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Alt 29.12.2011, 18:23   #15
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asphaltwaldwesen
 
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Zitat von Erich Kykal Beitrag anzeigen
... musste ich nie beherrschen lernen! Die waren einfach schon da - irgendwie. Ein innerer Rhythmus, das Begreifen von Sprache als eine sich wiegende Melodie...

siehst du, erich,

so geht es mir mit dem erfassen reimloser lyrik auch von anfang an. ich höre und spüre da rythmus und melodie, wo du - weil deine sprache so anders gepolt ist - diese vermisst, weil sie dir nicht erkennbar sind. die festen, gereimten formen haben da den vorteil, dass melodie und rythmus in ihrer strengen form gar nicht zu übersehen bzw. -hören sind.

ich vergleiche die zwei lyrik-sparten gerne mit klassischem ballett und modernem tanz. da verhält sich das ganz ähnlich. doch beiden ist rythmus und melodie und tiefe der aussage dennoch gemein.

deine und meine sprache und deren wahrnehmung und empfinden scheinen da also an gänzlich entgegengesetzten polen verortet zu sein. denn all das, was du hier so wortreich aufführst, finde ich auch da, wo du es versuchst wegzuargumentieren.

nur eben anders. andere melodie, andere darstellung von lebendigkeit. einfach andere wirkung. ja - sicherlich um einiges abstrakter. und ja - die sprache sehe ich bei solchen texten formal ganz stark zurückgenommen, um mit reduziertesten mitteln den inhalt hervorzuheben.

also die ganz gegenteilige erwartung im vergleich zu deiner. nein - ich sehe den inhalt nicht als austauschbar. für mich sind sprache UND inhalt immer eine einheit und bilden im besten fall mehr als die summe ihrer teile - ein wirkendes gesamtes, das erst im zusammenspiel seine qualität entfaltet.


aber ich hab nicht vor, dir hier eine gegenlektion zu erteilen. ich weiß und erkenne und schätze, was du an der von dir bevorzugten lyrik schätzt, ich habe aber eben auch ein sensorium und ein gehör und gespür für die, die dich nicht erreicht.


keiner sagt, dass du alles mögen und gut finden musst. und ich erwarte und verlange das auch nicht. aber ich erwarte mir dieselbe toleranz und aufgeschlossenheit und unvoreingenommenheit, die auch ich an den tag lege. nicht mehr, aber auch nicht weniger.


lieber gruß,

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Geändert von fee (29.12.2011 um 18:26 Uhr)
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