Thema: Schwestern
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Alt 29.08.2010, 12:08   #11
Quicksilver
lebendig
 
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Hallo Justin,

dein Einstand auf dem Eiland ist dir recht gut gelungen. Man bemerkt deinen guten Sprachrhythmus. Dennoch habe ich einige Anmerkungen, bzw. Anregungen, die dir zeigen, warum ich das Gedicht nicht als rund bezeichnen würde. Natürlich ist es an dir, dies als gewollte "Unzulänglichkeit" zu deklarieren Meine Kommentare sind meist recht kritisch und ich hoffe, du nimmst es mir nicht übel.

Zitat:
Ich denke oft an die zwei Schwestern,
mit ihren gar nicht weichen Namen. <<hierzu hinterlässt du keien Shlüssel. Es erscheint am Ende also so, als ob die "weichen Namen" überhaupt nichts mit dem Rest des Gedichtes zu tun haben. Da man hier jedoch rätselt, fühlt man sich um den Erfolg gebracht.
Aus dem Gedächtnis, aus dem Gestern
erscheinen mir die jungen Damen. <<die 2 letzten Verse birgen kaum Neues - sie wirken wie Füllverse um zu reimen. "Ich denke oft" aus Vers 1 sagt m.E. schon aus, dass es sich um die Vergangenheit handelt. Zudem doppelst du diesen Umstand auch noch in Vers 3.

Real hab ich sie nie geküßt,
seh bloß sie noch aus weiter Ferne.
Wer in der Sache besser ist,
das wüßte ich sehr gerne. << diese Strophe empfinde ich sprachlich als nicht angemessen. Die Ellipsen in Vers 1 und 2 stören mich ebenfalls leicht. Um einen Vorschlag machen zu können, muss man jedoch erst wissen, ob beide nie geküsst wurden, oder nur eine der beiden. In den nächsten Strophen kann interpretiert werden, dass eine der beiden übrig blieb Mit "sprachlich nicht angemessen" meine ich z.B. "in der Sache" in Bezug auf Küsse - das ist wenig lyrisch und kein Stück romantisch in meinen Augen

Die eine hab ich sanft liebkost,
bereits vor Ewigkeiten,
das hat sie gar nicht mal erbost, << "gar nicht mal" ist für mich auch zu umgangssprachlich formuliert.
mein Herz begann zu läuten. << ansonsten ist dies eine sehr schöne Strophe, obwohl die Reime nicht rein sind.

Da war ein Schmetterling im Bauch,
ich sprech von Schmetterlingen. << die Dopplung von Schmetterlingen mag mir in dieser Art nicht gefallen. Das liegt am "Ich sprech von". Ich kann den Finger nicht richtig drauf legen, fände aber eine andere Lösung eleganter. Wie wäre es mit "gar viele Schmetterlinge" und im 4. Vers dann "die Liebe und solch Dinge"
Ihr kennt ja die Gefühle auch,
von Lieb und solchen Dingen. << ich habe das "von" gestrichen, weil es nicht passt "ihr kennt ja die Gefühle auch, von Liebe..."

In diesem Fall wird mehr gewollt,
wer kann das schon verschweigen? << "verschweigen" passt m.E. nicht. "Verneinen" ist vom Sinn her besser - meiner Meinung nach. Nur passt dann der Reigen nicht mehr
Aus Angst, sie hätte mir gegrollt,
blieb unerfüllt der Reigen.
alternativ:
In diesem Fall wird mehr gewollt,
wer könnte das verneinen?
Aus Angst, sie hätte mir gegrollt,
blieb es nur bei der Einen.

Das ist natürlich auch nicht das gelbe vom Ei
Abschließend möchte ich noch sagen, dass du sehr viele einsilbige Wörter benutzt. Das kann gefährlich sein, wenn nicht von Anfang an ein klares Metrum vorgegeben ist, zu dem man diese Wörter dann hinbiegt. Zudem wird ein und dasselbe kurze Wort mal betont und mal unbetont gelesen - bei dir z.B. ich, die, aus, dem.

Ich kann verstehen, wenn du all dem keine Bedeutung beimisst. Ich wollte lediglich aufzeigen, was ich persönlich als Leser denke, wenn ich dein Gedicht lese. Ich bin gespannt auf weitere Gedichte.

Gruß
von
Quicksilver
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