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Alt 26.10.2011, 16:15   #3
Stimme der Zeit
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Hallo, larin,

sehr schön, wie du mit einem Lied die Musik beschreibst – und vertonst.
Ich fand gleich in die Melodie deines Textes. (Damit ich das auch mal erwähne: Das funktioniert nur, wenn ein Gedicht auch eine Melodie besitzt! )

Ich möchte dich nur auf zwei Verse aufmerksam machen:

Zitat:
Niemals! Nach kurzem Innehalt folgt die Replik
Hier zeigt sich auch der Unterschied zwischen Metrum und Melodie. Metrisch betrachtet ist der „Haken“ das Wort „Niemals“ Xx, wodurch der Vers trochäisch beginnt; in der Melodie jedoch läuft das metrisch korrekte Wort „Innehalt“ nicht „rund“, wogegen dort wieder „Niemals“ keine Probleme macht. Ich vermute, dass du im „Sinne der Aussage“ (Innehalt(en) vor der Replik) diesen Vers bewusst so formuliert hast – aber es klappt irgendwie „nicht ganz“, wenn ich das so sagen darf.

Dann die Erlösung: Kein himmlische Fanfare - xXxXxxXxXxXx

Hier ist es beinahe genauso. Metrisch sorgt das „Kein“ für einen daktylischen Versfuß, aber es „stört“ nicht beim Lied – dort „verschiebt“ sich beim „Singen“ der „Haken“ zum Wort „himmlische“.

Für den ersten von mir erwähnten Vers kann ich keinen Vorschlag machen, ohne dass ich ihn komplett umschreiben müsste. Ich wies bereits darauf hin, dass ich das nicht mache, denn solche „Eingriffe“ sind, wenn schon, nur das Recht des Autors. Aber für den anderen Vers wüsste ich eine Lösung. Da im Gedicht die Anzahl der Hebungen ohnehin zwischen 4, 5 und 6 wechselt, würde es auch gut in Melodie und Rhythmus passen.

Dann die Erlösung: Ohne himmlische Fanfare –

So würde es gehen, natürlich nur, wenn du möchtest. Ich halte aber fest, dass dieses Gedicht (Lied) bis auf diese drei einzelnen Worte sehr gut gelungen ist – sowohl als auch!

Jetzt zum Inhalt, denn diesen finde ich wirklich sehr schön, ich mache mich gerne an eine ausführliche Interpretation.

Ich habe schon bewundernd gesehen, wie beim Harfenspiel die Hände in dieser „ganz besonderen Bewegung“ über die Saiten „gleiten“. Es wirkt auf Zuschauer sehr „elegant“, was hier im Gedicht mit „fliegenden Fingern“, „wiegen“ und ganz besonders mit „Wellengang“ ansprechend dargestellt ist. Harfenklänge assoziiere ich immer mit Elfen oder Engeln, und es stimmt, sie haben etwas „Zauberhaftes“ an sich. Aber das ist dem „Geheimnis Musik“ ohnehin zu eigen, nur die Harfe besitzt da einen kleinen „Tick“ mehr davon.

Ja, Musik stellt Fragen und gibt Antworten. Sie kann emotional berühren – traurig oder fröhlich stimmen, „unheimlich“ wirken, und Fantasieszenarien erzeugen. Nicht ohne Grund gibt es z. B. in Filmen „Hintergrundmusik“, denn sie „verstärkt“ die Wirkung der Bilder, intensiviert sie oder ruft ganz bestimmte Gefühle hervor. Der Mond ist für sich alleine nur ein Mond, aber mit entsprechender musikalischer Untermalung wird eine romantische, naturnahe oder sogar gruselige „Stimmung“ im Betrachter erzeugt.

Musik beruhigt oder „brandet auf“, so wie die Hände der Harfenspielerin im „Wellengang“ über die Saiten der Harfe gleiten, so „schwillt“ auch Musik „ab und an“. Das gilt besonders für die klassische Musik. Hier im Gedicht erklingt kein „furioses Finale“, sondern ein „Glockenklang“ aus sanften Tönen. (Wie treffend: Engel(shaar) – eine meiner Assoziationen mit dem Harfenspiel.)

Schön auch die Wiederholung bestimmter Verse und Worte aus der ersten Strophe. Eine „Welle“ brandet ans Ufer und fließt wieder zurück. Ich finde es recht bemerkenswert, dass Harfenspieler beim Spiel eher lächeln als andere, wie z. B. Klavierspieler ...

Sehr gerne gelesen und kommentiert.

Liebe Grüße

Stimme
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