Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 01.09.2011, 18:35   #4
Stimme der Zeit
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Stimme der Zeit
 
Registriert seit: 15.03.2011
Ort: Stuttgart
Beiträge: 1.836
Standard

Hallo, liebe larin,

ein wirklich sehr schönes Werk!

Das Gedicht kann ich sowohl im wörtlichen Sinne lesen (in Form einer Beschreibung) als auch im metaphorischen. In beiden Fällen ist es eine schöne Schilderung, die dazu auffordert, nicht mit Vergangenheit und Vergänglichkeit zu "hadern".

Die Schwalben fliegen, denn das Leben ist voller Kraft. Wenn man bereit ist, nicht nur das "Große", sondern auch das "Kleine" zu sehen.

Haus-Dach-Balken-Putz-Stein-Fenster-Glas: Jedes dieser Worte beschreibt auch einen "Bauteil" im "Haus" des Lebens.

Wichtig ist, dass man sich nicht von den "Gespenstern" erschrecken oder beherrschen lässt. Auch wenn es in alten Häusern manchmal "spukt".

Es ist alles noch in Ordnung, so lange die Schwalben fliegen. Die Schwalbe symbolisiert Hoffnung und Liebe, dabei ist sie zugleich auch ein Zeichen persönlicher Freiheit. Sie drückt die Sehnsucht nach einem geliebten Menschen aus und die Hoffnung auf dessen Wiederkehr. Mythologisch gesehen verkörpern Schwalben den Wunsch der Menschen, der Kälte der Welt zu entkommen. Jeden Winter fliegen sie in den Süden, um im Frühjahr zurückzukehren. Sie entgehen der Kälte, indem sie in ein "warmes Land" ziehen.

Das Reimschema ist ungewöhnlich, aber es klingt gut - damit meine ich, dass seine Komplexität überhaupt nicht heraussticht. Es liest sich wunderbar rhythmisch, als ob es sich durchgängig "gleichmäßig" reimen würde, ich hoffe, ich kann dir so vermitteln, was ich damit meine. Selbst die fünf identischen Reime mit "sich" fallen nicht auf, sondern fügen sich () gut ein. Die Verse aus Strophe 1, die sich in Strophe drei leicht variiert "wiederholen" verstärken noch die Wirkung des Inhalts.

(Ich kenne Oktett und Nonarime, aber 10 Verse pro Strophe sind selten; deshalb kenne ich den Namen nicht, falls es einen geben sollte. Ich denke, es war sicher nicht einfach, deshalb hier mein Lob: Die "Anstrengung" hat sich "gelohnt".)

Ein kleiner Lapsus findet sich in Strophe 2, Vers 9:

unhörbar für Menschenohren – xXxxXxXx

Unhörbar wird xXx betont, so wie auch untragbar oder unendlich; im Gegensatz zu unsinnig oder unmenschlich (Xxx).

Das liegt daran: Es gibt Hörbar, tragbar und endlich - aber es gibt kein Unhör, Untrag oder Unend. Dafür gibt es Unsinn und Unmensch. Ich hoffe, ich konnte das einigermaßen darstellen.

Abgesehen von dieser einen, kleinen Erbse finde ich das Gedicht sehr, sehr gut gelungen.

Gerne gelesen und kommentiert.

Liebe Grüße

Stimme
__________________
.

Im Forum findet sich in unserer "Eiland-Bibliothek" jetzt ein "Virtueller Schiller-Salon" mit einer Einladung zur "Offenen Tafel".

Dieser Salon entstammt einer Idee von unserem Forenmitglied Thomas, der sich über jeden Beitrag sehr freuen würde.


Stimme der Zeit ist offline   Mit Zitat antworten