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Alt 25.12.2011, 11:44   #6
Stimme der Zeit
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Lieber Thomas,

Zitat:
Dein Schmiedelehrling gefällt mir sehr gut. Vor allem, weil es dir gelungen ist die Phrasierung und Form ganz natürlich klingend zu verwirklichen. Oft glaubt man ja:

Hexameter muss man gefühlvoll mit füllenden Füllwörten füllen,
Dadurch ist garantantiert, dass man das Dam-da-da hört.

Bei dir ist das nicht so. Sehr schön!
ich glaube, dass du mittlerweile ja weißt, wie gerne ich "aus der Reihe tanze". Allerdings erst, nachdem ich den "Regeln" gefolgt bin (ich habe bereits Gedichte im Hexameter, auch mit Holodaktylen, geschrieben). Wenn ich dann gelernt habe, "wie es geht", nehme ich Regeln gerne, "forme sie um" und "experimentiere". (Was bei meinen Sonett-Variationen am besten zu "sehen" ist. ) Ich bemühe mich immer, die Zahl der Füllwörter und Adjektive in dem zu halten, was ich - persönlich - für "angemessene Grenzen" halte. Für mich ist "weniger mehr", was mir zwar nicht immer gelingt, aber ich bemühe mich. Hier ist es so, dass ich, um Füllwörter zu vermeiden, zu mehr Adjektiven greifen musste um dem Versmaß zu folgen. Nun ja - mir sind Adjektive lieber als eine Vielzahl von Füllwörtern, wie sagt das Sprichwort so schön: Einen Tod muss man leiden ...

Vielen Dank für dein "Schön"!

Zitat:
Dem Inhalt der Hymne kann ich nur zustimmen ich finde mich selbst darin wieder und sehe in ihr eine selbstbewusst-bescheiden Antwort auf Schillers

Dilettant.
Weil ein Vers dir gelingt in einer gebildeten Sprache,
Die für dich dichtet und denkt, glaubst du schon Dichter zu sein?

Deshalb wäre das Gedicht meiner Meinung nach auch ideal als Beitrag für den Virtuellen Schiller Salon geeignet. Welche lebendigere Art der Diskussion mit dem 'Meister' (vermittelt duch Schiller) könnte es geben!
Wenn du meinst, dann gerne. Ich werde es später dort einstellen.

Zitat:
Zur Schlusszeile habe ich noch ein zwei Fragen.
1) Meinst du wirklich Werkzeug, oder das Werkstück? Mir würde bildlich letzteres näher liegen.
2) Da du die letzte Zeile mit dem betonen Du beginnst, läge es nicht nahe, das gesamte Gedicht mit einem Pentameter abzuschließen, wohlmöglich sogar mit dem zum 'du' korrespondierenen 'ich' als Schlusswort?
Was Frage 1 betrifft: Doch, ich meine "Werkzeug". Das Werkstück wäre ein "fertiges" Gedicht. Aber das muss zunächst mittels dem Werkzeug "geschmiedet werden". Alles, was wir über Dichtkunst lernen und dadurch wissen, ist das "Werkzeug zum Gedichteschmieden". Wir "halten es" und "assistieren", denn die "Kunstform an sich" (Dichtkunst) findet "Ausdruck durch uns Halter". Es ist natürlich nicht "direkt" zu verstehen, sondern eine reine Metapher und im übertragenen Sinn gemeint.

Zu Frage 2: Das ist eine interessante Anregung. Allerdings würde ich mich über einen konkreten Vorschlag freuen - denn ich habe "herumprobiert", aber es gelang mir nicht, das "ich" ohne "Syntaxverdrehung" an das Ende des Verses zu setzen. Dafür wäre es notwendig, die "Aussage" zu verändern, was ich eigentlich nicht möchte. Gut möglich, dass du oder jemand anders eine bessere Idee hat, vielleicht bin ich ja auch "betriebsblind". Generell bin ich offen für Alternativen, ich finde nur selbst gerade keine, die mir "zusagen würde".

Noch einmal herzlichen Dank für Anerkennung und Lob!

Liebe Grüße

Stimme

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Liebe fee,

Zitat:
muss man also nicht - oder doch jetzt?
ich bin ziemlich vorwitzig und sage mir immer: Ich muss, bis ich es kann. Dann muss ich nicht mehr.

Zitat:
das tragende, würdige des hexameter verortet diese "erhebung" der dichtkunst in die e-sparte. sozusagen die opern-arie unter den lyrischen ausdrucksmöglichkeiten.

dem einen oder anderen vielleicht zu altertümelnd. was aber nichts an der qualitativ hochwertigen ausführung ändert. hexameter so hinzubekommen, dass man eben wirklich auch den inhalt liest und nicht nach der dritten zeile dam-da-da dam da-da- dam eingelullt vom gleichmäßigen gewiege den faden verloren hat, ist wirklich eine kunst.
Volle Zustimmung - aber die kompletten "Lorbeeren" gebühren Klopstock (der den Hexameter in die deutsche "Epen-Dichtung" einführte), und ebenso Goethe und Schiller, die ihn "weiterführten und -entwickelten". Das Prinzip, Trochäen zu verwenden, stammt von Klopstock. (Er wurde dafür teils heftig kritisiert.) Dadurch wird die "Monotonie" verhindert, das Versmaß besitzt mehr "Abwechslung". Im "Nachhinein" ist es amüsant, dass Goethe in seinem "Reineke Fuchs" ebenfalls gegen "Regeln" verstieß, nämlich Klopstocks - worauf Goethe dafür kritisiert wurde. Alles "Neue" wird immer kritisiert, bis es sich "etabliert" hat - woraufhin prompt jemand dagegen "verstößt" und ...

Zitat:
interessant fände ich ein auf der inhaltlichen ebene zeitgenössisch vergleichbares werk in gegenüberstellung dazu. wie müsste das aussehen?
Ich habe einen diesbezüglichen Versuch unternommen, und ihn oben zum Gedicht als "Variante" mit eingestellt. Es würde mich aber auch sehr freuen, wenn ich "Rückmeldungen" bekäme. (Auch negative, es ist ja vor allem ein "Experiment".)

Zitat:
gern gelesen und die kunstfertigkeit genossen.
Herzlichen Dank!

Liebe Grüße

Stimme
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Im Forum findet sich in unserer "Eiland-Bibliothek" jetzt ein "Virtueller Schiller-Salon" mit einer Einladung zur "Offenen Tafel".

Dieser Salon entstammt einer Idee von unserem Forenmitglied Thomas, der sich über jeden Beitrag sehr freuen würde.


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