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Alt 29.09.2019, 00:43   #3
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi Chavi!

Ich rege mich hier nicht auf, sondern versuche zu ergründen, was die Motivation für das Glaubensbedürfnis der Menschen darstellt. Simple psychologische Mechanismen, seit der Steinzeit nicht überwunden.
Natürlich schimmern mein Unverständnis und mein Widerwille immer wieder durch, da kann man wohl nichts machen. Was ich eigentlich will, ist Denkanstöße zu geben - wenn ich nur einen einzigen Kirchkriecher damit erreichen und zum Grübeln bringen kann, war der Aufwand nicht vergebens.

Die grundsätzliche Frage ist nämlich gar nicht, ob es überhaupt Götter (oder den einen Gott) gibt oder ob sie wirklich Anbetung einfordern, sondern jene, warum der Mensch selbst sich so gern unterordnet, anbetet, gehorcht. Reines Schutzbedürfnis? Und selbst wenn - ist das eines modernen gebildeten Individuums nicht unwürdig? Und welchem Gott könnte tatsächlich an all dem unterwürfigen, kriecherischen Geschleime gelegen sein? Was kann so schlecht daran sein, stolz und unabhängig im Geiste zu sein? - Es sei denn, es schadet den Mächtigen, die Religion benutzen: Kritisches, hinterfragendes Denken ist Gift für jene, die Nutzen aus der kulturellen Übereinkunft ziehen, sich einem gemeinsamen Glauben zu unterwerfen, so als könnte der Mensch ohne diesen Hokuspokus nicht glücklich werden!

Aus Kinderängsten wird pathetisches Wunschdenken mit Anspruch auf Ausschließlichkeit - je nach Kultur und Zeitgeist anders, aber immer exklusiv und elitär, damit sich der Gläubige besser fühlen darf als der die Verdammten, die was anderes sagen. Dafür muss er sich lebenseinengenden und demütigenden Ritualen unterwerfen, damit ihm auch nur ja immer klar ist, was für ein wertloses Wesen er (als Ebenbild seines Gottes!) ohne den rechten Glauben, ohne die freiwillige Unterwerfung ist (und natürlich auch mit ...)!
Das Militär geht ähnlich vor: Das Individuum wird gebrochen, um es als Teil der Gruppe, als willige und stolze Ameise neu aufzubauen, die alles für die Idee tut, der sie sich verpflichtet hat. Der Einzelne zählt nicht - das Ziel der Gruppe ist alles! Wirf dich auf die nächste Handgranate!

Naja - wenn ich das jetzt so lese, hast du wohl recht: Ich rege mich tatsächlich auf! Werd ich wohl immer - sogar noch auf dem Scheiterhaufen!

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
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Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (20.10.2019 um 19:34 Uhr)
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