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Alt 22.11.2018, 20:02   #2
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Hallo Hans Hartmut Karg,

ich verstehe nicht, wie man solche Aussagen tätigen kann, geschweige denn, wie man das dann noch so übel zu verpacken schafft, was die äußere Form eines Gedichtes anbelangt, wenn man nicht vollkommen im Vers Libre arbeitet.

Zitat:
Wer kann schon aufsteh'n, wann er will,
Das ist doch kein Rentnerprivileg, ich kann auch aufstehen, wann ich will. Ich muss nur zu bestimmten Zeiten im wachen Zustand anwesend sein, aber niemand schreibt mir vor, wann ich zu Bett zu gehen oder aufzustehen habe.
Es gibt auch noch eine Menge anderer Leute, die sich ihre Arbeitszeit selbst einteilen können oder gar die Tage bestimmen, an denen sie arbeiten usw.

Zitat:
Den Tageslauf ganz frei gestalten?
Auch das ist kein ausschließliches Privileg des Ruheständlers, es gibt genügend Leute, die oben schon näher beschrieben wurden und viele Leistungsempfänger ebenfalls, weil sie z.B. keine Arbeit (in Aussicht) haben.

Zitat:
Der Rentner lebt mit dem Gefühl,
Den Freiraum zu erhalten.
Es mag solche Rentner durchaus geben, aber das ist nicht die Regel. Die Lebensuhr tickt immer schneller und unerbarmlicher. Das ist der letzte Freiraum, der bleibt.

Zitat:
Schon wirft es her das erste Weiß
Und Dächer, Straßen sind bedeckt,
So dass auf städtisches Geheiß
Das Salzgut wird gecheckt.
Falsch. Das wird schon vorher gecheckt. Der Fuhrpark muss auch auf einen frühzeitigen Wintereinbruch eingestellt werden. Ein guter Fuhrpark kann fast sofort von Sommer- auf Winterbetrieb umstellen.

Zitat:
Das Auto in der Garage lassen,
Wenn Salz auf Straßen leckt
Und Mut zum Busfahren sich fassen,
Damit Autos nicht salzbedeckt!
Man kann das Auto in der Garage lassen, muss man aber nicht. Dafür wird ja gestreut, mal ganz abgesehen vom umweltschädlichen Aspekt des Streugutes.
Aber wenn ich den Wagen stehen lasse, dann nicht wegen der Salzverunreinigung am Fahrzeug. Wieso? Das Fahrzeug ist doch kein Haustier, sondern ein Gebrauchsgegenstand. Kann man zwar pflegen, kann man aber auch übertreiben. Das ist kein Grund.
Im Übrigen sind die Formulierungen eine Katastrophe. Das ist Kindersprache und kein bisschen lyrisch.

Zitat:
Das ist ja auch ein Privileg
Der Rentner, die entscheiden können,
Wie sie sich machen auf den Weg,
Um mit dem Salz sich zu versöhnen.
Jetzt frage ich dich, gehts noch? Es mag viele geben, die auf das Auto angewiesen sind, aber die meisten können sehr wohl selbst entscheiden, wie sie sich auf ihren Weg machen, das ist ebenfalls keineswegs ein Privileg der Rentner.
Ich laufe jeden Arbeitstag mehr als 10 km und lege so alle meine Arbeitswege zurück. Bei jedem Wetter und in jeder Jahreszeit, ganz selten nehme ich für eine Teilstrecke den Bus. Und ich habe auch ein Auto, ein schönes sogar, dass ich sehr gerne fahre. Ich entscheide also durchaus selbst, wie ich mich auf den Weg mache. Kein Rentnerprivileg.
Schlimmste Verdrehungen in der Satzstellung.

Zitat:
Damit es nicht Salzschäden gibt,
Braucht es Idee, nicht Rage:
Wer wirklich sein Vehikel liebt,
Der lässt's in der Garage.
So weit geht also die wahre Vehikelliebe? Ich habe immer das Gefühl, mein Auto will regelmäßig gefahren werden. Auch ich mag meine Kiste sehr. Und wenn es draußen sehr schmuddelig ist, dann investiere ich ein Mal pro Woche 2 € und ein paar Minuten und gönne ihm einen Dampfstrahler. Problem gelöst. Dafür muss ich ihn nicht in der Garage lassen.

Zitat:
Es unterscheiden sich im Alter
Menschen durch Intelligenz:
Der eine ist eigener Sachwalter,
Der andere lebt nur im Lenz.
Was bitte sollen dem Leser jetzt diese Inhalte sagen? Es wurden aus einer individuellen Sicht vorher bestimmte Rentnerprivilegien beschrieben, die keine sind, und dann wird daraus zunächst die abenteuerliche These gezogen, dass sich im Alter die Menschen durch ihre Intelligenz unterscheiden, obwohl das die Menschen in jedem Alter machen und sehr wohl sogar in übergreifenden Altersklassen, und abschließend mit etwas begründet, wie ich dies als normal denkender, durchschnittlich intelligenter Mensch absolut nicht nachvollziehen kann?
Für was tritt denn der eigene Sachwalter hier ein?
Dass sein armes Auto nur ja kein Salz abbekommt, es könnte diesem ja schaden?
Wenn wenigstens die Umweltschäden durch das Salz oder die Abgase thematisiert worden wären, dann wäre wenigstens die moralische Absicht erkennbar, denn auch als Satire geht das nicht auf, sie trifft nämlich weder den einen noch den anderen und kann auch moralisch - ethisch aus den vorgebrachten Beweggründen nicht punkten.

So funktioniert die Lyrik einfach nicht. So funktioniert auch ein Forum nicht. Wir erwarten hier eigentlich mehr voneinander und betrachten uns nicht als bloße Abladestation für uninspirierte und handwerklich schlecht konstruierte Zeilen.

Überlege es dir, ob du hier tatsächlich so weiter machen willst. Wertschätzung wirst du von mir dafür nicht erfahren.

Ich bitte für meine herben Worte um Verständnis, aber um hier mithalten zu können, muss man schon ein gewisses Niveau an Talent mitbringen.
Das habe ich jetzt eine Weile beobachtet und kann beim besten Willen dazu nicht mehr schweigen.
Sorry, aber das musste mal raus.


Trotzdem liebe Grüße

Falderwald


PS:

Und jetzt zeige ich dir einmal, rein als Zusatzkommentar, denn als eigenes Thema verbieten mir die Regeln das zu posten und hier habe ich ausführlich kommentiert, wie Satire geht.

Ich hätte den Text so geschrieben:



Dichterprivileg

Ich bleibe morgens temporär
im Bett nach Lust und Laune liegen,
um mich als Multimillionär
an meinen sexy Schatz zu schmiegen.

Wenn draußen dann bei Schnee und Frost
die Finger frieren bis zum Daumen,
genieße ich die süße Kost
von Feigen und von feuchten Pflaumen.

Lässt sich der Rentner dann im Bus
von einem Ort zum andern fahren,
wird meine Welt bei Zungenkuss
und wildem Sex sich offenbaren.

Doch sind dem Öko-Jubelgreis
die Winterstraßen glatt zu salzig,
vermischt das Salz aus unsrem Schweiß...
Hier stoppe ich, denn sonst wird’s schmalzig.

Der Schlauen Privileg in Dramen
befindet sich im Unterschied:
Kein Dichter schleudert seinen Samen
aus einem halbversteiften Glied.

Denn wie Geschichte stets beweist,
sie reißt aus Jux die gröbsten Zoten,
manch einer, der als Dichter reist,
gehörte eigentlich verboten.




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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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