Thema: Waldandacht
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Alt 10.10.2017, 15:05   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
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Standard Waldandacht

Du hölzerner Heiland am Kreuze, verblassend
und einsam im Walde am Weg aufgestellt,
der wie ein Verirrter ins Schwindende fassend
im Nebel versickert, der abendlich fällt:

So seltsam dein Warten auf betende Hände,
verlorenes Leiden in Dunkel und Grün.
Verwittertes Zeichen in rauem Gelände,
wo Flechten und Moose auf Steinen erblühn.

So fällst du, verlassen von gläubigen Herzen
dem Bleichen der Zeit und Vergessen anheim,
nur einmal im Jahr leuchten heimliche Kerzen
dich an wie ein Amen nach göttlichem Reim.

Wo bleiben die Augen, in schmachtender Stille
entboten dem Opfer, aus Liebe erbracht?
Gebrochen der Geist und der glühende Wille -
nur stummes Entgleiten in wortlose Nacht.
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (13.10.2017 um 23:56 Uhr)
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