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Alt 01.06.2014, 16:58   #6
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Registriert seit: 07.02.2009
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Moin wüstenvogel,

ich kenne einige Schriften von Krishnamurti, kann aber nicht allen seinen Aussagen bedingungslos zustimmen.
So auch dieser nicht, denn meines Erachtens ist sie nicht allgemeingültig, denn es sind eben auch die Bilder, die wir voneinander geschaffen haben und die uns miteinander in Kontakt bringen.
Was freilich nicht heißt, dass die umgekehrte Aussage nicht auch stimmt, aber sie ist eben nur eine Seite der Medaille.

Ich sehe es so, ohne Bilder keine Welt, kein Bewusstsein und kein Leben, wie wir es kennen. Wir sind nun mal auf Bilder, ob visuell oder klanglich, geschmacklich etc., angewiesen. Bilder sind unser Leben und Gedanken, Erfahrungen, Vorstellungen, Wünsche, Ängste und Hoffnungen sind genau das, was unsere Individualität ausmachen.
Diese können wir miteinander teilen. Wir spiegeln uns in den Bildern der anderen wieder, können mitempfinden, mitleiden und lieben.
Natürlich gibt es auch die negativen Gefühle und Bilder, die genau das Gegenteil bewirken, doch das sind die Relationen die wir brauchen, um zu erkennen, was für uns gut oder schlecht ist.

Die nackte Existenz, das pure Leben gibt es nicht, das ist eine Utopie und ich weiß auch nicht, ob diese erstrebenswert wäre, denn das eigentlich Menschliche ginge dabei verloren.

Wenn die Bilder aufhören, dann bin ich tot und habe eine reine Form erreicht, nämlich die pure Nichtexistenz.

Solange aber die Bilder auf mich einströmen, solange lebe ich und kann mich an ihnen orientieren. Ich muss gar nicht wissen, wie ich bin, was ich bin oder wer ich bin, es reicht mir zu wissen, dass ich bin.
Was will ich also entdecken, wenn ich mich meiner Bilder entledige?
Den Tod? Der kommt eines Tages ganz von selbst. Solange aber möchte ich meine Bilder behalten.


Gerne gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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