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Alt 03.02.2010, 07:40   #7
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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hallo chavali,

erstaunlicherweise halten manche männer genau diese art gemeinschaft sehr lange aus (manche noch bis weit ins vierzigste lebensjahr hinein!): hin und wieder haben sie eine freundin ( zum amüsieren) und mama daheim erledigt den rest. von einer gleichaltrigen partnerin erwarten sie natürlich die gleiche selbstlose hingabe.
sollten sie mama dann doch mal verlassen, übernimmt die spätere frau/ freindin dann die rolle der versorgerin.( die geliebte kann "mann" ja bequem auch weiterhin außer haus suchen.)

ich kann deinen ärger also sehr gut nachvollziehen.
schließlich und endlich sagte auch ich mir irgendwann einmal: "nie wieder einen mann frisch von muttern!"
und damit bin ich gut gefahren.


hallo hans,

so überperfekt, wie du dir die mama vorstellst, muss sie gar nicht sein, damit der sohn eine macke davonträgt!
aber man weiß ja nie, was daheim hinter verschlossenen türen vor sich geht....


hallo falderwald,

als jüngster von drei brüdern hatte es der junge mann wohl ganz besonders schwer - er fühlte sich offensichtlich verantwortlich für das glück der mutter.
solche verstrickungen passieren häufig. ( es gibt übrigens auch väter, die an ihren kindern klammern! andere mütter wiederum klammern an den töchtern. hin und wieder umklammern auch die kinder ihre eltern!)

das schlimme an solchen gefühlsklammern ist aber dies: es steckt nicht nur egoismus dahinter, sondern eben auch liebe ! und diese beruht auf gegenseitigkeit. in wahrheit verbirgt sich hinter dem "egoismus" des erziehenden die übergroße bedürftigkeit des kindes, das er einmal selber war.
und genau diese bedürftigkeit versuchen die kinder (unbewusst) zu lindern.
(was natürlich auf diesem wege nicht möglich ist und sie nur einen teil ihres eigenen lebens kostet). es nützt daher gar nichts, den egoismus zu verdammen, ohne die liebe dahinter mit in den blick zu nehmen.
daher hilft bloßes zureden hier so wenig, weil das problem ein systemisches ist. ( und als beziehungsmuster oft über generationen "weitervererbt" wird)

in einer fortbildung erzählte uns einmal ein therapeut folgende geschichte:
ein patient kam zu ihm in die therapie, weil er übergroßen waschzwang hatte ( ca. 30-40mal am tage wusche er sich die hände). er lebte noch daheim bei seiner mutter, die sich aufopferungsvoll um ihn und seine krankheit kümmerte.
dem therapeuten gelang es schließlich, den patienten vom symptom seines waschzwanges zu befreien, worauf folgendes passierte: die mutter des patienten wurde schwer krank! das bewirkte einen rückfall beim patienten, worauf die mutter rasch gesundete. letztlich war eine "lösung" des problems nur über einen deal möglich: der therapeut lehrte seinen patienten, herauszufinden, wie wenig oft händewaschen möglich war, ohne dass die mutter erkrankte ( denn offenbar erfüllte das "sich kümmern um das kranke kind" eine sehr wichtige funktion innerhalb dieser beziehung).
diese methode führte dann zum "erfolg": die beiden konnten aber nicht restlos von einander lassen - sie brauchten einander zu sehr.

dass der junge mann ein jahr nach seinem auszug von daheim starb, hört sich schaurig an - so als hätte er noch gar nicht frei sein "dürfen".
"außenrum" kann man sich also leichter "befreien" als "innendrin" - denn die wirkungen sitzen immer in der tiefe und gehen da auch weiter.....
ein jammer, den (vielleicht) nur verhindern kann, wer um solche wirkungen weiß....


liebe klatschmohn,

wir alle kommen lange nicht von dem los, was uns die eltern mitgegeben haben ( im guten wie im schlechten ).
es nützt nichts, außer: immer wieder mal die eigene "müllkiste" durchforsten.
generell gilt wohl: je freier man selber ist, desto freier kann man auch andere lassen.
aber diese innere freiheit ist nichts, was mit (waffen)gewalt errungen werden könnte.
ich sehs zuversichtlich: der "bub" kann noch alles mögliche werden!
er ist ja erst sechsundzwanzig. wer weiß, wen er noch alles trifft?


liebe dana,

du hast recht: diese konkurrenzkämpfe zwischen schwiegermutter und schwiegertochter sind ein überaus grausliches kapitel - und ich bin heilfroh, dass ich selbst in meinem leben niemals damit konfrontiert war.

als ich beim schreiben des gedichtes in die rolle der mutter schlüpfte, spürte ich aber nicht nur den stolz und die angst zu verlieren, ich spürte nicht nur die feindseligkeit und rivalität zu anderen frauen , ich spürte vor allem auch diese übergroße liebe, die sich auf einen einzigen punkt in der welt konzentriert....
es gibt auch männer, die so lieben - und wo es dann oft in eine katastrophe mündet, wenn die partnerin gehen will....

herrschsucht zur absicherung des eigenen selbstbildes ist also nicht allein ein frauenproblem........

danke an alle kommentierenden für die reichhaltigen überlegungen!
larin
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