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Alt 07.03.2009, 14:03   #2
Blaugold
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Hallo Katzi
Möglicherweise ist der Wunsch nach magischen Fähigkeiten, mit denen man sich magischen Mächten bedienen kann ein Relikt aus der Kindheit, als das sogenannte "Magische Denken" eine Phase der Intelligenzentwicklung war.
Das ist normal für einen Menschen, denn dieses Denken versucht, Zusammenhänge der Welt, die Kausalität, zu verstehen und sich in gedanklichen Spielen darin zu behaupten und zu testen, was geht um welchen Preis, bzw. wie muss man es anstellen, um das zu bekommen, was Kind/Mensch will.
Denke nur an die kleine Wunde am Ellenbogen eines Kindes, die mit "Heile Heile Segen" Sprüche und mit draufblasen der Mutter gelindert werden. Das wirkt!! Und was hat das Kind dafür getan? Gejammert und um Trost gebeten. Und quasi Linderung (von der Mutter, einer Art Schutzpatronin mit "magischen" Mächten)) damit herbeigerufen.
Ich schreibe dies ohne Zynik, denn die Einbildung des Menschen ist nicht zuletzt tatsächlich selbstheilend, d.h. eventuelle "schwarze Mächte" sind ebenfalls Inhalt von (Aber)Glauben und eine innere Gegenmacht "besiegt" quasi dieses "Böse".
Unter "Aufklärung" verstehe ich ein "Klärung", eine klare Erkenntnis, eine Kenntnis von den geistigen Zusammenhängen. Unter sich weiterentwickelnden Intelligenz stellt sich der Mensch von selbst die Frage, ob der Glaube z.B. an Magie etwas mit seiner Einschränkung der geistigen Einsicht in die Fähigkeiten der Einbildung selbst zu tun haben.
Menschen, die sich ernsthaft in sogenannten "Magischen Gefilden" begeben, versuchen ihr Magisches Denken nach Außen in die Welt zu transferieren.
Magisches Denken soll hier nicht mit der Annahme gleichgesetzt werden, es ermögliche echtes Zaubern. Es ist nur z.B. die fantasievolle Versinkung in die gedankliche Welt, mit der auch ein Kind Dinge "beseelt", sie also subjektiv "wie tatsächlich vorhanden" oder als lebendig ansieht. Die allermeisten Kinder können da aber durchaus differenzieren, wenn ihre Integration in die rationale, objektive Welt glückt!

Du hast in deinem Gedicht anscheinend nicht nur eine fantastische, erfundene Szene verdichtet. Durch das Aufzeigen, dass es "nur" eine Maskerade sein mag, bezieht sich der Text inhaltlich wohl auf die Realität, denn Magische Zirkel sind z.Zt. wieder in Mode.
Wie du auch im Gedicht ausdrückst, "spielen" Hexen mit Mächten. Sie fühlen sich als Gestalter des Spiels (wie Kinder). Zusätzlich sagt dein Gedicht aus, dass Maskeraden Eindrücke herstellen wollen (beeindrucken wollen). Deshalb haben wohl nicht nur HokusPokusPriesterInnen solcherart Gewänder. Du weißt bestimmt, welche "Würdenträger" noch in diesem Sinn Talare u. Ähnliches tragen.
Ein Freund von mir ist Arzt. Nachdem er eine zeitlang ohne weissen Kittel praktizierte, zog er ihn zu Behandlungen wieder an. Begründung: Die Patienten glauben ihm mehr!

Die letzte Strophe gefällt mir inhaltlich nicht besonders gut. Ich hab mal eine Alternative heraufbeschworen , die nur etwas anderen Zusammenhang beschreibt:

So scheint oft manches, was nicht ist,
vorhanden im Gewande
von Illusion und mancher List
als Zauberei am Rande.


Blaugold
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