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Alt 12.02.2012, 10:54   #1
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Standard Die Dichtung lebt!


Die Dichtung lebt!


Wenn in der Nacht die schwankenden Gestalten
aus ihren Gräbern steigen und im Geist
des lebenden Poeten sich entfalten,
wenn dann in seinem Hirn der Wahnsinn kreist,
wenn wie auf Flügeln die Gedanken schweben
und über Horizonte sich erheben,
wenn es sich anfühlt wie Unsterblichkeit,
dann kommt die Zeit, die große Dichterzeit.
Die Feder singt. Die schönen Silben sprießen.
Ein Vers entsteht. Ein Reim bekommt Gesicht.
Magie belebt die Worte und sie fließen
wie ein Ideenstrom in das Gedicht.

Wenn wieder eine Handvoll Missetäter
die Volkswirtschaft aufs Übelste missbraucht,
wenn diese Gang korrupter Volksverräter
das Land in tiefste Depressionen taucht,
wenn jene ohne rot zu werden lügen,
den kleinen Mann um seinen Lohn betrügen,
wenn alles vor Empörung ächzt und schreit,
dann kommt die Zeit, die große Dichterzeit.
Die Feder sticht. Die spitzen Silben sprießen.
Ein Vers entsteht. Ein Reim bekommt Gesicht.
Die Wut belebt die Worte und sie fließen
wie ein Protonensturm durch das Gedicht.

Wenn aber nachts mit liebevollen Händen
ein süßer Schatz dich inniglich berührt,
wenn du dir wünschst, das solle niemals enden,
weil es dich aus der schroffen Welt entführt,
wenn alle Dinge in die Ferne rücken,
die dich im Lebensalltag nur bedrücken,
wenn du vergehst vor lauter Zärtlichkeit,
dann kommt die Zeit, die große Dichterzeit.
Die Feder haucht. Die zarten Silben sprießen.
Ein Vers entsteht. Ein Reim bekommt Gesicht.
Die Glut belebt die Worte und sie fließen
wie eine Liebesnacht in das Gedicht.

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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