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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt Gestern, 13:41   #1
ralfchen
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von ralfchen
 
Registriert seit: 05.10.2009
Ort: Bratislava-Wien
Beiträge: 656
Standard Das Schweigen der Stare

Das Schweigen der Stare

Im Dunkel zirpen schwarze Stare
und das wär erstmals echter fun:
Nekrophilie auf ihrer Niro-Bahre,
weil sie nun nicht mehr quatschen kann.

Ich krabble auf den Leichnam rauf,
und hör was vor dem Fester munkeln:
Es tauchen kreuzquer Fratzen auf
und sterben flugs wieder im Dunkeln.

Ich sprüh den Raum mit Kerzenlicht,
ein Blickwurf noch auf ihr Gesicht
und bin von Sehnsucht überrollt,
weil ich sie gern nochmal gewollt.

Der Leichnam ist mucks-mäuschen still
und sie macht endlich was ich will.
Ich climax - bin erfüllt von Ruhe
und werf sie in die Tiefkühltruhe.

Epilog

Was will eine Mann von Stil und Welt?
Lautlosen Sex und ohne Geld.
Nun schweigen auch die letzten Stare,
ich träum am Nirosta der Bahre.



Geändert von ralfchen (Heute um 12:52 Uhr)
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Alt Heute, 00:32   #2
Falderwald
Lyrische Emotion
 
Benutzerbild von Falderwald
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.954
Standard

Moin ralfchen,

dein Gedicht gleitet wie ein Leichentuch über die Grenzen des guten Geschmacks – aber mit einer Eleganz, die man nicht ignorieren kann. Ich fühlte mich beim Lesen wie Gregor Samsa auf einer Nirosta-Bahre: halb erschrocken, halb fasziniert, und ganz sicher nicht bereit für das Frühstück.

Die eiskalte Geliebte, die du beschwörst, hat mich inspiriert, mir einen Drink zu mixen – Gin, ein Hauch Baudelaire, und ein Eiswürfel, der sich an meinen Finger klammerte wie deine Muse an die letzte Spur von Körperwärme. Ein surrealer Moment: Ich, der Lebendige, festgefroren am Glas, du, der Dichter, tanzend mit der Stille, festgefroren am...

Dein Text ist ein Totentanz mit Taktgefühl, ein Liebeslied für die Kühlschrankpoesie. Und während die Stare schweigen, lausche ich dem Knistern meines Eiswürfels und frage mich, ob Sehnsucht nicht manchmal einfach nur ein Gefrierbrand der Seele ist.

Zitat:
Zitat von Gottfried Benn
Man muss das Material kalt halten. Man muss etwas heiß empfinden, aber um es aufzuschreiben, braucht man einen kühlen Kopf und alle Hände.
Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald


__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt Heute, 01:12   #3
ralfchen
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von ralfchen
 
Registriert seit: 05.10.2009
Ort: Bratislava-Wien
Beiträge: 656
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danke für die feine kritik und prost mein lieber Ralf

LG B
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