Thema: Gilets jaunes
Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 10.01.2019, 23:31   #3
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi Terri!

Gut geschrieben! Ein paar Tipps:


Sieh! Unser Zeichen ist die gelbe Weste,
das schlotzige Symbol des Widerstands;
in allen Winkeln unsres stolzen Lands
erwachen aus Verzweiflung die Proteste.

Verbrennt der Oligarchen Goldpaläste
und knüpft sie baumelnd auf zum Totentanz!
Des Zornes Ausbruch trifft sie voll und ganz -
für Volk und Menschen wollen wir das Beste.

Ihr Herrschenden, das obere Prozent,
habt lang genug uns Sklaven ausgebeutet
in freier Marktwirtschaft, wie ihr es nennt.

Es hat ein Wandel sich fast angedeutet,
es werden ungesäumt vom Regiment
gewiss Veränderungen eingeläutet.



Alternative Verse

Ihr Herrschenden, das obere Prozent,
habt an Querelen uns viel zugemutet,
was euch und uns jetzt voneinander trennt.

Selbst wenn ihr zu entkommen euch jetzt sputet,
ob sich ergebend oder renitent,
ihr werdet kraft des Volkes ausgeblutet.



S1Z1 - Der Einstieg "Sieh!" fordert einen betonten Auftakt, was im Sonett mit sonst unbetonten Auftakten nichts verloren hat. Mögl. Alternative: "Das Zeichen, das uns eint: Die gelbe Weste,"

S1Z2 - "schlotzig" wirkt in einem Werk gehobenen Sprachstils extrem gemeinsprachlich und deplatziert. Unbedingt ändern, zB. stattdessen "glühende", "leuchtende" oder so.

S1Z3 - Fallfehler.

S3Z1,2,3 - In der 3. Zeile spricht ein LyrIch die Herrschenden direkt an, in den beiden Zeilen davor nicht. Das passt nicht zusammen. Z1 und 2 sollten daher entsprechend angepasst werden, damit der Satz schlüssig wird.
Dasselbe übrigens bei den alternativen Versen.

S4Z3 - Tippfehler.


Zum Inhalt: Einerseits möchte man gern bei den "Rebellen" sein, den zu kurz Gekommenen, die das saturierte Establishment herausfordern, andererseits lehrt die Erfahrung, wie chaotisch und ebenso ungerecht zerstörerisch solche Umtriebe eskalieren können! Ein Mob oder eine sich verselbstständigende Bewegung randalierenden Protestes sind niemals eine gute Sache, egal, als wie gerecht eine Sache empfunden werden mag.

Gern gelesen!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten