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06.01.2014, 13:16 | #1 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Ein Tag im Mühlviertel
Stille über sanften Hügeln,
Nebel um das dunkle Haus. Wie auf unsichtbaren Flügeln schwebe ich zur Tür hinaus. Gleite mit den kühlen Schleiern durch der Mulden Traulichkeit. Alle meine Sinne feiern sich in der Erhabenheit eines Morgens, einer Tiefe, die an jedem Bild beginnt, das mir so, als ob ich schliefe, durch den Kern des Lebens rinnt. Tag ergießt sich in die Lande, feiert seinen hellen Glanz, geht mit prunkendem Gewande und erhobener Monstranz. Abend endlich schließt die Seele wieder in Gedanken ein. Land der Steine, dir befehle ich mich an, in dir zu sein. Weite will den Blick erobern, Nahes möchte zärtlich sein, und gen Westen winkt zinnobern ein entrückter Sonnenschein. Nebel über sanften Hügeln, Stille um das dunkle Haus - und ein Rauschen wie von Flügeln atmet in die Nacht hinaus.
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (30.01.2014 um 22:00 Uhr) |
06.01.2014, 17:42 | #2 |
Eiland-Dichter
Registriert seit: 07.12.2013
Ort: Oberösterreich
Beiträge: 35
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Hallo Erich!
Ich glaub als Bewohner des Mühlviertels scheine ich hier prädestiniert zu sein ein Kommentar abzugeben. Sehr schön geschrieben, kann mich in deine Bilder wahrlich reindenken und -fühlen! Du hast hier genau die Stimmung erzeugt, die unser kleines Fleckchen Erde tatsächlich preisgibt (die sanfte Hügellandschaft, das milde gemäßigte Klima, usw.) - eigentlich unspektakulär klingende Landschaftseigenschaften, aber doch sehr lebenswert wie ich finde! Was ich stilistisch hierbei sehr mag sind in gewisser Weise Intro und Conclusio, welches ein Gedicht wie einen Kreis abschließen lassen (trotz der feinen Abänderungen und der "nächtlichen" Endung, wird man wieder an den Anfang zurückgebracht - was mir das Gefühl eines wiederkehrenden Tag-/Nachtrythmuses vermittelt) - aufgrund meiner mäßigen literarischen Kenntnisse weiß ich leider nicht wie dieses Stilmittel genannt wird
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Es ist nicht wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist viel Zeit, die wir nicht nutzen. Lucius Annaeus Seneca |
06.01.2014, 20:35 | #3 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
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Beiträge: 8.570
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Ich auch nicht!
Hi, Gerig1! Vielen Dank für deine wohlwollenden Gedanken! Ja, unser Fleckchen Erde ist schon ein ganz besonderes (das sagt wahrscheinlich jeder über seine Heimat!)! Das Klima hier kann - weiter oben - allerdings durchaus recht rauh sein! Früher wie heute eine arme Region, auch wenn es ihr heute gegen damals vergleichsweise gut geht. Aber eben ein wunderschönes Land, wobei ich das niederösterreichische Waldviertel noch mit einbeziehe, die Topografie ist noch die gleiche, und es ist auf weite Strecken hin sogar weniger zersiedelt, urwüchsiger, bewaldeter - ursprünglicher eben. Ich freue mich schon drauf, ab Frühling wieder hier wie dort wandern zu gehen! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
27.01.2014, 19:53 | #4 |
Lyrische Emotion
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.912
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Servus Erich,
das ist eine sehr romantische Hommage an deine Heimat. Die Bilder eröffnen eine beachtliche Tiefe beim Lesen und man fühlt sich direkt in diese Beschreibungen hineingesogen. So geht es immer tiefer hinein in die Verse und zum Schluss wird man genau so wieder entlassen, quasi wie ein Atemzug hinaus in die Nacht geweht. Das hat mir gut gefallen und obwohl ich deine Heimat nicht persönlich kenne, kann sie sich ob solcher Worte doch glücklich über ihren Dichter schätzen. Übrigens, bist du dort geboren oder ist das Mühlviertel deine Wahlheimat? Gerne gelesen, streifend ein wenig durchs Mühlviertel gezogen und kommentiert... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
27.01.2014, 22:11 | #5 |
TENEBRAE
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Beiträge: 8.570
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Hi, Faldi!
Geboren bin ich in Linz an der Donau, Oberösterreich. Das Mühlviertel ist nördlich davon, das Waldviertel (schon Niederösterreich, aber für mich gehört es mit dazu zum "Heimatfeeling"!) nordöstlich. Als ich 3 war, bauten meine Eltern ein Haus im zentralen Mühlviertel auf ca. 650m Seehöhe in Neumarkt, und ich wuchs in der Zeit vor der Schulpflicht dort auf, während der Schuljahre verbrachte ich dort immer Wochenenden und Ferien. Als meine Eltern starben, zog ich von Linz ins Haus, renovierte es und gedenke hier zu leben, und zwar "bis hint auße", wie man bei uns so sagt. http://www.neumarkt-muehlkreis.ooe.g...lonr=220103422 Siehst du auf dem Foto das Haus ganz links oben am Hügel? Meines liegt in etwa genauso hoch, aber noch ca. 5 cm nach links außerhalb des Bildes. Hier noch ein paar Impressionen zu Mühl- und Waldviertel: https://www.google.at/search?q=findl...ertel&tbm=isch https://www.google.at/search?q=findl...ertel&tbm=isch http://www.steiniges.net/index.htm LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (27.01.2014 um 22:30 Uhr) |
30.01.2014, 21:47 | #6 |
Slawische Seele
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Beiträge: 5.637
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Lieber eKy,
dein Mühlviertel und mein Rosengarten (Ostpr.) haben viel gemeinsam. Nur hat mein Land der dunklen Wälder und kristallnen Seen in mir nicht solch einen Vertreter der Lyrik. Ich kann diese "Anbetung" verstehen, ich finde die Poesie wunderschön - vielleicht versuche ich mich einmal auch darin, zu beschreiben, wie schön Landschaften sein können. Wunderschöne Poesie. Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
30.01.2014, 22:14 | #7 |
TENEBRAE
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Hi, Dana!
Hast du auch die Links in meinem letzten Kommi besucht? Sie vermitteln einen guten Eindruck von diesem Land, das ich mitunter so eindringlich "besinge"! Vielen Dank für das Kompliment - aber wie gesagt, ich halte mich eher für einen Durchschnittspoeten - okay, "guter" Durchschnitt, aber eben Durchschnitt. Rilke war wirklich genial - nach seiner Liga kann ich mich nur vergeblich sehnen! Und ja - versuche dich mal in Naturbeschreibung! Wenn man mit wahrem Gefühl für die beschriebene Landschaft dabei ist, ist das schon die halbe Miete! Bloß nicht zu pathetisch darf man werden, nicht zu schwelgerisch malen - das ist die große Herausforderung dabei: Die Distanz zwischen tiefem Gefühl und kitschigem Schmalz ist oftmals eine sehr kurze! Glaub mir - ich spreche durchaus aus eigener Erfahrung! Ich bin schon gespannt auf das Ergebnis! LG, eKy
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