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Alt 03.11.2018, 09:48   #1
Friedhelm Götz
Schüttelgreis
 
Registriert seit: 02.11.2011
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Standard Tod den Sonettisten - Sonett und Spiegelsonett

Tod den Sonettisten

Euch folgen Männer mit dem Leichenwagen,
die gerne eure Knochen bleichen lassen,
auf dass sie gleichen jenen leichenblassen,
die im Morast dem tiefen, weichen, lagen.

Wie sehr die Kerls nach euren Leichen streben!
Sie sammeln, schaut, am Teich und Strande Leichen.
Man sieht sie über alle Lande streichen,
es scheint, dass sie von Todesstreichen leben.

Wie sorglos könnt ihr euch in Reichen laben!
Der Schnitter lässt kein Halm von Feldern wallen.
Ihr Sonettisten müsst in Wäldern fallen
anheim dem Fraße gierger Leichenraben.

Zum Himmel auf. Ihr klagt, die Leiter wankt?
Ich halt sie fest, dass sie auch weiter langt.

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Ein guter Christ die Himmelsweid erlangt,
selbst wenn die Leiter manchmal leider wankt.

Verfallen dort noch viele Leichen Raben,
den Sonettisten lässt kein Weltheer fallen.
Kann einer flügelnd von dem Feld her wallen,
wird Gott ihn als den Glaubensreichen laben.

Es gibt auf Erden so viel Streit im Leben,
drum wollen wir nun das Geläster streichen.
Im Angesicht so sehr gestresster Leichen
erkennen wir schon unser Leid im Streben.

Wie häufig störten doch als Wicht mich Lagen,
da glich ich fast schon wie ein „Loser“ Blassen.
Wird man mir den Novemberblues erlassen,
will ich als Sonettist zum Licht mich wagen.
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Reime zu schütteln, gilt vielen als Nonsens von Spaßern, nichts Rechtes!
Aber die Spaßer mit Ernst suchen im Unsinn den Sinn!

Geändert von Friedhelm Götz (05.11.2018 um 17:07 Uhr)
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