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#1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
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Ein volkstümlicher Tafelspruch (das Original)
An die Gans Liegest auf dem Tisch bereit, Schön bei Kerzenglanz, Füllest in der Weihnachtszeit Meinen Magen, Gans! Breitest übers Brot geschmiert Zart dein Gänseschmalz, Labest jedem, der‘s probiert, Gaumen und den Hals. Und zum Nachgang Gänseklein Macht der gute Koch, In der Suppe schmeckt es fein, Viele Tage noch. Brate, brate liebe Gans! Endlich wirst du gar, Brust und Keule, auch der Schwanz, Schmecken wunderbar. Ja, ich aß es schon einmal, Was so köstlich ist! Dass man doch zu seiner Qual Manchmal es vermisst! Brate, Gans, im Ofenrohr Ohne Rast und Ruh, Brat, brutzle meinem Ohr Melodien zu, Wenn du garst zum Hochgenuss, Innen gut gefüllt, Oder wenn ein Bratenguss Um die Schwarte quillt. Selig, wer sich so die Welt Durch Genuss erschließt, Auf die Tafel Gänse stellt, Freudenvoll genießt, Und mit Freunden, die er liebt, Gans und Kloß und Bier Eifrig durch die Zähne schiebt, Wie wir alle hier. Johann Wolfgang Goethe (das Plagiat) An den Mond (1789) Füllest wieder Busch und Tal Still mit Nebelglanz, Lösest endlich auch einmal Meine Seele ganz, Breitest über mein Gefild Lindernd deinen Blick, Wie des Freundes Auge mild Über mein Geschick. Jeden Nachklang fühlt mein Herz Froh- und trüber Zeit, Wandle zwischen Freud und Schmerz In der Einsamkeit. Fließe, fließe, lieber Fluss! Nimmer werd ich froh, So verrauschte Scherz und Kuss, Und die Treue so. Ich besaß es doch einmal, Was so köstlich ist! Dass man doch zu seiner Qual Nimmer es vergisst! Rausche, Fluss, das Tal entlang, Ohne Rast und Ruh, Rausche, flüstre meinem Sang Melodien zu, Wenn du in der Winternacht Wütend überschwillst, Oder um die Frühlingspracht Junger Knospen quillst. Selig, wer sich vor der Welt Ohne Hass verschließt, Einen Freund am Busen hält Und mit dem genießt, Was, von Menschen nicht gewusst, Oder nicht bedacht, Durch das Labyrinth der Brust Wandelt in der Nacht. |
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#2 |
Lyrische Emotion
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.947
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Hallo Thomas,
was haben Goethe und die Gans gemeinsam? Das G. Und du scheinst es ja wirklich mit Gänsen zu haben. Erst die Ode an die Gänse, jetzt die Ode an die Gans. Ich bin nicht ganz so der Fan von Gänsebraten, ich sehe diese Vögel lieber lebendig umherlaufen. Ich weiß auch nicht warum, vielleicht sind sie mir einfach sympathisch, wenn sie so im (meist) schneeweißen Federkleid die Felder und Landschaften beleben. Aber hier in deinem Gedicht kann ich den Gänsebraten durchaus genießen, vor allem, wenn er so gut zubereitet ist. Das mundet dann auch dem "krüschen" Feinschmecker. Was man aus einem "so ollen Mondgedicht" alles herausholen kann... ![]() In diesem Sinne gerne gelesen, geschmunzelt und kommentiert... ![]() Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
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#3 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
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Hallo Falderwald,
meine Frau und ich pflegen seit einigen Jahren den Brauch, in netter Runde eine Martinsgans zu verspeisen. Es hat sich eingebürgert, dass einige der Gäste einen literarischen Beitrag mitbringen. Nach der Schiller-Gans habe ich die Goethe-Gans nur des Proporzes wegen gemacht. Es freut mich, dass sie dir geschmeckt hat. Ich mag Vögel gerne, Gänse und Enten besonders, sowohl in freier Natur, als auf dem Tisch. Wenn ich sie vorher persönlich gekannt hätte, könnte ich sie wahrscheinlich nicht essen, da sind wir heute fast alle durch die moderne Food-Industrie von unseren bäuerlichen Wurzel zu weit enthoben. Liebe Grüße Thomas |
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Das Lied von der Gans | Thomas | Virtueller Schiller-Salon | 3 | 01.12.2011 14:17 |