Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 31.08.2009, 17:09   #1
Medusa
Gesperrt
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Berlin
Beiträge: 2.213
Standard Das Pantum zum Selberbasteln

Liebe Poetinnen und Poeten,

Klatschmohn stachelte mich zu diesem Faden an :

Ich glaub, es war Veredit, die das erste Pantum hier einstellte. Wie ihr wisst, interessieren mich alte Formen sehr und so beschäftigte ich mich recht intensiv damit. Folgendes habe ich heraus gefunden:

  1. Ursprünglich stammt das Pantum (oder der Pantun) aus Indonesien. Diese Sprache enhält kein Perfekt und keine Konjugationen. Ein Pantum in deutscher Sprache zu dichten, ist darum um ein Vielfaches schwieriger.
  2. Eine Begrenzung der Anzahl der Strophen gibt es nicht; ich halte sechs bis zwölf für durchaus angebracht, um den Inhalt zu transportieren.
  3. Die Strophen sind durchgehend Vierzeiler im Kreuzreim (abab) mit acht bis zwölf Silben.
  4. Inhaltlich, und das ist ganz besonders schwierig, sollten die ersten beiden Verse einer Strophe sachlich sein bzw. einen Zustand benennen; der dritte und der letzte Vers sollten eigene Gefühle ansprechen.
  5. Die Verse mäandern durchs gesamte Gedicht. Wichtig ist, dass der erste und der dritte Vers der ersten Strophe als zweiter und letzter Vers in der letzten Zeile wieder kehren.
Hier, als Beispiel eines meiner, keineswegs perfekten, Pantume:



Vergangene Zeiten


Du musst nicht an Vergangenem verzagen.
Es ist vorbei, drum hilft kein Lamentieren.
schau stets nach vorn, vergiss die vielen Klagen.
Gemachte Fehler musst du akzeptieren.

Es ist vorbei, drum hilft kein Lamentieren.
Du bist meist ängstlich, viel zu oft befangen.
Gemachte Fehler musst du akzeptieren.
Das wird dir Stärke, Kräfte abverlangen.

Du bist meist ängstlich, viel zu oft befangen.
Geh neue Wege, manche auch verwegen.
Das wird dir Stärke, Kräfte abverlangen,
vertrau auf dich, lauf tapfer dir entgegen.

Geh neue Wege, manche auch verwegen.

Es gilt, das Jetzt mit Zuversicht zu richten,
vertrau auf dich, lauf tapfer dir entgegen.
Du kannst Dir eine neue Welt errichten!


Es gilt, das Jetzt mit Zuversicht zu richten.

Verloren hast du viel, nun heißt es: Leben!
Du kannst Dir eine neue Welt errichten!

Versuch, nicht an Erinnerung zu kleben.

Verloren hast du viel, nun heißt es: Leben!

Schau stets nach vorn, vergiss die vielen Klagen.
Versuch, nicht an Erinnerung zu kleben.
Du musst nicht an Vergangenem verzagen
.

Wer sich versuchen möchte, befindet sich in bester Gesellschaft: Beaudelaire, Verlaine, Hugo und Pastior schrieben wunderhübsche Pantume!

Ich wünsche euch Neugier und jede Menge Kreativität!
Liebe Grüße,
Medusa.

Geändert von Medusa (01.09.2009 um 09:18 Uhr)
Medusa ist offline