Thema: barbaratag
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Alt 08.12.2011, 14:14   #2
Stimme der Zeit
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Liebe Chavi,

hier musste ich nicht nach dem Namen an sich googeln. Aber ich wusste lediglich von den Bergleuten. Was sie noch alles beschützt: Die Geologen, die Sterbenden, die Schlesier, die Gefangenen, die Glöckner, die Architekten, die Artillerie und sie wird zum Schutz vor Blitzschlag und Feuer angerufen. Das finde ich aus dir bekannten Gründen interessant. Der 8. Dezember ist "Barbaratag".

Leider ist es wahr. Es wäre ja auf eine Art noch halbwegs zu verstehen, wenn es reine Umweltgesichtspunkte wären, die bis zum Jahr 2018 für die endgültige Beendigung staatlicher Zuschüsse im Steinkohlebergbau sorgen werden. (Womit ich nicht meine, dass es für die Betroffenen weniger schlimm wäre!) Dem ist nicht so, es geht natürlich wieder um "Wirtschaftlichkeit", es muss sich ja für die, die ohnehin einen Haufen Geld besitzen, "lohnen". Was wohl auch die letzten Arbeitsplätze kosten wird, denn ohne staatliche Subventionen kann sich der deutsche Bergbau selbst nicht mehr tragen, er ist aufgrund der hohen Kosten auf dem Weltmarkt nicht mehr konkurrenzfähig ...

Dazu ein Link, der auch die "Geschichte" des Steinkohlebergbaus kurz und anschaulich schildert: ht tp://w w w.planet-wissen.de/laender_leute/nordrhein_westfalen/steinkohlebergbau/index.jsp (Leerzeichen entfernen)

Ja, in Billiglohnländern, die ihre Bergleute auch nicht sozialversichern o. Ä und die Bergwerke keinerlei Sicherheitsvorschriften unterliegen, ist es natürlich anders; die Eigentümer in diesen Ländern agieren nach dem "Mit Schwund muss man rechnen - Prinzip", dann sterben halt Bergleute, was soll's ...

Kommt es in Deutschland noch so weit, dass wir uns freuen müssen, wenn es uns "nur" die Arbeitsplätze und nicht das Leben kostet??? Es sieht fast so aus, als ob wir uns allmählich auf dem "Weg dorthin" befinden.

Das ist jetzt ein sonderbarer Vergleich, aber er macht Sinn: In Kaufhäusern werden für die Toiletten meist keine eigenen Reinigungskräfte mehr eingesetzt, sie werden von Reinigungsunternehmen "geleast". Das hat (abgesehen vom sinkenden Hygienestandard) eine Auswirkung, die "den Weg" deutlich aufzeigt - hier ein Link: ht tp://w w w.rp-online.de/panorama/deutschland/chefs-nehmen-klofrauen-geld-weg-1.2021430 (Leerzeichen entfernen). Obwohl das kaum einen Unterschied macht, Kaufhäuser agieren häufig genauso.

Unglaublich, oder? Das Geld auf dem obligatorischen Teller dürfen sie nicht behalten, sie "dürfen" sich statt dessen mit 8,50 € die Stunde "begnügen".

Fazit: Künftig werden wir die Wahl haben, was wir sein möchten: Arbeitlos oder ausgebeutet?

Es geht den Bergleuten nicht besser, es geht allen so, die nicht die Möglichkeit oder die Fähigkeit besitzen, sich per "Ellbogen und Grips" skrupellos durchzusetzen - also den "Weg" in die "Elitäre Gesellschaft" zu finden. Für die "einfachen Arbeiter", die mit ihren Händen ehrliche Arbeit leisten möchten, wird künftig kein "Platz" mehr sein.

Schöne, wunderbare, globale neue Welt!

Dein Gedicht hat die Bergleute als Beispiel gewählt. Ich kann mir gut vorstellen, wie sich ein Bergmann fühlt, wenn er lange Jahre hart gearbeitet und sich dabei die Gesundheit ruiniert hat (um seine Familie und sich mit "Anstand" zu ernähren), um dann erleben zu müssen, dass ihm einfach der Boden unter den Füßen "weggezogen" wird. Was soll z. B. ein 50-jähriger Bermann machen, der nie etwas anderes gelernt hat und aufgrund seines Alters (und wohl auch seines Gesundheitszustandes) ohnehin keine Arbeit mehr finden wird? Zynisch und bitter gesagt: Zuwachs für Hartz IV.

Die Weltwirtschaft basiert auf einem System, das immer mehr "abdriftet". Irgendwann wird das ganze Kartenhaus einstürzen, und das wird eine "globale" Katastrophe werden. Was bleibt zu hoffen? Das nicht mehr erleben zu müssen ...

Liebe Chavi, das ist ein sehr gutes Gedicht, das mich emotional sehr tief berührt hat. Die Schreibweise vermittelt das hervorragend, das ganze Gedicht spricht von Mutlosigkeit und einer Art "abgrundtiefer Müdigkeit". Sprache, Form, Wortwahl, Inhalt, Metrum - mein Kompliment.

Nur ein Vers "passt" nicht richtig dazu, formal gesehen (inhaltlich schon):

Zitat:
der atem fiebrig pfeift
Seine Kürze macht die Inversion sehr auffällig. Vielleicht ziehst du eine Alternative in Betracht? Das sind jetzt nicht unbedingt "konkrete" Vorschläge, sieh es als "Anregung": die lunge knarrt und pfeift / der atem pfeift und keucht (?)

Gerne gelesen und kommentiert.

Liebe Grüße

Stimme
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