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Alt 22.05.2018, 10:03   #3
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi Chavi!

Danke für das Anmerken des Verdopplungsfehlers in S1. Keine Ahnung, wie sowas passiert ...

Tatsächlich liegt eine reale Begebenheit zugrunde: Gestern sah ich einen Krimi ("Schnell ermittelt"). Das Mordopfer war ein Siebzehnjähriger, ein missbrauchtes Heimkind und obdachlos, aber verliebt in und geliebt von einem Vierzehnjährigen aus gutem Hause, dessen strengem Vater die Homosexualität des eigenen Sohnes unerträglich war. Der weitere Verlauf des Krimis ist irrelevant, das Setup erinnerte mich jedoch an einen realen Fall aus meiner Jugendzeit, der damals großes Aufsehen erregt hatte:

Ein gleichgeschlechtliches Liebespaar (25 und 15 Jahre alt) hatte den Freitod mit Schusswaffe gewählt, da man ihm die Gemeinsamkeit verweigert hatte - damals in den Achtzigern war Schwulsein noch bei weitem nicht so gesellschaftlich anerkannt (oder zumindest toleriert) wie heute, und der Ältere galt vor dem Gesetz sowieso nur als "böser Missbraucher". Auf die echten Gefühle beider nahm niemand Rücksicht, was letztlich zu dieser Tragödie führte.

Ich habe damals lange über dieses unglückselige Paar nachgedacht und ein paar Dinge in meinem Kopf zurechtgerückt, die seither - wie ich hoffe - an der richtigen Stelle stehen.
Zum Beispiel: Ab wann ist man alt genug für echte Gefühle? Ab wann wird man damit ernst genommen? Darf das Gesetz alles über einen einzigen Leisten wie das "gesetzlich korrekte Alter für Liebe" scheren?
Zuweilen erscheint mir das Korsett unserer Regeln zu starr, wird - obschon in guter Absicht - zu blindem Diktat und Grausamkeit. Ein wenig mehr individuelles Einfühlungsvermögen und Eingehen auf die Lage im Einzelfall würden solche Tragödien weitgehend verhindern - aber was weiß ich schon ...

Vielen Dank für das Interesse!

LG, eKy


PS: Nicht nur die Strophenlänge weschselt, es wechseln sich auch ständig 4- und 5-hebige Zeilen ab.
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