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Alt 02.03.2018, 20:41   #15
Thomas
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Liebe Xenia,

ich verstehe deine Angst, ich selbst kenne sich schon lange. Du sprichst sie offen an, andere versuchen sie noch wegzudrücken.

Die berechtigte Angst hat ihre Ursache in globalen politischen und wirtschaftlichen Fehlentwicklungen, die seit Jahrzehnten ablaufen, die aber von kaum jemandem gesehen wurden. Dank der Flüchtlinge ist diese Realität nun in der Wohlstandsinsel Deutschland unübersehbar angekommen. Ich selbst konnte nicht verstehen, wie meine lieben Landsleute in schrecklich arme Länder fahren konnten, um in Wohlstandsghettos Urlaub zu machen, sich dabei wohl zu fühlen und das himmelschreiende Elend darum herum zu ignorieren. Nun kommt es in abgemilderter Form hierher und kann nicht mehr ignoriert werden. Über die Unterdrückung der Frau im Islam, die es ja nicht erst seit ein paar Monaten gibt, hat sich kaum einer aufgeregt, nun wird das Thema für viele real, weil es mit den Flüchtlingen hier her gekommen ist. Aber bestanden hat es, wie auch all die anderen Probleme, schon lange, wir haben uns nur geweigert, sie zu sehen. Nun müssen wir, und das macht Angst.

Ich habe keine Idee, ob und wie wir das schaffen, aber wir schaffen es nur, wenn wir nicht auf die Flüchtlinge starren (sie sind nur die Bringer der schlechten Nachricht), sondern auf die Probleme dahinter, welche die Flüchtlinge überhaupt zu uns kommen lassen. Diese vor allem sind es, die politisch gelöst werden müssen, dann schaffen wir das auch mit den Flüchtlingen in Deutschland, sofern sie dann überhaupt noch blieben wollen. Wie das möglich ist, das kann ich nicht sagen, aber was man aus Gleichgültigkeit nicht sieht, oder sich nicht anzusehen wagt, das kann man garantiert nicht verbessern.

Liebe Grüße
Thomas


P.S.: Zur Auflockerung noch ein kleiner Spaß, sozusagen aus dem Gutmensch-Blickwinkel

An den Flüchtling

Willkommen, lieber Flüchtling!
Du kommst mir leerer Hand
Im Schlauchboot und Container
Willkommen hier im Land!

Ei!ei! da bist ja wieder!
Und bist so lieb und schön!
Und freun wir uns so herzlich,
Entgegen dir zu gehn.

Denkst auch an die Verwanden?
Natürlich und zwar sehr.
Sie lieben alle Deutschland,
Und kommen auch gern her!

Nur eins vor allen Dingen
Erbitte ich von dir –
Du musst dich integrieren.
Und du versprichst es mir!

Willkommen, lieber Flüchtling!
Du kommst mir leerer Hand
Im Schlauchboot und Container
Willkommen hier im Land!
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© Ralf Schauerhammer

Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller
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