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Alt 28.02.2018, 18:57   #8
Felix
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Liebe Xenia,
für eine ruhige, sachliche Diskussion bin ich immer zu haben. Deshalb: Danke für Deine Antwort. Das Beispiel mit den Indern hatte ich aus einem anderen Grund angeführt. Es ging in dem Gespräch mit den älteren Damen gar nicht um Inder, sondern um deren Ablehnung einer Familie von "Schwatten", also Schwarzen, die man schon ablehnte, bevor man sie überhaupt gesehen hatte, und um die Verteidigung eines allen bekannten ehemaligen Hausmeisters, eines geborenen Kölner, der inzwischen im Gefängnis sitzt und von dem gesagt wurde: "Aber sonst war das ein lieber Kerl!" (Wohlgemerkt - eines Vergewaltigers einer älteren Geschlechtsgenossin, die er, bitte stell Dir mal die Ängste einer knapp achtzigjährigen Frau vor, im Keller eingesperrt hatte. Mich erinnerte das Verhalten an die Sprüche über Hitler "aber seinen Schäferhund hat er doch geliebt".
Ganz eindeutig: Ich bin gegen jede Art von Gewaltanwendung, Unterdrückung, Ausbeutung und anderer Verbrechen! Die Frage ist: Wie begegne ich solchen Untaten? Konkret: Wie verhindere ich auch solche blamablen Vorgänge wie bei der Essener Tafel?
Wir, eines der wohlhabendsten Länder Europas, wenn nicht gar der ganzen Welt, müssen Tafeln einrichten, damit Bedürftige was zu essen bekommen.
Gleichzeitig werden Tonnen von Lebensmitteln weggeschmissen, Essbares wird aussortiert (woher haben die Tafeln denn ihre Lebensmittel?), gleichzeitig schauen wir ohne aufzumucken zu, wenn ein sehr geringer Teil bei uns über 90% des Gesamtvermögens besitzen. Die Ungerechtigkeiten schreien zum Himmel, aber viele jammern auf höchsten Niveau und suchen die Schuldigen oft an der falschen Stelle.
Ich bin auch eherenamtlich tätig (immer noch) und werde mit Schicksalen konfrontiert, über deren Hintergründe kaum jemand informiert ist. Da muss z.B. eine 80-jährige Witwe um paar hundert Euro bitten, damit sie ihren Mann, der jahrelang in einem sowjetischen Arbeitslager - wo ihn die Justiz der DDR geschickt hatte - zugebracht hat und an den Folgen gestorben ist, beerdigen kann. Solche und ähnliche Fälle bekomme ich zu Hunderten jährlich auf den Schreibtisch (und Gott sei Dank sitze ich in einer Kommission, die unbürokratisch darüber befinden kann, dass da ein bisschen geholfen werden kann).
Zu meinem Bekanntenkreis zählen auch ein paar Afrikanerinnen, z.B. eine Frau mit ihren beiden Töchtern. Sie ist auf abenteuerlichsten Wegen aus ihrem Land geflüchtet, weil die Mutter die Beschneidung ihrer Töchter verhindern wollte. Wie schwer sie es hat, hier Asyl zu bekommen, ist unglaublich. Dass sie mit ihrem Schicksal nicht herum posaunt, wirst Du verstehen. Aber erst einmal ist sie für viele eine "Schwatte", die nur an die Fleischtöpfe will, die auch durch die Ausbeutung ihres Landes durch die edlen Weißen entstanden sind.
Es gibt so viele Probleme und so viele furchtbare Schicksale und manchmal schieße ich sicher übers Ziel hinaus, wenn ich die "einfachen" Lösungen anzweifle, die Motive infrage stelle, die hinter den einfachen Lösungen stecken. Verbrechen müssen bestraft, besser noch verhindert werden. (Und schon höre ich die Einwände: Ja, aber unsere Justiz greift da nicht hart oder schnell genug durch! So nebenbei wird vergessen, dass neben einem Richter, wenn es nicht um Pillepalle geht, zwei Schöffen sitzen, die bei der Urteilsfindung mit dem Richter gleichberechtigt sind.)
Nicht, weil Frau Merkel gesagt hat "wir werden das schaffen", sondern weil ich das selbst glaube: Ja, wir können eine Menge schaffen - aber da müssen die Menschen mal langsam in die Hufe kommen.
Liebe Grüße,
Felix
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