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Alt 11.09.2009, 13:10   #7
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 14.03.2009
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liebe chavali,

ich weiß gar nicht, ob das sich-erinnern so sehr eine sache des wollens ist -entweder es passiert -oder es passiert nicht!
ich glaube, dass es viel mehr damit zusammenhängt, wie erlebtes im gehirn abgespeichert wurde. und das wiederum hängt zusammen mit den emotionen, die jemand hatte, während er etwas bestimmtes erlebte. denn starke emotionen sind auch von intensiver ausschüttung chemischer botenstoffe im gehirn begleitet - diese "brennen" dann den "inhalt" gewissermaßen ins gehirn ein. je intensiver die chemie, desto besser und nachhaltiger wird etwas gemerkt. wieviel chemie im spiel ist, hängt also auch davon ab, welche bedeutung ich einer bestimmten erfahrung zumesse.

man hat es wissenschaftlich untersucht und herausgefunden:
am besten wird behalten , was

1.) angenehm und wichtig war oder
2.) was unangenehm und wichtig war ... danach kommt,dass, was
3.) angenehm und unwichtig war. schlusslicht:
4) unangenehm und unwichtig.

viele erinnerungen sind auch gar nicht "weg" - sondern nur der zugriff ist verschüttet. etwa, wenn einem ein wort nicht gleich einfällt ( das nennt man dann "wortfindungsschwäche").
allzubelastendes wird auch gar nicht bewusst "vergessen", sondern (als selbstschutz, den die psyche automatisch vornimmt) abgespalten, verschoben, verdrängt, umgewertet.....
sich an etwas "vage" zu erinnern , kann also auch bedeuten, dass man es nicht wagt, sich genau zu erinnern ( weil mit der erinnerung auch unangenehme, belastende gefühle auftauchen würden....)
vage erinnertes oder gar nicht erinnertes ist dann keinesfalls "weg" , sondern nur "unterm teppich" - wo es (weil unbewusst) allerhand unfug, wie zum beispiel überzogene reaktionen, erzeugen kann......

unser denken richtet sich nach der emotion, nicht umgekehrt.
wenn ich mich froh fühle, werde ich froh denken.
der umkehrschluss funktioniert leider nicht so gut. nur weil ich frohes denke, muss ich noch nicht froh werden ( wenn nämlich im unbewussten, das heimlich mitmischt, noch ein paar leichen im keller liegen.....)
was aber der fall ist , ist die tatsache, dass jeder organismus, jedes lebewesen in seiner gesamtheit die bestrebung hat, in irgendeine art von balance zu kommen. mitunter auch auf sehr abenteuerliche weise, bei der vielleicht wieder andere lebewesen schaden nehmen....

gras über eine sache wachsen zu lassen ist sicher gut und richtig - aber vorher müssen die "leichen", die möglicherweise darunter liegen, gewürdigt und ordnungsgemäß bestattet werde.....
andernfalls nimmt der spuk einfach kein ende....
liebe grüße,
larin
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!
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