeder für sich selbst entscheiden. Ob Musik, Malerei oder Literatur, für mich ist das Kunst, was mich positiv beeindruckt, berührt und begeistert. Dabei stören mich andere Dinge, die mir nicht gefallen aber vielleicht sogar als "wahre Kunst" mit hohen Beträgen gehandelt werden, keneswegs. Auch wertet dies nicht mein eigenes Kustverständnis ab.
Deshalb ist mir der moderne Umgang mit dem Begriff Kunst zu elitär und zu diktatorisch.
Wenn mir Deine Gedichte vor allem ob ihrer oft wundervoll poetischen und gewaltigen Sprache gefallen, dann interessiert es mich nicht, ob dies nun von bestimmten Leuten als Kunst bezeichnet wird oder nicht.
Ähnlich ist es mit den von Dir angesprochenen Regeln: Die Wissenschaft der Lyrik untersucht, ordnet, beschreibt und erklärt, z.B. warum ein Text als schön empfunden wird, abr es kann doch nicht ihre Aufgabe sein, aus gefundenen Formen Regeln dafür abzuleiten, wie ein Text auszusehen hat.
Leute, die Texte produzieren, die mir nicht gefallen, würde ich schon deshalb nicht herabwürdigen, weil ich selber einmal mit Gedichten angefangen habe, die ich heute am liebsten verbrennen möchte.
Um mit als minderwertig Empfundenem umzugehen bedarf es meiner Meinung nicht der Blindheit, sondern des nötigen Gleichmutes, denn diese Blindheit, von der Dein Gedicht spricht, würde Scheuklappen gleichkommen und einer derartigen Isolation würde ich mich nicht aussetzen wollen. Gerade deshalb stelle ich meine eigenen Texte immer wieder und sicher nicht zu Unrecht selbst in Frage.
Herzliche Grüße an Dich!
Galapapa
Galapapa ist offline   Mit Zitat antworten