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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 05.02.2012, 12:27   #1
Galapapa
Galapapa
 
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Standard Ein Glück auf Dauer

Ich überlege oft und denk ich könnte
mit meinem Leben ganz zufrieden sein;
dann frag ich mich: Warum bin ich allein,
weil mein Geschick mir langes Glück nicht gönnte?

Und schließlich hadre ich mit mir im Stillen:
Hab ich denn wahrlich alles falsch gemacht,
mich nie ins Miteinander eingebracht
um eines schnöden Stückchens Freiheit willen?

Wenn zwei im eignen Werden sich entfernen,
kann keiner wahre Toleranz erlernen,
dann führt bald jeder Weg vom andern weg.

Wenn Selbstsucht einem den Verstand vernebelt
und Stolz die Offenheit des Wortes knebelt,
hat auch der stärkste Wille keinen Zweck.

Geändert von Galapapa (05.02.2012 um 16:24 Uhr)
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Alt 05.02.2012, 22:01   #2
Dana
Slawische Seele
 
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Lieber Galapapa,

manchmal bin ich es, die ihren eigenen Humor in die Interpretation einbringt.
Hier hast du ein kleines Zwinkern versteckt - und zwar jenes:

Dann lieber ein Ende mit Schrecken,
als ein Schrecken ohne Ende.

Ich sehe es auch so. Einer allein kann nie so viel guten Willen aufbringen. Dazu gehören immer zwei.

Glück sind eh nur Momente und sie lassen sich nicht erzwingen. Ihre Aneinanderreihung vermittelt die Illusion von Dauer.

Ich sehe ein lyr. Ich, das guten Willens ist - verliebt und bereit Toleranz zu üben.
Es bekommt aber die Chance nicht. Zu gewaltig sind die Selbstsucht und der Stolz des lyr. Du.
Da wirkt das "schnöde Stückchen Freiheit" eher als rettender Anker.

Die Nachdenklichkeit kommt über das Hinterfragen sehr gut 'rüber.
Es laufen längst verdrängte und vergessene Filme ab.

Ein gutes Sonett.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 06.02.2012, 12:47   #3
Galapapa
Galapapa
 
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Liebe Dana,
vielen Dank für Deinen lobenden Kommentar!
Natürlich kann man es so interpretieren, wie Du es tust; ich wollte die letzte Strophe aber nicht so einseitig sehen, d.h. Egoismus und Stolz würde ich auf beiden Seiten suchen.
Das lyrische Ich stellt fest (These), dass es mit seinem Leben zufrieden sein kann, fragt sich aber, worin die Einsamkeit begründet ist.
Es kommt zu den Schluss, dass das, was war, doch nicht zufriedenstellend sein kann (Antithese).
In den Terzetten wird dann versucht, Gründe zu finden (Synthese).
Wenn beide Persönlichkeiten noch in Entwicklung begriffen sind besteht die Gefahr, dass beide sich auseinanderleben und nur Selbstlosigkeit und Toleranz sowie die offene und ehrliche Kommunikation können solche Hürden noch überwinden. Eine umso festere Bindung kann dann das Redultat sein.
Das waren meine Gedanken dabei.
Meine Tochter meinte, nachdem sie den Text gelesen hatte: "Das ist aber traurig!"
Aus meiner Sicht aber findet hier das lyrische Ich durch Einsichten und Erklärungen den Frieden, mit dem Geschehenen leben zu können.
Zitat:
Dann lieber ein Ende mit Schrecken,
als ein Schrecken ohne Ende.
Das wiederum ist die richtige Konsequenz, wenn die Hürde zu hoch ist.
Wir klagen heute über eine steigende Anzahl von Beziehungen, die in die Brüche gehen. Vielleicht liegt die Zunahme der Scheidungen aber auch in der Tatsache begründet, dass wir heute die Freiheit der Wahl haben.
Besonders die Frauen hatten diese Wahl früher nicht; sie mussten diese Bindungen "aussitzen", oft genug mehr als ein halbes Leben lang.
Als Kind habe ich mich gewundert über meine Großeltern. Dass sie nie ein freundliches Wort füreinander hatten, fand ich fast schon normal, weil ich es einfach nicht anders kannte.
Heute verstehe ich, was da geschehen ist und es ist eine schlimme Vorstellung für mich.
Die Kehrseite der Medaille ist, dass man sich heute viel leichtsinniger aneinander bindet mit dem Motto: "Lass uns mal schauen, wie's wird."
Danke nochmal fürs Lesen und Kommentieren!
Mit lieben Grüßen an Dich!
Galapapa

Geändert von Galapapa (06.02.2012 um 12:51 Uhr)
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Alt 11.03.2012, 17:21   #4
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 14.03.2009
Ort: wien
Beiträge: 4.893
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lieber galapapa,
am liebsten würde ich ganz, ganz lange antworten und alle vor -, hinter und zwischengründe von gelingenden bzw. nicht gelingenden beziehungen ausleuchten. aber ich fürchte, das würde dann ziemlich langweilig - oder ein buch!

ich halte mich daher zurück und sage nur: eine feines sonett ist das, vor allem der umarmenden reime wegen, die man ja nicht so oft antrifft.

well done - weiter so!
lg, larin
__________________
Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!
a.c.larin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.03.2012, 16:42   #5
Galapapa
Galapapa
 
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Ort: Nordschwarzwald
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Liebe larin,
danke für Deinen lobenden Kommentar!
Das Buch aus Deinen ausführlichen Gedanken wäre, so wie ich Dich einschätze, mit Sicherheit alles andere als langweilig geworden.
Aber, Du hast Recht! Ich brauche nur zurückzudenken an manche durchdiskutierte Nacht. Endlose Diskussionen, die keinen Sinn hatten, solange jeder Teilnehmer gnadenlos an seine Standpunkte gekettet war, als ob er sich vor einer Lösung schützen wollte.
Zurückblickend schüttle ich immer wieder den Kopf über mich und die ganze Welt.
Es ist wohl der Gang der Dinge, dass die Lebensweisheit im Wesentlichen darin besteht, die eigene Dummheit zu erkennen.
Ich grüße Dich herzlich!
Galapapa
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