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Der Tag beginnt mit Spaß Humor und Übermut

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Alt 21.02.2011, 11:49   #1
Walther
Gelegenheitsdichter
 
Registriert seit: 09.11.2009
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Beiträge: 3.210
Standard Katarrh!

Katarrh!


Der eine nimmt ein Taschentuch,
Die andre lässt es beim Versuch:
Die Nase voll, der Kopf ganz leer -
Die Lage, die ist folgenschwer.

Der Schnupfen tropft, es ist ein Fluch,
Die Viren sind heut auf Besuch,
Bakterien gleich mit dabei.
Kehlkopfkatarrh, man ist so frei,

So quält man sich durch Nacht und Tag.
Wohl dem, der das Geräusper mag,
Der Niesen und das Rotzeln liebt,
Wenn Hustenschleim durchs Zimmer stiebt,

Der der Erkältung Leibfreund ist.
Gesülze, blödes: Krank ist Mist!
Denn irgendwann hasst man das Bett
Und findet auch die Arbeit nett.

Denn wenn die Nase dauernd läuft,
Man kriegt den Fluss nicht abgeteuft,
Der Husten schüttelt einen durch,
Man wünschte sich, man wär ein Lurch,

Der, wie man weiß, nicht wirklich niest,
Bei dem die Lungenpest nicht sprießt.
Wenn endlich wär mit Schniefen Schluss,
Dann wär das Dasein ein Genuss.

Jetzt aber ist’s nur Hustenkrampf,
Ein Wabern von Kamillendampf,
Ein Haufen feuchter Taschentücher
Und ausgelesner Krimibücher!
__________________
Dichtung zu vielen Gelegenheiten -
mit einem leichtem Anflug von melancholischer Ironie gewürzt
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Geändert von Walther (18.03.2011 um 18:24 Uhr)
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Alt 17.03.2011, 21:02   #2
Stimme der Zeit
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Beiträge: 1.836
Standard

Hallo, Walther,

ein wenig spät. Ich schätze, mittlerweile hast du die Taschentücher wieder weggepackt. Nachträglich mein tiefempfundenes Mitgefühl - bezüglich der ständig laufenden Nase. Verständlich, das mich das zur Zeit "berührt".

Was den letzten Winter angeht, der machte aus mir zwei Mal zwar keinen Lurch, aber eine Nebelkrähe, jedenfalls klang das so ...

Seit ich mit diesem heimtückischen Thema "natürlicher Sprachrhythmus" inclusive höchst gemeiner "Wortfüße" (die mir momentan immer noch ein Bein stellen, die fiesen Teile!) begonnen habe, werde ich etwas Fatales nicht mehr los.

Ob ich will oder nicht: Ich finde Melodien in Gedichten! Ohrwürmer-Alarm! Allerdings trifft das nur auf gute Gedichte zu. Bei deinem Gedicht musste ich nicht mit einem Husten- sondern mit einem heftigen Lachkrampf kämpfen. Ich habe verloren.

Also hier mal die passende "Musik":


Die Affen rasen durch den Wald,
der Eine macht den Andern kalt,
die ganze Affenbande brüllt:

Refrain:
Wo ist die Kokosnuss,
wo ist die Kokosnuss,
wer hat die Kokosnuss geklahahaut -

wo ist die Kokosnuss,
wo ist die Kokosnuss,
wer hat die Kokosnuss geklaut.

Das sieht bei dir dann so aus:


Der eine nimmt ein Taschentuch,
Die andre lässt es beim Versuch:
Die Nase voll, der Kopf ganz leer -

Die Lage, die ist schwer,
die Lage, die ist schwer,
die Lage, die ist folgenschweheher,

die Lage, die ist schwer,
die Lage, die ist schwer,
die Lage, die ist folgenschwer.

Entschuldige. Ich konnte nichts dagegen tun, bin vollkommen machtlos!

Diagnose: Virus Rhythmusus Dichteriosus.

Obwohl eigentlich Falderwalds fantastische Ballade daran schuld ist! Bis gestern (d. h. bevor ich sie las) kam das nur gelegentlich vor, aber seit heute beobachte ich das beängstigend häufig! Irgendwie machte es bei mir "klick" und seither ...

Deshalb versuche ich jetzt heldenhaft etwas halbwegs Vernünftiges zu deinem Werk zu sagen.

Der Inhalt bedarf wohl einer eingehenden Interpretation, es sei denn, hier würde jemand einen Kommentar hinterlassen, der noch nie im Leben eine Erkältung hatte. Was ziemlich unwahrscheinlich ist.

Also: Die Darstellung ist hervorragend gelungen. Du beginnst ganz langsam mit der sanften Deutung einer verstopften Nase, bevor du aprupt mit medizinischer Fachterminologie sehr anschaulich auf die Ursachen eingehst. Danach eine Mitgefühl erweckende Schilderung vom tiefsten Leid des armen LyrIchs, was plötzlich in Anbetracht der Ungerechtigkeit des Schicksals in deutlich erkennbare Agression umschlägt. Psychologisch durchaus bedenklich, sein Bett zu hassen und sich nach der Arbeit zu sehnen! Das könnte fatale Folgen haben! Denn offensichtlich führt das zur Identitätskrise des LyrIchs, das sich hier wünscht, zu einem Lurch zu werden. Am schlimmsten ist jedoch die Schlussfolgerung: Ein Lurch zu sein wäre ein Genuss!
Seeehr bedenklich, das Ganze.

Besonders die Silbenvermehrung der letzten zwei Verse. Ist daran der Dampf oder der Krampf schuld? (Witz beiseite: Schon klar. "Das Schlusswort")

Mit Sicherheit aufgrund der vielen verbrauchten Taschentücher wurde der vierhebige Jambus perfekt durchgehalten - fast. Drei Taschentücher fielen wohl herunter und verschwanden unbemerkt unterm Bett:

Zitat:
Kehlkopfkatarrh, man ist so frei,
1. Tuch: Kehlkopf: Xx (Na ja, ganz genau XX oder Xx, aber metrisch ist es Xx) / Katarrh: xX = XxxX. In deinem Gedicht müsste ich Kehlkopf xX betonen.

Zitat:
Bakterien gleich mit dabei.
Kehlkopfkatarrh, man ist so frei,
2. Tuch: Bei Katarrh ist man eher nicht frei, sondern verstopft. Andersherum?

Zitat:
Bakterien, die sind so frei,
Kehlkopfkatarrh gleich mit dabei. - und statt Kehlkopfkatarrh ein anderes Wort, das unbetont beginnt. Mir fällt nur gerade nichts Passendes ein.
3. Tuch:

Zitat:
Man wünschte sich, man wäre ein Lurch, - geht entweder "wär ein Lurch" oder "wäre Lurch". Das "e" ist zu viel.
Ansonsten kann ich nur sagen, trotz meines akuten Mitleids war es "reinste Kamille" dein Werk zu lesen.

Ist humoristischer "Dampf" dahinter!

Lieben Gruß

Stimme der Zeit
__________________
.

Im Forum findet sich in unserer "Eiland-Bibliothek" jetzt ein "Virtueller Schiller-Salon" mit einer Einladung zur "Offenen Tafel".

Dieser Salon entstammt einer Idee von unserem Forenmitglied Thomas, der sich über jeden Beitrag sehr freuen würde.



Geändert von Stimme der Zeit (17.03.2011 um 21:11 Uhr) Grund: Ein Taschentuch vergessen.
Stimme der Zeit ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.03.2011, 18:31   #3
Walther
Gelegenheitsdichter
 
Registriert seit: 09.11.2009
Ort: Im Wilden Süden
Beiträge: 3.210
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Hallo Stimme der Zeit,

das Werk ist eine Hommage an den ständigen Begleiter in Herbst und Winter, je nach Jahr und Umstand. Es mußt mal gesagt sein, daß der Katarrh! - das Ausrufezeichen ist hier Gegenstand und Rahmen der Betrachtung - sein Loblied braucht - hier ist es!

Nun ist der Bänkelsang, heute als Büttenrede veredelt, reimtechnisch ebenso wie der Poetry Slam Beitrag nicht völlig sauber zu halten. Das ist auch nicht wirklich wichtig, weil der Effekt des Vortrags ja dafür sorgt, daß das Verschmieren der Hebungs-Senkungsmakel diese quasi "einebnet" und als vortragstechnisches Element wegredet. Da wird also der Fehler zum Stilelement.

Wichtig: Ich war schon gesundet, aber der Rest keuchte, spotzte, hustete, wimmerte, pfiff, schnarchte und räusperte sich um mich herum. Mit einem durch und durch schlechten und lächerlichen Charakter ausgestattet mußte dies dann zu Papier gebracht werden. Nun denn, jetzt haben wir den (Reim-) Salat!

Danke und Gruß

W.

PS.: Für die Tantieme einer "Verliederung" meines Werks gebe ich gerne und freiwillig die Nummer meines schweizer Nummernkontos bekannt!
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