Thema: Herbstwehen
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Alt 04.03.2017, 02:03   #11
Jongleur
Hallig-Dichter
 
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Hallo Chavali,

ein teilweise schöne Naturbeschreibung, die mMn nicht recht weiß, was sie will. Schon die Zeitverhältnisse sind mir unklar. Das Gedicht beginnt damit, dass die Schwalben "heute" fortgeflogen sind. Dieses "heute" öffnet eine Szene. Die Kamera verfolgt die Zug der Schwalben. Ja? Youtube widerspricht: der Zug der Singvögel fliegt nur nachts. Tagsüber kümmern er sich um Nahrung oder schläft.

Gut, begänne nun das Gedicht mit "nachts sind die Vögel fortgeflogen", bekäme ich ein weiteres Problem. Wie bemerkt man überhaupt, dass die Schwalben plötzlich weg sind...? Gut, man könnte damit beginnen, dass sie sich gestern Abend lärmend in der großen Linde zum Abflug versammelten. Dann könnte man den Vollmond erwähnen und die Ruhe am folgenden Morgen. Wie ja auch beschrieben. So könnte Melancholie entstehen, ohne explizit benannt zu werden.

Aber das Gedicht hält sich nicht an diesen Plan. Es springt im Zeitraffertempo von Ort zu Ort, von Zeit zu Zeit. Warum? Um elegisch die sterbende Natur zu betrauern? Naja, klagen soll das Gedicht wiederum auch nicht....

Und so bekomme ich den Eindruck, dass das Gedicht nicht so recht weiß, was es will.

Eigentlich sehr schade. Ich habe mir einige Videos ansehen müssen... nein können, um möglichst präzise argumentierend bis zu dieser Stelle zu kommen. Waren sehr interessante Videos über Vogelzüge und Herbstmonde darunter. ;-). Danke für diese (wenn auch) zufällige Anregung.

Und Danke, Angelika und Chavali, für Euern kurzen Dialog zum emotionalen Motiv dieses Gedichtes . Er machte mich auf das Dilemma vieler Naturgedichte aufmerksam: sie wissen wohl oft selber nicht genau, wofür sie da sind - ob sie lieber klagen oder malen wollen. ;-)

Lg

Geändert von Jongleur (04.03.2017 um 14:00 Uhr)
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