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29.05.2016, 15:11 | #1 |
geehrt und gefiedert
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Himmelslauf
Die Sonne scheint, erhellt den Tag beständig
Und schenkt uns ihre goldnen Wärmestrahlen, In denen wir uns sommers gerne aalen. So hält sie den Planeten stets lebendig. Der Mond erleuchtet zwar nicht eigenständig, Doch kann er silberblau die Nacht bemalen, Umrahmt von vielen glänzenden Opalen. Getreu umkreist der Erdtrabant uns wendig Sie geben zwei mal täglich sich die Hände Meist während düsterblauen Stunden, Wenn sie sich um den ganzen Erdball jagen. Es scheint, als ob die beiden nichts verbände, Doch drehen sie auch manche Ehrenrunden. Dann darf der Mond leicht an der Sonne nagen. Geändert von Nachteule (22.06.2016 um 19:07 Uhr) |
29.05.2016, 16:34 | #2 |
/ Bil-ly /
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Lieber Nachteule,
Ja, das mag ich, originell!, jambt gut dahin! Ein paar Anmerkungen, ich denke einfach laut, ohne Anspruch auf "lyrische Wahrheit" : Die Sonne scheint, erhellt den Tag beständig Und schenkt uns ihre goldnen Wärmestrahlen, - um die Verkürzung vielleicht zu vermeiden: "und (sie) schenkt uns Gold im (und) warme(n) Strahlen" In denen wir uns sommers gerne aalen. Sie hält den blauesten Planet lebendig. "hält so" ... wäre eine Abwechslung und könnte im Metrum funktionieren? Der Mond erleuchtet zwar nicht eigenständig, Doch kann er silberblau die Nacht bemalen, Umrandet von den glänzenden Opalen. - Meinst du die Sterne? "umrandet", hm, spricht mich wenig an: "umrahmt? (umgarnt? im Netz? vereint mit?) von feuer(farben?)spielenden Opalen?" Getreu umkreist der Erdtrabant uns wendig Sie geben zwei mal täglich sich die Hände - zweimal? Erzeugen dabei eine blaue Stunden, - nur eine!; "erzeugen" klingt nach einem Industieprodukt - auch wenn das Ganze mit Augenzwinkern geschrieben ist, vielleicht doch eher "und zeugen" oder "bescheren ( und schenken) uns die (manch) blaue(n) Stunden" Wenn sie sich um den ganzen Erdball jagen. Es wirkt, als ob die beiden nichts verbände, Doch drehen sie auch manchmal Ehrenrunden. Da scheints, als würd der Mond die Sonne nagen. - "würd der Mond die Sonne nagen", na ja - wirkt eher unbeholfen als lustig, was vielleicht deine Absicht war? "würd" empfinde ich als unschöne Verkürzung und es müsste eigentlich "der Mond an der Sonne nagen" heißen - also irgendwie geht das gar nicht. Auch dieses "es wirkt", "da scheints" gefällt mir nicht so richtig. Ein (na ja-)Vorschlag, wenn es schon lustig sein soll: Es scheint, als ob die beiden nichts verbände, doch selten trifft man sich auf Ehrenrunden und darf der Mond dann an der Sonne nagen. Lieben Gruß charis |
29.05.2016, 19:52 | #3 | |
TENEBRAE
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Hi, Nachteule!
Du kommst leider auch nicht ganz ungeschoren davon : Zitat:
S2Z3 - Hier rechnet man mit einer Fortführung des Satzes, da die "glänzenden Opale" logischerweise ein Gleichnis darstellen. Wofür das Gleichnis steht, bleibt der Text leider schuldig. Eigentlich sollte es etwas in der Art heißen: "umrandet von den glänzenden Opalen // der Sterne kreist der ..." Andere Lösung: "umrandet wie von glänzenden Opalen." S2Z4 - Am Ende fehlt der Punkt. S3Z1 - Dass das "Sie" zu Beginn Sonne und Mond meint, muss man sich erst zurechtüberlegen. "So geben diese beiden ..." oder so wäre da klarer. S3Z2 - "...eine blaue Stunden" - Da wurde wohl umgebaut, aber nicht mehr kontrolliert, ob alles angepasst wurde. Das "erzeugen" klingt profan und unlyrisch, das ist eher Fabriksjargon. "erschaffen"? S4Z3 - Bei "scheint's" würde ich den Apostroph noch verwenden. Die folgende Phrase wirkt nicht nur wegen der Verkürzung unausgegoren und falsch. Man kann sagen "an der Sonne nagen" oder "die Sonne benagen", aber deine Version halte ich für - wie sagst du es so schön? - grammatisch unkorrekt. Gern gelesen. LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (01.06.2016 um 14:59 Uhr) |
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01.06.2016, 03:24 | #4 |
Kiwifrüchtchen
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Hi Eulerich,
mit diesem Text stellst du mich vor ein Dilemma: Mir gefällt das Thema und deine Aufarbeitung desselbigen wirklich gut. Sehr lyrisch und poesievoll finde ich Z 2 + 3 im 2. Quartett, sowie das gesamte erste Triolett. Die grammatikalische Entgleisung in der 2.Zeile wurde ja schon kritisiert, da musst du noch mal ran. Mit der letzten Zeile lässt du den Leser im Regen stehen. Sag mir bitte, dass das mit dem Nagen ein verspäteter Aprilscherz ist! Dieses eine Wort zieht das ganze Sonett runter. Irgendwas musst du dir doch dabei gedacht haben, mich würde echt interessieren, was. Reimnot war es nicht, denn "agen"-Reime gibts zuhauf, ganz spontan und aus dem Stehgreif fiel mir zB da scheints, als würden sie ein Tänzchen wagen... ein. Nicht als Vorschlag, sondern nur als Gedankenschubser gedacht. Auf dieser Linie ließe sich doch bestimmt was zurechtbosseln. Bzgl Form gibts natürlich nix zu bekritteln, These - Antithese - Synthese sind klar herausgearbeitet. Ein gutes klassisches Sonett, das mit ein bisschen Nacharbeit zu einem SEHR guten werden könnte. Gerne hier auf Besuch gewesen und meinen Senf dagelassen. HG von Lai
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.................................................. ........................................... "Manchmal ist es so demütigend, ein Mensch sein zu müssen..." Erich Kykal |
01.06.2016, 14:07 | #5 |
/ Bil-ly /
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Ich möchte hier unbedingt nochmals betonen, dass mir persönlich das Bild mit dem "nagen" ausgesprochen gut gefällt - nur irgendwie nicht so wie es in diesem Vers verarbeitet ist - aber das kann man auch anders sehen.
Insgesamt bin ich richtig verschossen in dieses Sonett! Allein schon in Strahlen - aalen! Lieben Gruß charis |
01.06.2016, 22:21 | #6 |
Lyrische Emotion
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Moin Nachteule,
Die Idee gefällt mir ausgesprochen gut, die Umsetzung weniger. Zwar sind alle inhaltlichen und formalen Vorgaben vorbildlich eingehalten worden, doch die bisher vorgebrachten Kritikpunkte an der sprachlichen Umsetzung kann ich nur vorbehaltlos bestätigen. In Z1 wird die Sonne beschrieben, was sie vermag, wie die Menschen sie empfinden und ihre Wirkung auf die Erde. Das gefällt mir. In Z2 wird ihr der Mond gegenübergestellt, seine Eigenschaften als indirekte Lichtquelle dargestellt und dessen Wirkung beschrieben, zudem ist er als steter Begleiter der Erde unterwegs. Das weiß auch zu gefallen. In Z3 treffen sie sich zwei mal täglich am Himmelszelt und erzeugen blaue Stunden, wenn sie sich um den Erdball jagen? Ich denke, die Sonne erzeugt die blauen Stunden ganz allein und braucht dafür den Mond nicht, denn die blauen Stunden fallen nicht zwangsläufig auf ein Treffen der beiden Himmelskörper am Firmament. Außerdem ist die Sicht, dass sie sich um den Erdball jagen eine ziemlich schlichte Betrachtungsweise, denn eigentlich jagt nur der Mond um den Erdball im eigentlichen Sinne. In Z4 schließlich wird ein Fazit gezogen, zumindest so, wie es auf den Betrachter wirkt. Die beiden Himmelskörper verbindet nichts (Sichtbares), weil sie frei über das Firmament schweben. Die nächsten beiden Zeilen allerdings scheinen Rätsel aufzugeben, doch irgendwas muss sich der Autor ja wohl dabei gedacht haben. Aus den Worten alleine werde ich als Leser nicht schlau, ich kann nur eine gewagte Interpretation versuchen: Es geht bei den Ehrenrunden um die Konstellation der Bahnen dieser beiden Himmelskörper, die zu einer Sonnenfinsternis führen. Und wenn der Mond sich langsam vor die Sonnenscheibe schiebt, so sieht es aus, als ob er an ihr nagt. Das „nagende“ Bild an sich gefällt mir allerdings nicht besonders, da er eben an ihr nagt und nicht die Sonne nagt, das ist sehr unglücklich formuliert. Soweit, so gut. Die „goldnen Wärmestrahlen“ in S1/Z2 lasse ich im Gedicht noch gerne durchgehen, (M. Claudius „Das Abendlied“ ...die goldnen Sternlein prangen) aber mich wundert es, dass der krasseste Fehler noch niemandem aufgefallen ist, denn in Z1/S4 stirbt der Planet den Akkusativtod, denn der lautet: den (blauesten) Planeten. Und wieso „blauesten“? Gibt es noch andere blauen Planeten und sind die weniger blau? Weiß man das wirklich? Ich frage mich, welche glänzenden Opale in S2/Z3 gemeint sind, da ja von den glänzenden Opalen die Rede ist. Das erschließt sich nicht. Zudem kann nicht die Rede davon sein, dass der Mond uns umkreist, sondern vielmehr die Erde. Das hat er nämlich schon getan, als wir noch gar nicht da waren und wird es vorrausichtlich auch noch machen, wenn wir gar nicht mehr da sind. „Eine blaue Stunden“ im ersten Terzett geht wirklich nicht und dass die beiden das nicht gemeinsam beim Händereichen erzeugen, habe ich schon weiter oben erläutert. Diese Strophe müsste noch einmal komplett überarbeitet werden. Das zweite Terzett ist, wie schon erwähnt, nicht sehr stringent und verständlich formuliert und weist in der letzten Zeile erhebliche sprachliche Mängel auf, zumindest als Abschluss für einen lyrischen Text. Ich denke, da solltest du alles in allem noch einmal ran. Ein paar Vorschläge kann ich hier lassen: Die Sonne scheint, erhellt den Tag beständig Und schenkt uns ihre goldnen Wärmestrahlen, In denen wir uns sommers gerne aalen. Sie hält den blauen Wandelstern lebendig. Der Mond erleuchtet zwar nicht eigenständig, Doch kann er silberblau die Nacht bemalen, Umrandet wie von glänzenden Opalen. Getreu umkreist er den Planeten wendig. Sie reichen zwei Mal täglich sich die Hände Zum Farbenwechselspiel der blauen Stunde, Wenn sie sich um den ganzen Erdball jagen. Es wirkt, als ob die beiden nichts verbände, Doch drehen sie auch manche Ehrenrunde. Dann scheint der Mond die Sonne anzunagen. In diesem Sinne gern gelesen und kommentiert und hoffentlich dieses Mal genug Beilage zum Senf hinterlassen... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
02.06.2016, 14:30 | #7 |
Von Raben umkreist
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Hallo Nachteule,
ich finde die Idee für dein Sonett ebenfalls gut, für mich klingt es an einigen Stellen allerdings zu nüchtern, zu wissenschaftlich. Etwas mehr Poesie täte dem Sonett sicher gut. Falderwald hat sehr ausführlich Stellung bezogen, damit ist alles gesagt. Das mit dem "nagen" sagt mir auch nicht zu, daran ist ja das Wort "jagen" schuld. Ich finde, der Mond jagt keineswegs um die Erde herum. Er kreist bzw. umläuft, aber das ist auch nicht so passend in einem Gedicht. Ich habe jetzt ungefähr eine halbe Stunde an brauchbaren Vorschlägen geknobelt, ohne Erfolg. Ich bin gespannt, wie deine Überarbeitung aussehen wird. Liebe Grüße Sid
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Alle meine Texte: © Sidgrani "Nur wer erwachsen wird und Kind bleibt, ist ein Mensch"
»Erich Kästner« |
22.06.2016, 18:05 | #8 | ||||||||||||||||||||||||
geehrt und gefiedert
Registriert seit: 17.07.2014
Ort: Im nächtlichen Wald
Beiträge: 350
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Hallo zusammen,
zuerst einmal möchte ich für die relativ lange Wartezeit um Entschuldigung bitten. Ich war aber von einzelnen Vorfällen zu genervt um mich mit dem Forum auseinander zu setzten und wollte mir erst klar werden, wie ich damit umgehe. Das weiß ich seit wenigen Tagen und haben dann jetzt auch endlich die Zeit, euch zu antworten. (ist ja nicht mein Hauptforum und dann gibt es noch sowas wie "Real life"... ) Welche Vorschläge ich übernehme werde ich vermutlich ausnahmsweise nicht immer direkt bei der Beantwortung des Kommentars sagen, weil es teilweise recht konträre Vorschläge sind, die sich auch ausschließen, weil sie in eine andere Richtung gehen. @charis Zitat:
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Umgarnt oder umrahmt gefällt mir sehr gut. Da werde ich auch noch überlegen, welches ich nehme. Das "Umrandet" hat mir auch nicht soo dolle gefallen. Dann muss ich halt hinten noch etwas ändern. In die Richtung von "Umrahmt von tausend glänzenden Opalen" oder dergleichen. Das von dir vorgeschlagene Adjektiv ist für mich dafür aber unpassend, weil für mich weder das Feuer nicht passt und die Sterne zu statisch wirken, um zu spielen. Zitat:
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Was genau ich damit mache, muss ich mir noch überlegen. (Siehe Falderwalds Beitrag.) Vielleicht komme ich dann auf deine Ideen zurück. Zitat:
Ich werde mal die gesamten Vorschläge anschauen und vergleichen. Vielleicht kommt mir auch noch der geniale Einfall, wenn ich die Vorschläge als Anregungen habe. Zitat:
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@Lailany Zitat:
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@Falderwald Zitat:
Wiedermal treffend zusammengefasst (vielleicht änderst du die "Z" in "S". Ich war zumindest kurz irritiert, bis ich zu 3 kam und sah, dass das auf Strophe 3 passt. ). Zitat:
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"Blaueste", weil bisher keiner bekannt ist, der mehr nasses Wasser enthält wie unserer. Zitat:
Zitat:
Zu den (in den vorherigen Anmerkungen noch nicht besprochenen) Änderungen im Text: Zitat:
Beim letzten Vers werde ich mir in Ruhe alle Vorschläge ansehen und mir den besten aussuchen, vielleicht einen mit Hilfe der Vorschläge selbst zusammenschustern. Aber was überlegen werde ich mir auf jeden Fall. @Sidgrani Zitat:
Zitat:
Danke für eure Kommentare! Und ich bitte noch einmal um Verzeihung für die lange Wartezeit! Ich hoffe, ich habe beim Versuch, mich nicht zu oft zu wiederholen, nicht vergessen, etwas zu beantworten. Sonst einfach noch mal nachfragen. nächtlicher Gruß, gutes nächte und carpe noctem Nachteule |
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