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Alt 13.05.2011, 06:19   #5
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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hallo ihr beiden,

na - ihr habt aber eine menge "sorgen". manchmal habe ich den eindruck, die philosophie verkompliziert nur das leben.

der gedanke, dass ich möglicherweise gar nicht existieren könnte, weil es kein "ich" gibt, erheitert mich.
dann würde ich aber jetzt wirklich gerne wissen, wer hier die ganze zeit die computertasten drückt...?
oder wer immer das geschirr in der abwasch stehen lässt oder wer am klo das licht brennen lässt oder ..... oder......

auch dieses gedankenexperiment stimmt meine laune fröhlich:
jemand behauptet: "dich gibt es gar nicht" - worauf ich ihm eine runterhaue und ihn dann frage, woher sein "veilchen" kommt?

ich denke, rein strafrechtlich betrachtet, sollte sich die idee, dass es kein "Ich" gibt, nicht allzu sehr verbreiten - denn das würde die ganze jurisprudenz, so wie wir sie heute kennen, über den haufen werfen. abgesehen davon will heutzutage ohnehin keiner mehr verantwortung übernehmen....
unsere moralischen westen sind schneeweiß - "weiß mit möpsen drauf"....
(ein toller sager, der sorgte hierzulande sehr für erheiterung)

@ falderwald:
ich möchte dich auf einen denkfehler hinweisen.
du sagst, die regeln im universum seien "logisch". das kann aber nicht sein - denn das hieße ja dann, dass es ein irgendwie geartetes überregionales, überzeitliches bewusstsein gäbe, das diese logik einsetzt - ein umstand, den du selber in frage stellst. ich würde daher vorschlagen, du verwendest an diese stelle das wort "funktional". die regeln und strukturen im universum sind funktional, weil sie sich so aufgrund der zu einem bestimmten zeitpunkt vorherrschenden massen= energieverhältnisse gebildet und zuge der entwicklung auf einem bestimmten level eingependelt haben.

das könnte sich aber auch wieder ändern.
der magnetische nordpol wandert ja - und auch die erdachse ist im laufe der jahrmillionen schon einige male in die andere richtung gekippt.
die veränderungen passieren nur über einen so langen zeitraum hinweg, dass sie für ein menschleben, ja nicht einmal für ein paar generationen einer spezies von belang sind.
konkrete, aktuelle örtlich ereignisse betreffen und da schon viel mehr.
das uns das nicht egal ist, dürfte ein indiz für die tatsache sein, dass es uns doch irgendwie gibt.

die sache mit der selbstwahrnehmung möchte ich auch noch ergänzen:
es ist nicht selbstverständlich, dass wir unsere finger als unsere finger wahrnehmen. das körperbewusstsein entwickelt sich auch erst allmählich.
ein baby weiß noch nicht, das sein finger sein finger ist.
schmerzen oder hunger werden als diffuses unbehagen wahrgenommen.
es fühlt sich symbiotisch eins mit der mutter - und erst durch eine vielzahl von berührungen entdeckt es, was zu ihm selbst gehört und was außerhalb ist. und auch die ersten trennungsängste werden wach....
das "ich" ist das, wo der körper ist.
über berührungen lernt das gehirn sein wahrnehmungen zu differenzieren.
eine erkenntnis, die in der neonatologie dazu geführt hat, dass man die frühgeborenen nun nicht mehr bloß in den brutkasten legt, sonden ihnen gezielte "streicheleinheiten" verpasst, in einer wohldosierten, der entwicklung des babys angepassten menge.
man kann kleine kinder nämlich auch überfordern, wahrnehmungsmäßig.
daher: haltet sie bitte von der glotze fern! kleinkindergehirne brauchen eine andere "lernumgebung" (bauklötze, bilderbücher: anschauen und vorlesen und: bewegnug, bewegung, bewegung!!!!)

die "ich"-wahrnehmung ist zunächst eine neuronale sache. so haben wir es gelernt. sie kann durch unfall oder krankheit auch gestört/ zerstört werden. wer darüber mehr wissen will, dem empfehle ich oliver sacks: "der tag, an dem mein bein fortging".

alles ist eins?
im wienerischen heißt: "ollas is ans" soviel wie: es ist wurscht (=egal)

ach so.
warum machen wir dann so viel theater um die tatsache unserer persönlichen, individuellen endlichkeit - wenn es doch ohnehin egal ist?

möglicherweise ist das der beste "beweis" für die existenz dieses kleinen, begrenzten "ichs".
das ego weiß um seine endlichkeit und protestiert und meutert, sucht nach "erklärungen", auch wenn das an der letzten tatsache gar nichts ändert, somit also nutzlos ist.

ein bewusstsein, das sich in allem wiedererkennt, findet den individuellen tod wahrscheinlich gar nicht mehr so schrecklich....
man braucht dann auch keinen "schutz" mehr - denn man war und ist ja auch nie wirklich in "gefahr".

"verkraften" muss man nur das leben. (was mitunter schwierig genug ist)
das sein aber trägt immer. und darin geht auch nichts verloren.

so.
ich ( oder wer immer das jetzt ist, der gerade in die küche geht) mache mir jetzt kaffee!

liebe grüße,
larin

Geändert von a.c.larin (13.05.2011 um 06:30 Uhr)
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