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Alt 28.03.2014, 17:40   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Standard Tempus fugit

Der Abend bauscht die dunklen Kissen
der Hügel auf, darin zu liegen,
zu altern dort und zu versiegen.
Den Sternen an die Brust gerissen

von kühlenden und klaren Winden,
entreitet er auf Wolkenschimmeln
mit seinen goldlackierten Himmeln
der lichten Welt und lässt sie schwinden.

So schaue, der du nichts mehr sehen
und suchen kannst, im Träumen weiter.
Der Fluss der Zeit umspült dich breiter,
wo du beginnst, ihn zu verstehen...
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 01.04.2014, 20:19   #2
Dana
Slawische Seele
 
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Lieber eKy,

zuerst las ich nur die fliehende Zeit, sah die wunderbaren Bilder des Abtretens zum Abend hin, dachte kurz das Leben an.
Doch beim Vertiefen in die Verse erkannte ich ihre Tiefe.

"Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden ..." - selbst dort, wo wir beinahe nichts mehr tun und kaum sehen (Alter)können, haben wir die Chance tempus fugit zu erahnen, gar zu verstehen - "Der Fluss der Zeit umspült dich weiter."

Weise durchdacht und sehr gut verdichtet.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 01.04.2014, 20:31   #3
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, Dana!

Ich habe sehr viele Abendgedichte geschrieben - die Thematik fasziniert mich in vielerlei Facetten und Deutungsmöglichkeiten.
Im Universum gibt es ja eigentlich nur Entropie. Zeit ist eine zutiefst menschliche Erfindung. Und gerade am Abend wird das Verstreichen der Zeit geradezu sichtbar: Die scheinbar immer rascher fallende Sonne, das schwindende Licht, die wechselnden Schattierungen und Farbenspiele des Überganges am Himmel und auf der Erde.

Vielen Dank für's Vorbeischauen!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
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Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (09.04.2014 um 20:12 Uhr)
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Alt 09.04.2014, 20:25   #4
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Sevus Erich,

ja, die Zeit flieht wie auf Flügeln, die nicht aufhören wollen zu schlagen.

Nun, eigentlich gibt es ja keine Zeit als solches. Die Zeit gehört mir, bzw. es ist meine ganz individuelle Zeit die mir zur Verfügung steht, um mich zu entwickeln.
Und weil ich einen Anhaltspunkt dafür brauche, habe ich mir mein Leben in Abschnitte eingeteilt, also in Zeitabschnitte.

Da wir wissen, wohin uns die Entwicklung führt, müssen wir wohl oder übel davon ausgehen, dass unsere Zeitspanne der Existenz abläuft, sie verringert sich also ständig mit jedem Atemzug, den wir tun.

Und je älter einer wird, desto schneller erscheint ihm der Ablauf der Welt und das Ticken der Lebensuhr wird immer lauter, wodurch er sich dieser unweigerlichen Tatsache immer bewusster wird.

Manch einer hat all seine Visionen, Wünsche, Hoffnungen und Sehnsüchte dabei verloren, sie sind in den vergangenen Zeitabschnitten versunken.

Da bleibt vielleicht nur noch das Träumen, denn in Träumen ist alles möglich, sie unterliegen nicht den Naturgesetzen. Es gibt fantastische Dinge zu entdecken und alles fließt im Ein- und Gleichklang mit der Zeit.

Woraus der Schluss zu ziehen ist, solange ich die Zeit besitze, solange bin ich noch, selbst wenn ich nur noch träumen kann.

Das hat mir gut gefallen. Formale Mängelrügen bleiben heute Fehlanzeige...


Gerne gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 09.04.2014, 20:31   #5
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Hi, Faldi!

"...bleiben heute Fehlanzeige"??? - Das klingt ja so, als hättest du sonst jede Menge zu meckern! Kann ich mir gar nicht vorstellen...

Scherz beiseite - dem Phänomen "Zeit" kann man sich auf vielerlei Arten nähern, der Deutungen sind zahllose in diesem Revier!

Seit Einsteins Relativität und ihrer Kopplung an den mitunter gekrümmten Raum ist die Zeit ohnehin nicht mehr das Regelmaß absoluter Verläßlichkeit!

Dass einem die Zeit mit zunehmendem Alter rascher vergeht, ist natürlich ein subjektiver Eindruck, basierend auf der zunehmenden Unbeweglichkeit unseres Denkens: Wir nehmen die tausend täglichen kleinen Wunder am Wegesrand schlicht nicht mehr wahr, weil Erfahrungswille durch Gewohnheit ersetzt wurde, die das Bild ihrer Welt extrapoliert und voraussetzt.

LG, eKy
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Geändert von Erich Kykal (09.04.2014 um 20:34 Uhr)
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Alt 10.04.2014, 13:50   #6
juli
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Beiträge: n/a
Standard Hallo eKy

Der Abend hat seine ganz persönliche Note. Dadurch das die Sonne untergeht und das Licht so besonders wird.

Der Anfang von deinem Gedicht,die ersten 2 Zeilen gefallen mir am besten ( so ein schönes Bild! ).

Und wenn man selbst älter wird, ändert sich die Lebensperspektive, manches was wichtig war, ist es nicht mehr. Man kann mehr zuschauen
Auf die Landschaft, den Himmel und auch aufs Leben.

Liebe Grüße sy
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Alt 10.04.2014, 17:29   #7
Erich Kykal
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Beiträge: 8.570
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Hi, Sy!

Vielen Dank für deine Gedanken! Wahre Worte!

LG, eKy
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