Thema: Zuneigung
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Alt 08.10.2011, 09:50   #3
Justin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Hallo Srtimme,

Du hast einen schönen Text zum Gedicht geschrieben, ungeachtet der kleinen Kritik, die aber nicht vordergründig ist. Sie entspringt Deiner Anschauung und geht so in Ordnung. Das "küß" habe ich genommen, weil es sich meiner Meinung nach am besten in die angestrebten Reimzeilen einpaßt. Es wäre bestimmt nicht so leicht, einen Ersatz dafür zu finden. Mir selbst ist das "mußt" eigentlich schon häufiger begegnet - wenigstens in der Poesie. Abweichende Leseerfahrungen lassen natürlich auch andere Deutungen zu. Eine Alternative wäre möglich, indem wir schreiben: "Ich mußte Dir die Dinge sagen". Was hältst Du denn davon?

Im Gedicht wollte ich den Spannungsbogen zwischen vager Hoffnung und wiederkehrender Enttäuschung aufzeigen. In Extremsituationen bleibt manchen Menschen oft nur der anonyme, unsichtbare Kontakt vorbehalten. Um überhaupt etwas in die Wege zu leiten. Auf dieser Kontaktbasis kann es dann sogar ganz ausgezeichnet klappen. Wenn ein anfängliches Verschweigen aus der Not geboren wurde, sollte keiner von einer betrügerischen Absicht sprechen. Die Dinge ändern sich, sobald ein Outen unausweichlich wird. Nun muß man ja beim Outen nicht unbedingt eine kriminelle Vergangenheit o. ä. offenbaren, sondern nur das, was einem widerfahren ist. Von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, fehlt den meisten die Kraft, damit fertig zu werden. Die Reaktionen reichen dann von "verzweifelt" bis zum "schnellen Übergehen". Was nicht ausgesprochen wird, ist trotzdem gut bekannt. Die Gedanken lassen sich in etwa so formulieren:"Warum soll ich gerade derjenige sein, der sich arrangiert. Es gibt ja noch so viele tausend Andere". Die tausend Anderen denken aber genau wieder so. Es bleibt also alles beim Alten.

Wie es mit der Toleranz bestellt ist, hast Du ganz wunderbar in Deinem Beispiel mit dem Ausländer angeführt, gegen den man erst dann etwas hat, wenn ihn die eigene Schwester heiraten möchte . Das ist wirklich zutreffend. Die Toleranz der Menschen beschränkt sich auf Nebensächlichkeiten, die einen nicht wirklich fordern. Man toleriert irgendwelche Macken, die Zigarette oder das Glas Bier zu viel, den etwas O-beinigen Partner usw. Das alles läuft nicht aus dem Ruder und wird hingenommen...

Die 2. und 3. Strophe des Gedichtes würdigt jemand, der wirkliche Toleranz zeigt und sich deshalb von der Menge abhebt. Solche Personen lassen sich an den Fingern abzählen, verdienen aber den höchsten Respekt. Denn trotz der Schnellebigkeit des Alltags denken sie über den Tellerrand hinaus.

Du hast das Gedicht richtig erfaßt und dazu die passenden Gedanken gefunden. Nicht in jedem Fall beschäftige ich mich mit derr Metrik. Diesmal habe ich es aber getan und ebenfalls einen 4-hebigen Jambus ausgemacht.

Gerne gelesen und kommentiert.

Liebe Grüße

Justin

Geändert von Justin (08.10.2011 um 10:01 Uhr)
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