Thema: Mama
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Alt 15.01.2012, 10:36   #6
fee
asphaltwaldwesen
 
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hallo, thomas.

ich könnte mich mehr für das experiment begeistern, wenn ich die 64 mama-varianten als ton-datei zum hören hätte. so - schriftlich - ist mir da viel zu viel interpretationsspielraum und möglichkeit für missverständnis.

sinds die japaner oder die chinesen, wo dasselbe wort (geschrieben) mit jeweils anderer betonung etwas völlig anderes heißt? mich erinnert das ein wenig. auch kam mir die überlegung, ob es nicht auch vom sprachkultur-raum abhängt, zu wievielen variationen wir fähig sind und bei wievielen "mamas"/"gilberts" einigkeit herrschen kann.

in australien gibt es einen stamm aborigines (wenn ich das noch korrekt verorte in der erinnerung), die kennen über 100 sorten von "braun". und haben auch über einhundert namen dafür. ob wir das auch leisten können, egal mit welchem (und vor allem nur einem!) wort, ist fraglich.

das gedicht tritt m.E. ja eher den beweis dafür an, dass das betonungsprinzip nicht universell einsetzbar ist und die variation der betonung alleine reicht.
einen großen anteil hellseherisches talent wird mama also immer einkalkulieren müssen, wenn das als konzept angewandt werden will. und der sprössling wird eine hohe frustrationsschwelle benötigen, soll das zusammenleben harmonisch bleiben.

ich halte nichts davon, kindern - egal welchen alters!!! - die komplexität sprachlicher syntax vorzuenthalten. wie sollen sie da die sprache erlernen, wenn man ihnen derart entgegenkommt? (ich stell mich da also auch gerne mal taub. vor allem, wenn so sätze kommen wie z.bsp. "mama, kann ich nintendo?" dasselbe gilt auch für schüler, wenn sie das pech haben, unter mein hartes regime zu geraten ).
am anfang der sprachentwicklung und des erlernens tasten sich babys und kleinkinder ohnehin an den hauptwörtern entlang, die sie kennen.

auch hinkt das experiment, auch, wenn ich es als gedankenspiel für lustig halte, weil mimik, gestik und eben hör-ebene fehlen.

mit einer ton-datei mit 64 mal "mama" in allen lebenslagen könnte ich mich allerdings anfreunden.
gerne stell ich dann bei gelegenheit m.E. fehlende mama-varianten dazu. plus den satz, den es ersetzt.


fee


in wien könnte man zudem ohrenzeuge eines dialogs wie dieses werden:

er: "na?"
sie: "naaa...."
er: "na geh"
sie: "najoo"
er: "na oiso"
sie: "naa!"
er: "jooo!"
sie: "joo, na eh!"
er: "na daun..."
sie: "jo"
er: "na!"
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"Gedichte sind Geschenke an die Aufmerksamen" Paul Celan

Geändert von fee (15.01.2012 um 19:58 Uhr) Grund: noch etwas klarer nachformuliert
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