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06.05.2014, 21:25 | #1 |
TENEBRAE
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Wandergedanken
Ich trank so oft aus eines Abends Neige,
doch kam dabei mir nie so recht zu Sinnen, die Tage könnten ohne mich beginnen, da endlich ich zum letzten Male schweige. So weiten Ausblick ungezählter Steige vermochte mein Bestreben zu gewinnen - ich musste doch nur allzu bald von hinnen in blindem Hoffen, dass ein Ziel sich zeige. Im Lied des Lebens war die erste Geige die meine nicht, das hat mir nie geschadet: Mir fiel genügend Sonne durch die Zweige der tiefen Wälder, die mein Träumen nährten. Mein sattes Herz, in ihrem Duft gebadet, verlösche einst im Trost, den sie gewährten.
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (27.04.2019 um 20:01 Uhr) |
06.05.2014, 21:59 | #2 | ||
Slawische Seele
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Beiträge: 5.637
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Lieber eKy,
in diese "Wandergedanken" bin ich fast entrückt eingetaucht. Nicht ob der Wanderung an sich - die lyrische Wiedergabe hat mich berührt. Hier ganz besonders: Zitat:
Ein sehr schönes Sonett. Liebe Grüße Dana P.S. Mir fiel eine Deutschstunde bei Herrn Unger ein. Es ist schon soooo lange her. Ein Lehrer, der sich oft bei mir bedankte, weil ich angeblich die Einzige gewesen bin, die ihm zugehört hat. Er hat in meinem Aufsatz eine Stelle korrigiert, in der es um in/im ging und riet mir, das "m" zuerst zu benutzen und das Adjektiv zu belassen. Ich habe es beibehalten, ohne begründen zu können - was sagst du als Lehrer dazu? Zitat:
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
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06.05.2014, 22:34 | #3 |
TENEBRAE
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Beiträge: 8.570
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Hi, Dana!
Danke für dein Entzücken und dein Entrücken! Zu deiner Frage: In diesem (lyrischen) Falle ist es eine Frage der Sprachmelodie. Entscheide selbst, was sich weicher, flüssiger, gleichmäßiger anhört: im blinden Hoffen - in blindem Hoffen Richtig sind ja beide Varianten. Sprachlich gediegener, vornehmer erscheint mir hier die letztere, nix gegen deinen Deutschlehrer. LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
21.05.2014, 09:38 | #4 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Ort: Im hohen Norden
Beiträge: 431
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Hallo Erich Kykal,
solche Wandergedanken beschäftigen mich schon lange, weil man ja nie wissen kann, wann das letzte Ziel auf dem Weg erreicht ist. Diese Gedanken sind also für mich sehr gut nachvollziehbar, denn die Tage meines eigenen letzten Schweigens rücken ja auch unaufhaltsam näher. Und ich kann dir voll und ganz zustimmen, denn es ist überhaupt nicht wichtig, ob man die erste Geige gespielt hat oder nicht. Die Hauptsache ist, dabei gewesen zu sein und ein wenig von dieser schönen Welt erfahren zu haben. Diese Gedanken und Erinnerungen bleiben solange, bis der letzte bewusste Atem ausgehaucht ist. Dein Sonett ist eine sehr schöne Betrachtung. Herzliche Inselgrüße Narvik
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Nur der fröhliche Mensch allein ist fähig, Wohlgefallen am Guten zu finden. (Kant) |
21.05.2014, 14:18 | #5 |
Gast
Beiträge: n/a
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Hallo eKy
Das ist ein wunderschönes Gedicht
Du beschreibst das Sinnieren eines Wanderes, der über sein Leben, und die Endlichkeit nachdenkt. Du wählst Worte die zart und klar sind. Ich trank so oft aus eines Abends Neige -Mir gefällt das ganze Gedicht Grüße aus Schleswig - Holstein sy |
21.05.2014, 18:19 | #6 |
TENEBRAE
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Beiträge: 8.570
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Hi, Narvik!
Logisch betrachtet bleibt nichts von uns. Irgendwann stirbt selbst unser Erbgut aus, lange nachdem wir nur noch anonyme Vorfahren sind vielleicht, aber nichtsdestotrotz. Und der Ruhm der Nachwelt? Nach ein paar Jahrhunderten - falls er so lange überlebt - ist dein Name nur noch eine Worthülse für irgendein Klischee. Der Mensch dahinter ist vergessen. Und selbst dies vergeht, wie alle seine Werke, seien sie auch noch so dauerhaft! Wer weiß in 10.000 Jahren noch etwas von einem Goethe? Oder von einer Sprache namens Deutsch? Ein Wimpernschlag im Universum... Was also kann der "Sinn des Lebens" sein, bedenkt man, wie kurzatmig unsere Kulturen sind? Die Annahme eines Lebens nach dem Tode lassen wir mal dezent außen vor. Ich glaube nicht daran, lasse mich aber gern positiv überraschen, wenn ich gestorben bin! Dennoch - im Hier und Jetzt brauchen wir einen Antrieb, eine Aufgabe, einen Lebenszweck. Meiner ändert sich von Zeit zu Zeit. Im Moment ist es die Lyrik. Aber man sollte sich nie fragen: Was habe ich geschaffen? Was hinterlasse ich? Das riecht sehr nach: "Wie sehr habe ich die Welt beeindruckt?" Ein reifes Ego sollte derlei nicht mehr brauchen. Entscheidend sind die Freude daran und die Befriedigung, die man daraus zieht. Andere mögen dein Werk für "wichtig" erklären, für sich oder gleich für die Welt - wir wissen es besser, oder? Nichts ist letztendlich für immer, und das macht gar nichts, denn wir sind es ja auch nicht... Vielen Dank für deine Gedanken! Hi, Sy! Mit Naturbeschreibungen bin ich mittlerweile sparsam, denn wenn man mit einem Thema inflationär umgeht, wiederholt man sich irgendwann nur noch. Meine Liebe zur Natur ist spürbar in diesen Texten, da muss man auch aufpassen, nicht zu pathetisch zu werden. Vielen Dank für deinen Zuspruch! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
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