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Beschreibungen von Personen, Dingen, Zuständen, Stimmungen, Gefühlen, Situationen |
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#1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 07.06.2015
Ort: Niederrhein
Beiträge: 103
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Ein Korb hängt an der Decke, wird gehalten
von einem schwarzen Kabel, überdies enthält er etwas, das ihn leuchten ließ, bis jemand kam, das Licht hier auszuschalten. Der Korb wird fürderhin nicht mehr enthalten die Dinge, denen Raum in ihm man wies. Als man das Kabel durch den Boden stieß und ihn "erhängte", war's nur zum Gestalten. So pendelt er, wenn ich ihn leicht berühre an dieser schönsten aller schwarzen Schnüre, die nicht nur hält, auch endlich wieder Saft, der ihn erstrahlen lässt und seine kraft- voll-warmweiß-milde Sonne mir erschafft, enthält, dank einem Schalter an der Türe. |
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#2 |
Lyrische Emotion
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.947
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Hi Stachel,
ja, was soll ich sagen? Nettes kleines Sonett über einen Korb und das nützliche kleine Ding, das im Allgemeinen als Lichtschalter bezeichnet wird. Den kann man an- oder ausknipsen, dafür ist er wohl gedacht. Das ist eine sinnige Betrachtung der Dinge. Allerdings erschließt sich mir in S2/Z2 die Aussage „denen Raum in ihm man wies“ nicht wirklich. Was ist damit gemeint? Auch halte ich den Zeilenumbruch zum Ende des ersten Terzetts hin zur letzten Zeile des zweiten für problematisch, da sich das syntaktisch erst bei mehrmaligem Lesen erschließt. Das ließe sich aber leicht beheben: So pendelt er, wenn ich ihn leicht berühre an dieser schönsten aller schwarzen Schnüre, die nicht nur festhält, sondern auch den Saft, der ihn erstrahlen lässt, enthält und kraft- voll-warmweiß-milde Sonne mir erschafft, dank einem Schalter an der Eingangstüre. Vielleicht magst du ja über eine Lösung in dieser Art einmal nachdenken. Insgesamt lässt mich der Text etwas ratlos zurück, denn er beschreibt ja etwas nicht sonderlich Weltbewegendes. ![]() Gern gelesen und kommentiert... ![]() Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
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#3 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Hi, Stachel!
Was Faldi damit sagen wollte und was auch mir auffliel: Die Thematik ist nicht das Entscheidende. Rilke konnte ganze Gedichte über eine einzige Rosenblüte, eine Gazelle, einen Apfelbaum, einen Schwan oder eine Hortensie schreiben. Von der Thematik eigentlich nix Besonderes, Pflanzen und Tiere eben - aber die Lyrik macht's! Seine Wortwahl, die Gleichnisse, seine Sprachfindung, der sanfte, fließende Duktus und sein unvergleichlicher Sprachklang machen diese eigentlich banalen Beschreibungen zu Exempeln vollendeter Dichtkunst! Weltbewegend, obwohl nichts Weltbewegendes beschrieben wird! Dein Sonett hier - sorry to say - liest sich irgendwie eher wie ein gereimter, aber schlecht übersetzter Ikeabauplan für eine "Korblampe Smörre" oder so. In gestelztem, auf pseudoedel gebürstetem Deutsch ("überdies", "fürderhin", "berühre") wird hier unnötig komplex und eher verwirrend die Nüchternheit eines Beleuchtungsmöbels abgefeiert, die zuletzt durch schwurbelnd umschriebene Elektrizität dem LyrIch zur pathetischen Licht- und Kraftquelle wird. Das überzeugt nicht. Hier zündet ob der umständlichen Beschreibung kein emotionaler Funke, der den Leser mit dem Text verbinden würde. Das hinterlässt eher ratlos und unbefriedigt. Aber nicht aufgeben: Übung macht den Meister! (Hättest mal MEINE frühen Sonette lesen sollen! ![]() ![]() Zuletzt: Ich will dich hier nicht vorführen oder mich selbst erhöhen. Ich schreibe nur ehrlich über meine Empfindungen, damit dem Autor verständlich wird, wie sein Werk - zumindest auf mich - wirkt. Ich hoffe, du verstehst das. LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (17.08.2015 um 18:16 Uhr) |
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#4 | ||||||
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 07.06.2015
Ort: Niederrhein
Beiträge: 103
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Lieber Falderwald, lieber Erich,
ich danke sehr für eure ehrlichen, wenn auch leicht verstörten/ratlosen Antworten. Letzteres war nicht meine Absicht, zeigt aber eine interessante Wirkung. Ihr habt sehr schön die beiden wesentlichen Punkte herausgearbeitet: 1. Es geht um einen profanen Alltagsgegenstand: eine Korblampe 2. Die von mir genutzte Sprache ist total verschwurbelt und umständlich. Für den zweiten Punkt habe ich nicht nur über die Maßen geschachtelt, weshalb auch (@Falderwald), der Satz über die beiden Terzette genau so bleiben sollte. Du hast ihn zwar gekonnt vereinfacht, aber das läuft meiner Intention zuwider. ![]() Das Mittel der Übersteigerung findet sich auch in Formulierungen, wie z.B. "schönsten aller schwarzen Schnüre", V10 Zitat:
Als man den Korb umfunktionierte, wurde er zum Designelement (V7,8). Von nun ab (V5) wird er keine Dinge mehr enthalten, die man ihn ihn hineinlegen kann (V6). Man kann keinen Dingen (außer dem Leuchtmittel o.ä.) mehr ihren Platz/Raum in diesem Korb zuweisen, also diesen ehemaligen Behälter als Aufbewahrungsort für sie bestimmen. Auch hier sollte es schön schwurbeln. ![]() Zitat:
So ist es hier geschehen. Geschwurbel über Profanes. Zitat:
Zitat:
![]() Zitat:
Zitat:
Kunst muss/darf/soll verstören und zu Diskussionen und Auseinandersetzungen anregen. Das habe ich geschafft. Ist das Gedicht somit Kunst? Ihr gebt mir wichtige Rückmeldungen zur Wirkung der Worte auf euch. Ihr fordert Erklärungen ein und bringt mich dabei meinem Text kritisch näher. Dieser Austausch ist mir sehr wichtig und er stellt dar, was mir an anderen virtuellen Orten meist fehlt. Manches kann ich erklären und verteidigen, manches werde ich besser korrigieren. In diesem Fall überwiegt die Verteidigung. ![]() ![]() Ich danke euch herzlich und hoffe, ich konnte euch das Gedicht erhellen. Freundliche Grüße vom Stachel PS: Da ich die Fragen aufgeworfen habe und nicht unbeantwortet lassen wollte, hier noch meine Meinung: Ja, es ist Kunst. Mir gefällt es sogar deutlich besser als besagte Gazelle, was wohl aufgrund meiner Nähe zu meinen eigenen Texten kein Wunder ist. Nach längerer Überlegung würde ich das Gedicht als eine Art Dinggedicht mit parodistischen Zügen kategorisieren. Generell tue ich mich aber mit Kategorien oft schwer. Schubladen können ja so beengend sein. ![]() Geändert von Stachel (23.08.2015 um 14:10 Uhr) Grund: PS bearbeitet |
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#5 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Hi, Stachel!
Da bin ich erleichtert! Wie allerdings jemand die sprachliche Schönheit, den inhaltlichen wie phonetischen Fluss und die natürliche Eleganz von Rilke's Texten nicht erkennen kann und sie als "Geschwurbel" abtut, das er mittels so eines Textes zu persiflieren versucht, werde ich nie begreifen können! ![]() ![]() Lass dir an dieser Stelle von jemandem versichern, der ein Gefühl dafür hat: Dein Text ist MEILENWEIT von Rilke's Poesie entfernt, ob er dir aufgrund der persönlichen Nähe nun besser gefällt oder nicht (diese Behauptung bestärkt mich vielmehr in der Überzeugung, dass du für diese Art Lyrik eben keinerlei Ohr und Gespür hast!). Sei es, wie es sei - das ist eben lyrische Vielfalt! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
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#6 |
Gast
Beiträge: n/a
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...und es enthält mMn alles, was Erich Kykal an der Modernen Lyrik auszusetzen beliebt. Und ausnahmsweise ginge ich da mit diesem einig, denn das Folgende betrachte ich als rabenschwarzen Fehlgriff des grossen Lyrikers. Das Spannendste daran finde ich die ziemlich happige, ziemlich (un-)verblümte Erotik, welche den Text für Rilkes Verehrerinnen einst wohl prickelnd machte.
Feigenbaum, seit wie lange schon ists mir bedeutend, wie du die Blüte beinah ganz überschlägst und hinein in die zeitig entschlossene Frucht, ungerühmt, drängst dein reines Geheimnis. Wie der Fontäne Rohr treibt dein gebognes Gezweig abwärts den Saft und hinan: und er springt aus dem Schlaf, fast nicht erwachend, ins Glück seiner süßesten Leistung. Sieh: wie der Gott in den Schwan....... Wir aber verweilen, ach, uns rühmt es zu blühn, und ins verspätete Innre unserer endlichen Frucht gehn wir verraten hinein. Um auf dein Gedicht, Stachel, zu kommen: Mein Zitat zeigt vielleicht auch auf, dass deine Verkürzungen und Übersteigerungen mehr Stachel als Rilke sind. Hoffe, das geht als Beitrag durch. Gruss wolo |
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#7 | |||
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 07.06.2015
Ort: Niederrhein
Beiträge: 103
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![]() Zitat:
Mein Gedicht ist nicht als Persiflage oder Satire, schon gar nicht auf Rilke im besonderen, angelegt gewesen. Ich hatte in meiner Erläuterung zuerst immer "Rilke (u.a.)" stehen, dann aber zur besseren Lesbarkeit "(u.a.)" weggelassen, weil ich annahm, dass Rilke als Beispiel reichen würde. Mir ging es darum, ein recht profanes Ding auf eine Art und Weise zu beschreiben, die ich als Geschwurbel bezeichnen würde. Dazu habe ich umständliche, verschachtelte und mit angestaubten Wörtern angefüllte Sprache benutzt. Auf eure Nachfragen hin, habe ich versucht, das Gedicht von außen betrachtet einzuordnen und bin zu dem von mir dargestellten Ergebnis gekommen: Ich schwurbel sicher auch deswegen, weil ich in anderer Dichter Werke so viel unverständliches Zeug lese. Das betrifft Rilke nur neben vielen anderen. Vor allem aber schwurbel ich gerne. ![]() Da sich das Gedicht ganz ohne Zweifel selbst nicht absolut ernst nehmen soll, fragt sich also, was es denn sein könnte. In meinen Augen bleibt nur eine Art Persiflage übrig. Es ging also weniger darum, eine möglichst poetische Sprache zu finden, die eine hohe Kunst beanspruchen will. Gleichsam hält ein Geschwurbel um des Geschwurbels willen automatisch jedem anderen, auch hochpoetischen, Geschwurbel den Spiegel vor. Es schreit quasi: Kompliziert kann ich auch! ![]() Die eingesetzten Mittel der Überhöhung sind typisch für Persiflagen und Satiren, so dass ich das Gedicht letztendlich hier einordnen würde, ohne, dass die Initialintention in diese Richtung ging. Ich finde schwurbeln einfach sehr erfrischend. Zitat:
![]() ... und das ist genau der springende Punkt. Darauf lasse ich mich gerne ein. Die Welt ist bunt, die Geschmäcker sind es auch. Letztlich ist es ein "agree to disagree". ![]() ![]() Zitat:
![]() Freundliche Grüße vom Stachel |
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