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26.06.2016, 11:09 | #1 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Meine letzte Eiche
Im Abendsturm, mein Freund der Kindertage
bist du geborsten und zuletzt gefallen. Ich höre immer noch das Knacken hallen, und welke Blätter rascheln deine Klage. Seit Jahren war dein Innerstes verdorben, man sah es nicht, von außen warst du mächtig; die langen Äste reckten sich bedächtig und haben jeden raschen Wind umworben. So bist du, der du Turm warst dem Erinnern, mir doch voraus in jenem letzten Fallen - die hehre Größe brach am kranken Innern. So gingst du nicht an Wetters Macht zugrunde: Das Sterben nagt inmitten von uns allen, und manches Stürmen öffnet nur die Wunde.
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
27.06.2016, 02:58 | #2 |
Kiwifrüchtchen
Registriert seit: 23.05.2009
Ort: nördlich von Auckland/Neuseeland
Beiträge: 945
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Kia ora Eky,
so traurig, so schön, so wunderbar poesievoll, so Eky. Wie kann ich denn hier ein Sahnehäubchen benennen, wenn alles gleichermaßen schön ist? Also erküre ich mir das 1. Terzett aus dem einen trivialen Grund, dass es das Häferl fast zum Überlaufen gebracht hätt. Eine Zeile jedoch ist für mich und meine Logik nicht nachvollziehbar: Für mich umwirbt der Wind die Äste und nicht umgekehrt. Letztere können um den Wind werben, um ua von ihm umworben zu werden. Sehr gern gelesen und genossen. LG von Lai
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.................................................. ........................................... "Manchmal ist es so demütigend, ein Mensch sein zu müssen..." Erich Kykal |
27.06.2016, 10:45 | #3 |
Gast
Beiträge: n/a
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Hallo eKy,
Das hier ist ein berührendes Sonett, weil es sehr poetisch an die Vergänglichkeit erinnert. Ich kenne eine über 800 Jahre Eiche. Viele Kinder mußten sich an den Händen anfassen, um sie zu umarmen. Die Eiche hier ist gestorben, weil sie von innen ausgehöhlt wurde, sie wurde zu schwach für einen Sturm. Das könnte man auch auf einen Menschen übertragen. Mancher sieht noch gesund aus, doch im Inneren befindet sich schon sein Ende. Es ist wie alle deine Gedichte wunderbar! Ich wiederhole mich gerne. Liebe Grüße sy |
27.06.2016, 14:12 | #4 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Hi Lai und Sy!
Bei mir war am Samstagabend ein Sturm, der die heiße Luft ausgeputzt hat. Leider hat er auch die letzte große Eiche vor dem Haus bis zu den Wurzeln gespalten! Die eine Hälfte fiel um und riß ein Telefonkabel vom Mast, aber sonst ist zum Glück kein Schaden entstanden. Die andere Hälfte stand noch, aber was, wenn noch ein Sturm gekommen wäre jene Nacht? Ich ließ die Feuerwehr kommen und den Rest kontrolliert umschneiden. Im Dunkeln sind sie fertig geworden und abgerückt. Am Morgen habe ich mich an die kahle Stelle gewöhnen müssen, und kommende Woche soll der Gärtner sich um den Rest kümmern. Ich werde einen neuen Baum daneben setzen, aber keine Eiche mehr - die fallen mir zu leicht um bei Sturm! Vielleicht lasse ich gleich auch noch ein paar andere Bäume fällen, die meine eigene Telefonleitung schon zuwachsen. Eigentlich wollte ich damit noch 10 Jahre warten, um das Schnittholz selbst zum Verheizen nutzen zu können, aber in letzter Zeit stürmt es mir hier zu oft und zu heftig! Heute bin ich traurig, denn der Baum (und sein Nachbar, der schon vor ein paar Jahren einer Sturmböe zum Opfer fiel) war Teil meiner intensivsten Kindheitserinnerungen: In seinem Schatten spielte ich im Sandkasten, mit Freunden bin ich darin herumgekraxelt, wir ließen uns von den Ästen baumeln, hatten zeitweilig sogar eine Schaukel daran. Am Sonntag habe ich dann dieses Sonett dazu geschrieben. Vielen Dank für eure lieben und einfühlsamen Worte! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
28.06.2016, 20:26 | #5 | |
Slawische Seele
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
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Lieber eKy,
das ist schönste Poesie für ein trauriges Ereignis. Ein gefallener oder gefällter Baum löst bei mir immer eine beklemmende Traurigkeit aus. Einige Male habe ich beim Baumfällen zugeschaut. Das Knarren, Knacken und den dumpfen Fall empfand ich als Baumes Stimme. Du hast Deiner letzten Eiche eine Widmung geschenkt und ihr damit ein treues Andenken verliehn. Der Leser erhält Bilder in schöner lyrischer Sprache und fügt in Erinnerung eigene "vergangene" Bäume hinzu. Und hier: Zitat:
Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
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28.06.2016, 20:40 | #6 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Hi Dana!
Wie immer beschließen deine würdigen und wohlgesetzten Worte das Thema erschöpfend! Besser kann man es nicht auf den Punkt bringen! Hab Dank. Die letzten Tage hat es hier geregnet, daher liegt der Baum immer noch herum. Es sollte aber diese Woche noch klappen mit dem Kleinschneiden und dem Abtransport. Als neuen Baum habe ich mich für eine Linde entschieden. LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
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