Thema: Warum nicht?
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Alt 03.01.2012, 12:29   #3
Stimme der Zeit
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Hallo, Thomas,

zuerst möchte ich kurz anmerken, dass ich fees Vorschlag bezüglich der beiden "Herzen" sehr gut finde. Das nur am Rande.

Zitat:
Ein Experiment mit der Nonarime (Stanze mit Zusatzzeile). Diese Form habe ich jedoch aufgefasst als zwei verschränkte Fünfzeiler abab(a)baab oder als Fünfzeiler und Vierzeiler mit umarmendem Reim, wobei nach dem Fünfzeiler der Jambus in einen Trochäus übergeht, um die 'Bremswirkung' des zweiten Fünfzeilers zu verstärken. Weil der Inhalt ganz zufällig auch dazu passt, dachte ich, man könnte das Gedichlein ins Forum einstellen. Angeregt durch '(J)a(n)ussicht' von 'Stimme der Zeit'.
Ich sagte dort auch, dass ich mich sehr darüber gefreut und es auch erkannt sowie als positiv aufgefasst habe, dass diese Möglichkeit enthalten war. Und ich freue mich besonders, wenn das noch zu einem eigenen Gedicht inspiriert hat - das ist eines der schönsten Komplimente, das dem Autor eines Gedichts entgegengebracht werden kann. Daher an dieser Stelle noch einmal ein ehrliches: Freut mich sehr, und Danke!

Ich kopiere das Gedicht hier herein, damit es für Leser einfacher ist:

Zitat:
Was soll das Hetzen und das Jagen?
Was soll das angestrengte Streben,
um uns von allen Alltagsplagen
in heile Welten zu erheben?
Wenn Zweifel doch am Herzen nagen,
Sorgen an der Seele kleben,
Angst, die wir im Herzen tragen
lähmt. Warum nicht einfach wagen,
in den Tag hinein zu leben?
Ich finde, dir ist die "verschränkte" Zweiteilung sehr gut gelungen:

Zitat:
Was soll das Hetzen und das Jagen?
Was soll das angestrengte Streben,
um uns von allen Alltagsplagen
in heile Welten zu erheben?
Wenn Zweifel doch am Herzen nagen.
Zitat:
Wenn Zweifel doch am Herzen nagen,
Sorgen an der Seele kleben,
Angst, die wir im Herzen tragen
lähmt. Warum nicht einfach wagen,
in den Tag hinein zu leben?
Der mittlere Vers ist eine gelungene Verbindung, kann zugleich als "Abschluss" eines fünfversigen Gedichts betrachtet werden sowie als Anfang eines zweiten und auch als Überleitung von einer "Inhaltshälfte" zur anderen. Lediglich das "doch" schmälert die Wirkung ein klein wenig, was den Beginn der zweiten "Hälfte" betrifft - mit ein Grund, warum ich fees Vorschlag so gut finde, denn er "behebt" auch diese (wirklich nur kleine!) "Schwachstelle".

Auch dem Inhalt stimme ich zu (mit einer kleinen "Einschränkung"). Ich denke, der "richtige Weg" liegt wie immer in der "Mitte". Nur ständig durch das Leben zu hetzen, geplagt vor der ständigen Sorge, was morgen kommen könnte, das ist "zuviel des Guten". Wenn z. B. im "Heute" so geknausert und gespart wird, um für das "Morgen vorzusorgen", dass der/die Betreffende buchstäblich gar nicht mehr "lebt" - nein. Auch im "Jetzt" sollte man noch etwas "Schönes" haben, sonst verliert man jede Daseinsfreude. Aber einfach nur völlig "sorglos" zu sein, das funktioniert ebenso wenig (zumindest nur sehr kurzfristig), denn wenn ich heute nicht darüber nachdenke, wo ich morgen mein Essen hernehme - das kann nur "schiefgehen". Es gilt hier, die "goldene Mitte" zu finden. Vorzusorgen, im vernünftigen Rahmen, und sich auch im "Jetzt" genügend zu "gönnen", um auch zu "leben". Nicht immer einfach, da das "rechte Maß" zu finden, ab und zu "schwanken" bei uns allen mal die "Waagschalen" ein bisschen. Wichtig ist nur, dass das Leben nicht auf eine der beiden Seiten "kippt".

Sehr schön auch der Wechsel vom Jambus zum Trochäus, er passt sehr gut zum Inhalt.

Die Form des "verschränkten" Neunzeilers werde ich mir sicher merken, ich finde ihn sehr interessant, gelungen und halte ihn für eine echte Innovation von deiner Seite.

Ich lasse dir hier sehr gerne ein Lob zurück!

Liebe Grüße

Stimme
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