Thema: Fast nichts
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Alt 19.07.2015, 18:43   #2
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, Thomas!

Ein interessanter Duktus, der durch die rhythmische Heberverteilung in den Zeilen erreicht wird: 3-4-4-3-4-4

Kein Komma nach "klingt" in Z4.

Stilistischer/satzmelodischer Vorschlag für Z6: "die hinter trüben Scheiben weinen."

In Z3 wird von "dieser Traurigkeit" gesprochen, was eine spezielle Art von Traurigkeit impliziert. Leider wird nicht erklärt, worin diese spezielle Traurigkeit denn nun besteht oder wurzelt.

Also entweder die Zeile ändern: "ein Anflug sanfter Traurigkeit." oder so ...
- oder eine einleitende Strophe vor- oder zwischenstellen, die auf diese Art der Traurigkeit eingeht und sie erläutert. Am passensten erschiene mir eine Fortführung des Satzes mittels eines dreizeiligen mittigen Einschubs von der gleichen Hebungsfolge wie die Zeilen 1-3 und 4-6.

In etwa so:

In ihrer Stimme schwingt
seit jenem Tag von Zeit zu Zeit
ein Anflug dieser Traurigkeit,

die seltsam schweigen macht
und aller Sinne sachtes Gut
erkühlt in jene Trauer tut.

"Es geht mir gut", das klingt
wie Augen, die geöffnet scheinen
und hinter trüben Scheiben weinen.


Sehr gern gelesen und beklugfummelt!

LG, eKy
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Geändert von Erich Kykal (19.07.2015 um 18:51 Uhr)
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