Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 02.05.2011, 09:07   #26
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi, Faldi!

Wenn ich gleich mal einhaken darf:

"...muss es seitens der Natur schon ein Konzept gegeben haben." - Erster Denkfehler!
Es gibt kein "Konzept", nur eine logische Folge von Aktion-Reaktion, ein Einander-Bedingen ohne Plan und Willen. Evolution "will" nicht, sie geschieht einfach. Leider scheint gerade dieser simple Gedanke so vielen Menschen so unerträglich, dass sie lieber "Konzepte" suchen oder unterstellen.
Unser Sein ist also nur ein beliebiger "Zwischenstand" eines Prozesses, der auch irgendwann an die Grenzen der Physik stoßen wird. Bewußtsein ist auch etwas, das es in allen Stadien der Entwicklung parallel gibt: Vom unbewußten Sein der Pflanzen (Sorry, aber da kann ich nun wirklich nicht davon sprechen!) über das - eher vage, instinktlastige - Teilbewußtsein der Tiere (vom simplen "Programm" der Insekten in allen Ausprägungen bis hin zum nach menschlichen Maßstäben "Fastbewußtsein" der höheren Affen) bis hin zu uns, den tatsächlich nachhaltig Denkenden (Das ist, was wir zumindest denken...hihi).

"...da dieser Trieb nun mal gegeben ist, zeigt dieses nun den Willen der Natur,..." - zweiter Denkfehler!
Eine unzulässige Personifizierung, die unterstellt, dass "die Natur" etwas sei, das einen eigenen Willen haben kann, somit also quasi "beseelt" sei.
Dies ist unwahr. "Natur" ist ein Produkt unzähliger ineinandergreifender und einander bedingender Abläufe ohne Bewußtsein, bei dem es kein "Falsch oder Richtig" nach menschlichen Gesichtspunkten gibt. Wenn wir aussterben, hat niemand etwas "falsch" gemacht. Es ist eben so, und irgendwie geht es weiter, bis es irgendwann irgendwie eben nicht mehr weitergeht. Auch daran ist nichts "falsch gelaufen", wir wurden nicht zum Wohl eines höheren Gutes "ausgemerzt". Dieser Zwang des menschlichen Bewußtseins, unsere Sozialfunktionen auf Unbelebtes zu extrapolieren, ist lästig und bedingt viele unbewußte Fehlreaktionen.

Das Leben ist ein elektrochemischer Selbsterhaltungsprozess auf der Basis von Aminosäuren, der nach Milliarden Jahren der "Verfeinerung" ein Bewußtsein entwickelt hat, das noch sehr fehlerhaft und unfertig ist und deshalb keine Erklärung für sich selbst hat. Ich persönlich denke, die Entstehung dessen, was wir so "hoch" einschätzen, dass es uns Ehrfurcht abnötigt, ist ein reines Zufallsprodunkt und folgte simpelsten logischen Gesetzen: Ursache und Wirkung! Es gab nie eine "Schöpfung" als bewußten Akt. Der Zusammenschluss mehrerer Molekülketten funktionierte einfach "besser" in punkto Selbsterhalt, und die Möglichkeit der Zellteilung (Klonung) schuf bessere Bedingungen zum Erhalt derselben - Masse macht's!
Die Teilung in Geschlechter funktionierte besser, da eine gewisse genetische Bandbreite eine höhere Überlebenswahrscheinlichkeit bietet, deshalb setzte sich dieses Konzept - zumindest für höhere und daher für Veränderungen anfälligere Lebensformen - durch.
"Belebung" ist also nichts weiter als ein zufällig entwickelter elektrochemischer Prozess, der als simple Reaktion von Molekülketten begann und sich evolutionär fortsetzte.
Daher ist das Herstellen von Leben nur eine Frage der Zeit und des angesammelten Wissens. Zu unterstellen, nur, weil wir es noch nicht ganz verstehen und nicht können, wäre da irgendein diffuser höherer Plan am Werk, ist hochgradig unzulässig, wenn man auf dem vielbesungenen Boden der Objektivität bleiben will. Es liegt also keineswegs "auf der Hand", dass da "noch irgendetwas" sein muss. (Dritter Denkfehler!)

So zumindest würde ein Naturwissenschaftler die Welt erklären, würde ich meinen. Als Laie hab ich aber sicher vieles übersehen.

Allen anderen Punkten deiner Argumentation stimme ich offen zu!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (08.08.2018 um 19:23 Uhr)
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten