Gedichte-Eiland

Erich Kykal · 05.10.2016, 09:21

So sacht das Auge mit Besonntem küssend
entsteigt der Tag den Morgenschattenkleidern,
enthebt den Nebeln, seinen klammen Neidern,
sich wie beseelt und alles wagen müssend.

Voran in seine Stunden muss er jagen
und seine Himmel stürmen mit Erbauen.
Er will die Welt erfassen und erschauen
und das Erkannte freudig weitertragen.

Doch allzu bald schon wird ein Abend fassen,
was sich im milden Nachmittag verlebte -
der Tag wird sinken und sich gehen lassen,

und das Gesammelte wird ihm entgleiten.
Der Zauber, der durch seine Dauer schwebte,
erweckt die Nacht und wird auch sie begleiten.

***Dana*** · 13.10.2016, 18:07

Lieber eKy,

habe die "Lebensdauer" gerade entdeckt und hielt fast den Atem an.

Ich habe mehrmals gelesen, weil ich die Freude sortieren musste. Einmal für die gewählten Metaphern und einmal für die wunderschön erfasste Lebensdauer.
Zum Dritten auch noch für die wunderschönen sprachlichen "Doppeldeutigkeiten":
Nebel - die klammen Neider

Jagende, stürmische Jugend, das Alter (sich gehen lassen - wunderbar) und der Übergang (nicht ohne Zauber).

Ein echter Kykal, der mich begeistert und schwer beeindruckt hat.

Liebe Grüße
Dana

Erich Kykal · 13.10.2016, 22:36

Hi Dana!

Danke, dass du dich meiner bislang unkommentierten Themen erbarmst!

(Zwei weitere gäb's da noch ...

)

Tage und Nächte tauschen Plätze, sie vergehen, lösen einander ab - so wie wir kommen und gehen, und letzten Endes haben wir nur Bedeutung, so lange wir da sind. Geschichte mag sich fortspinnen, aber für den einzelnen Tag besteht das Universum nur für die Dauer seiner Existenz. Und selbst die Erinnerungen an jene wenigen, die in die Geschichte eingingen, verblassen mit der Zeit.

LG, eKy

Laie · 14.10.2016, 22:35

Hallo eKy,

ich fasse mich hier mal kurz: Dein bildreiches Sonett gefällt mir richtig gut! Ich habe es gern und mehrmals gelesen.

Gruß,
Laie

Erich Kykal · 15.10.2016, 10:59

Hi Laie!

Danke, das freut mich!

LG, eKy

05.10.2016, 09:21	#1
Erich Kykal TENEBRAE Registriert seit: 18.02.2009 Ort: Österreich Beiträge: 8.570	Lebensdauer So sacht das Auge mit Besonntem küssend entsteigt der Tag den Morgenschattenkleidern, enthebt den Nebeln, seinen klammen Neidern, sich wie beseelt und alles wagen müssend. Voran in seine Stunden muss er jagen und seine Himmel stürmen mit Erbauen. Er will die Welt erfassen und erschauen und das Erkannte freudig weitertragen. Doch allzu bald schon wird ein Abend fassen, was sich im milden Nachmittag verlebte - der Tag wird sinken und sich gehen lassen, und das Gesammelte wird ihm entgleiten. Der Zauber, der durch seine Dauer schwebte, erweckt die Nacht und wird auch sie begleiten. __________________ Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (18.06.2019 um 13:10 Uhr)

13.10.2016, 18:07	#2
*Dana* Slawische Seele Registriert seit: 07.02.2009 Ort: Inselstadt Ratzeburg Beiträge: 5.637	Lieber eKy, habe die "Lebensdauer" gerade entdeckt und hielt fast den Atem an. Ich habe mehrmals gelesen, weil ich die Freude sortieren musste. Einmal für die gewählten Metaphern und einmal für die wunderschön erfasste Lebensdauer. Zum Dritten auch noch für die wunderschönen sprachlichen "Doppeldeutigkeiten": Nebel - die klammen Neider Jagende, stürmische Jugend, das Alter (sich gehen lassen - wunderbar) und der Übergang (nicht ohne Zauber). Ein echter Kykal, der mich begeistert und schwer beeindruckt hat. Liebe Grüße Dana __________________ Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen, ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei)

13.10.2016, 22:36	#3
Erich Kykal TENEBRAE Registriert seit: 18.02.2009 Ort: Österreich Beiträge: 8.570	Hi Dana! Danke, dass du dich meiner bislang unkommentierten Themen erbarmst! (Zwei weitere gäb's da noch ... ) Tage und Nächte tauschen Plätze, sie vergehen, lösen einander ab - so wie wir kommen und gehen, und letzten Endes haben wir nur Bedeutung, so lange wir da sind. Geschichte mag sich fortspinnen, aber für den einzelnen Tag besteht das Universum nur für die Dauer seiner Existenz. Und selbst die Erinnerungen an jene wenigen, die in die Geschichte eingingen, verblassen mit der Zeit. LG, eKy __________________ Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

15.10.2016, 10:59	#5
Erich Kykal TENEBRAE Registriert seit: 18.02.2009 Ort: Österreich Beiträge: 8.570	Hi Laie! Danke, das freut mich! LG, eKy __________________ Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

14.10.2016, 22:35	#4
Laie Erfahrener Eiland-Dichter Registriert seit: 17.11.2015 Ort: Oberpfalz Beiträge: 539	Hallo eKy, ich fasse mich hier mal kurz: Dein bildreiches Sonett gefällt mir richtig gut! Ich habe es gern und mehrmals gelesen. Gruß, Laie

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