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Der Tag beginnt mit Spaß Humor und Übermut

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Alt 08.01.2015, 11:51   #1
AAAAAZ
Wortgespielin
 
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Ort: NRW
Beiträge: 664
Standard Katzensuchen

Schrödi haut auf der Matratze
seine Quanten- Katze raus
und vermisst das Tier mit Tatze
bald. Er sucht im dunklen Haus.

Ganz verbunden an den Augen
tritt ein Philosoph hinzu.
,Fürs Erkennen wird das taugen',
findet er als blinde Kuh.

Auch der Pastor hilft betreten.
Er durchsucht sein Gotteshaus
mit zwei Augenklappen betend,
denn dort kenne er sich aus.

Und den Atheist im Zimmer
mit der Katzenallergie
hört man nießen, kratzen, wimmern:
,Katzen sind Mär, Phantasie!'

,,Ach, ich weiß nicht, müsst man sehen!"
die Agnostik tritt heran,
,, Um es wirklich zu verstehen,
ist vielleicht ein Härchen dran?!"

Nur ein Mäuschen ist sich sicher
und tanzt frei, nicht ohne Grund,
über Tische mit Gekicher,
denn ihr Freund ist Paul, der Hund.

Hat die Katze sieben Leben,
gibt sie auf ihr Leben acht?
Fragen, die das Sein benebeln,
um die Suchenden wird's Nacht.

,,Heureka!!" hört man ihn rufen,
Schrödi steht vermessen da,
,,Filmriss, sorry! Stoppt das Suchen,
weil's doch nur mein Kater war!"

Geändert von AAAAAZ (11.01.2015 um 14:59 Uhr)
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Alt 09.01.2015, 22:14   #2
Bodo Neumann
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Hallo Wortgespielin,

das Ding hat Potential. Mir gefällt die Idee der verschiedenen Herangehensweisen an die Katzensuche - das hebt die erstmal harmlose Story auf eine Metaebene und dadurch wird es spannend. Hier und da habe ich aber ein paar Probleme - mal sehen, ob ich mich verständlich machen kann.
Zitat:
Schrödinger auf der Matratze
denkt sich Katzen- Dinger aus.
Er vermisst das Tier mit Tatze
und sucht überall im Haus.
Gerade im allerersten Vers macht es eine untypische Betonung dem Leser besonders schwer, weil er den Rhytmus noch nicht kennt. (So könnte man z. B. auch lesen: Schrödinger auf der Matratze) Muss es denn unbedingt Schrödinger sein? Der Name klingt ja schön schrullig, aber wie wärs mit:
Schrödi sitzt auf der Matratze -
denkt sich Katzen-Dinger aus.
Katzen-Dinger? Das habe ich erstmal überlesen und gehofft, es würde sich später erklären. Ich nehme mal an, das damit Späße/Stories mit/über Katzen gemeint sind, oder nicht?
Zitat:
Ganz verbunden an den Augen
tritt ein Philosoph hinzu.
Das soll fürs Erkennen taugen,
Suchespiel mit blinde Kuh.
Das Spiel heißt Blinde Kuh; "mit" Blinde Kuh finde ich unpassend. Vielleicht so:
Das soll fürs Erkennen taugen: Suchespiel als Blinde Kuh
oder
Das soll fürs Erkennen taugen, findet er als Blinde Kuh.
Zitat:
Und den Atheist im Zimmer
mit der Katzenallergie
hört man niesen kratzen wimmern:
,Katzen wärn nur Phantasie!'
Diese Strophe finde ich am besten. Nicht unbedingt vom Inhalt, aber von der Umsetzung. Ich würde aber Kommas hinter nießen und kratzen setzen. Ist schließlich eine Aufzählung. Und da ihn in direkter Rede wimmern lässt, sollte der Satz auch im Indikativ bleiben, also:
"Katzen sind nur Phantasie!"
Zitat:
,,Ach ich weiß nicht, müsst man sehen!"
die Agnostik tritt heran,
,,einerseits ums zu verstehen,
Vielleicht ist ein Haärchen dran?!"
Einerseits gefällt mir auch diese Strophe richtig gut, andererseits fehlte mir ein "andererseits", nachdem du mit "einerseits" eingeleitet hast. Vielleicht fällt dir ja noch was ein...
Zitat:
,,Heureka!!" man hört man ihn rufen,
ganz vermessen steht er da,
,,Zwei Promill'! hört auf zu suchen,
weil das nur mein Kater war."
Dafür, dass hier noch eine Pointe zünden soll, ist mir diese Strophe zu schwach. Ist der Gag der, dass eine Katze gesucht, aber ein Kater vermisst wird? Und wer/was ist "Zwei Promill"? Heißt der Kater so oder bricht Schrödi ab, weil er sein Level erreicht hat? (je öfter ich es lese, desto mehr tendiere ich zur zweiten Variante) Ein Problem habe ich auch mit "vermessen". Das passt irgendwie nicht - finde ich. Wieso steht der vermessen da?
Naja, kannst ja wenigstens ein "man" im ersten Vers löschen.

Was nach langer Nörgelei aussieht, soll nur der Versuch sein, aus dieser sehr ansprechenden Idee eine runde Sache zu basteln. Ich denke halt, hier lohnt es sich.

Gruß Bodo


Geändert von Bodo Neumann (09.01.2015 um 22:18 Uhr)
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Alt 10.01.2015, 03:24   #3
AAAAAZ
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Hi Bodo,

danke für deine tollen Hilfestellungen. Einiges konnte ich sofort umsetzen.
Das Gedankenexperiment von Schrö dinger aus dem Jahre 1935 sollte mit den Katzen- Dingern übereinstimmen. Die Konnotation ist gewollt. Auf der dinglichen Ebene ist die Katze zunächst nur erdacht.
Da die Physik die Welt vermisst, um sie abzubilden und real werden zu lassen, wird die Katze in der 1.Strophe vermessen. Nur so ist sicher, dass sie existiert.
In der letzten Strophe ist der Physiker selbst vermessen worden. 2 Promille Alkohol lässt da schon mal einen Kater entstehen, der da ist, und doch nicht da ist. Die Suche kann eingestellt werden. Das ist natürlich alles Nonsence, und für mich eine glasklare Pointe, wenn du eine knackigere Pointierung weißt, gerne, her damit! LG AZ
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Alt 10.01.2015, 09:38   #4
wolo von thurland
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hallo a..z

abgesehen von der ersten und der letzten strophe finde ich das alles ganz schön pointiert und sinnreich arrangiert. "gern gelesen", wie die leute sagen.

den 'witz' von der geschichte, dass schrödingers katze weder 'schrödingers katze' noch überhaupt eine katze ist, sondern ein real existierender sauf-"kater", muss man sich aber eher mühsam erlesen und ich empfinde ihn auch als eher stumpf, nicht als 'pointe' formuliert, gerade neben den mittleren versen, die ich amüsant fand.

nun könnte das allerdings eine sprühende geschichte von drei unvereinbaren arten von 'katze' sein. vielleicht könntest du doch nochmals darübergehen und anfang und ende angenehmer lesbar machen, wie oben vorgeschlagen wurde?

vielleicht liegt auch schlicht das problem darin, dass der leser eines witzes nicht mehrere verschiedene "pointen" auf einmal schafft. so gibt es für ihn keinen moment, wo die energie befreit wird und das lacheln oder schmunzeln einsetzt.

gruss
wolo

Geändert von wolo von thurland (10.01.2015 um 09:41 Uhr)
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Alt 10.01.2015, 11:11   #5
Bodo Neumann
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Liebe Gespielin,

Asche auf mein müdes Haupt - die Idee mit dem (Hirn)Kater statt der Stubenkatze hätte mir natürlich auffallen können/müssen. Aber vielleicht verhält es sich wirklich so, wie Herr von thurland vermutet, und man erwartet nach den eher feinsinnigen "Zwischenpointen" diese Auflösung nicht - ich kann es nicht sagen, aber ich gebe zu, dass der Gag immerhin funktionieren könnte.

Der Parcours (von Schrödinger über die Physik, das Vermessen der Welt letztlich zu seiner eigene Vermessung) ist für mich zu schwierig gewesen. Ich gestehe, dass mir Schrödinger gar nichts sagt (hab ihn natürlich ergooglt). Mit diesem Wissen erkenne ich auch, dass du noch mit dem Verb "vermessen" spielst. Das ist an sich auch interessant, aber vielleicht auch ein bisschen viel, weil der Bogen von S1 bis S8, wo das Wort wieder aufgegriffen wird, ziemlich lang ist (und auch einiges dazwischen passiert) und ich gestern zudem das Wort in S8 auch noch in einer dritten Bedeutung gelesen habe - "vermessen" im Sinne von anmaßend. Und das war echt irritierend.

Da du über Schrödinger schreibst, muss du natürlich in S1 auch bei seinem vollen Namen bleiben.

Insgesamt denke ich, dass man seinen Lesern durchaus auch ein bisschen abverlangen darf. Aber vielleicht setzt du hier zu selbstverständlich voraus, dass der Leser mit deinem "Kopfkino" in das Gedicht einsteigt. Das ist nur (m)eine Vermutung - mal sehen, was andere sagen.

Gruß Bodo
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Alt 10.01.2015, 13:10   #6
AAAAAZ
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Hi Wolo,

von dramaturgischer Seite her gesehen hast du vollkommen Recht, weil in der Tat ein schon bestehende Witze ( Physiker/ Theologe/ Philosoph bei der schwarzen- Katze- Suche im dunklen Raum) um dem Atheisten und Agnostiker ergänzt wurden, und eine Rahmenhandlung von Schrödinger hinzugekommen ist. Wahrscheinlich hätte man zwei oder drei Storries draus basteln können. Die Vermischung der Themen erschien mir zu verlockend und ich will sie auch gerne so stehen lassen, der fehlenden Dramaturgie zum Trotz. Danke für deinen sehr treffenden Kommentar, LG Az

Hi Bodo,

habe einige Anregungen von dir aufgenommen, und hoffe, dass die letzte Strophe nun besser und auf Anhieb verständlicher zündet. danke, LG Az
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Alt 11.01.2015, 09:15   #7
Thomas
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Liebe AAAAZ,

Da "vielleicht" auf der zweiten Silbe betont wird, bringt die Agnostik ihr Metrum etwas durcheinander. So würde es "vielleicht besser" gehen:
"Ach ich weiß nicht, müsst man sehen!"
Die Agnostik tritt heran:
"Ist es wirklich zu verstehen?
Ist vielleicht ein Härchen dran?"

Da die erste Zeile für das Metrum besonders wichtig ist, würde ich Bodos metrisch eindeutigen Vorschlag aufnehmen: "Schrödi sitzt auf der Matratze –"

Und vielleich könnten man statt "denkt sich Katzen-Dinger aus." auch sagen: "lässt die Quanten-Katze raus." Das wäre Singular (wie in der Folgezeile) und der Bezug zu Schrödingers Katze wäre etwas deutlicher.

Insgesamt gefällt mir dein Spaß gut, und die Kater-Wende am Ende ist eine lustige Überraschung. Auch die kleine Mause-Hunde-Schleife finde ich nett.

Liebe Grüße
Thomas
__________________
© Ralf Schauerhammer

Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller
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Alt 11.01.2015, 13:32   #8
AAAAAZ
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Hi Thomas,

danke für deinen Vorschlag, ja, jetzt wird die Katze noch runder. LG AZ
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Alt 11.01.2015, 14:09   #9
Bodo Neumann
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Hallo Gespielin,

ich habe die vielen kleinen Veränderungen alle verfolgt und gebe zu, sie sind alle positiver Natur. Vor allem der Hinweis auf das "dunkle" Haus in S1 und die Veränderungen in S8V3 gefallen mir sehr gut.

Was mir merkwürdigerweise beim ersten Lesen nicht aufgefallen ist ---> "Haärchen" gibts nicht. Der Diminutiv heißt "Härchen", da beißt die Maus kein Haar ab.

Und dass der Schrödinger jetzt doch zum Schrödi wurde, macht den Einstieg deutlich leichter, erschwert es aber, den Bogen zum Physiker zu schlagen. Dafür ist der Hinweis mit der "Quantenkatze" sicher hilfreich. So haben wenigstens die Wissenden unter den Lesern eine Chance... Alle anderen tappen auch durchs dunkle Haus.

Gruß Bodo
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Alt 11.01.2015, 14:56   #10
AAAAAZ
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Hi Bodo,

Haarspalterei o.k., aber Härchenspalterei scheint da doch eine eigene Liga für sich. , die glauben sogar noch an Mär- Katzen. danke LG AZ

Geändert von AAAAAZ (11.01.2015 um 15:07 Uhr)
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