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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 05.04.2017, 13:53   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard Im großen Rahmen

Es gab noch nie ein Ende der Geschichte,
entropisch setzt sich alles weiter fort,
veränderlich in Umstand, Zeit und Ort:
Das Leben fließt und macht sich selbst zunichte.

Und was vollbringen schon wir kleinen Wichte
an Werk darin, das nicht mit uns verdorrt,
wo selbst der größten Schätze goldner Hort
aus dem Erinnern sickert und dem Lichte?

Wer macht sich wirklich klärende Gedanken
zum eignen Bilde im zu großen Rahmen,
darin wir wie bedeutungslos verschwinden,

daraus von je wir ins Vergessen sanken
im Gang von Jahren, die uns bloß erlahmen
und schrumpfen lassen, ohne Halt zu finden?
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 05.04.2017, 14:17   #2
Chavali
ADäquat
 
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Beiträge: 13.004
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Servus, Erich,

einen Text mit ähnlichem Inhalt hatte ich gerade in Arbeit
aber mir scheint, deiner hier ist nicht zu toppen

Das Rad der Geschichte dreht sich ohne Ende und ändert seine Richtung, wie es will.
Was von uns bleibt, wird spätestens dann vergehen, wenn die, die uns kannten, ebenfalls gegangen sind.
Selbst wenn wir etwas von einiger Bedeutung hinterlassen sollten, wird sich auch darüber der Schleier
des Vergessens breiten, spätestens dann, wenn den Menschen andere Dinge wichtiger sind als die,
die uns wichtig waren.

Ein schönes Gedicht, das durch die Fragestellung am Ende den Leser mindestens veranlasst,
wenn nicht gar zwingt, über den Lauf der Geschichte und unsere Bedeutung darin nachzudenken.

Lieben Gruß,
Chavali
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
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Alt 05.04.2017, 14:27   #3
juli
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Hallo eKy,

Das ist ein schönes Gedicht. Es zeigt auf, wie klein wir sind im Laufe der Menschheitsgeschichte. Es erinnert daran über sich selbst nachzudenken, was man wirklich erreichen kann und will in seinem Leben. Die Frage "kann" und "will" driftet im Leben manchmal auseinder. Ein unerschöpfliches tiefsinniges Thema.

Sehr gerne gelesen

Liebe Grüße sy

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Alt 05.04.2017, 15:09   #4
Erich Kykal
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Hi Chavi!

Zufälle gibt's!

Tut mir leid, dass ich dir das Thema sozusagen "weggeschnappt" habe - ich hoffe allerdings, dass ich deinen Beitrag dazu auch noch zu lesen bekomme!

Wie du sagst - wir verblassen früher oder später, und selbst wenn gewisse Namen Jahrtausende überdauern, sind es irgendwann doch nur noch leere Hülsen, Klischeeträger, die von den jeweiligen Kulturen nach Bedarf für sich vereinnahmt werden, aber mit der realen Person kaum noch etwas zu tun haben.


Hi Sy!

Vielen Dank für deine Gedanken! Du weißt ja, "Tiefsinnig" ist mein vierter Vorname!


LG, eKy
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Geändert von Erich Kykal (03.07.2019 um 21:24 Uhr)
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Alt 05.04.2017, 22:17   #5
Eisenvorhang
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Hallo Erich, eKy? Wie darf ich Dich eigentlich anschreiben?

Ich habe Probleme mit dieser Stelle:

"Wer macht sich wirklich klärende Gedanken
zum eignen Bilde im zu großen Rahmen,"

Entspringen diese Zeilen aus der Sicht einer Einsamkeit und einer Unverstandenheit?
Oder ist die Botschaft ein Appell? Das noch so erhabene Gedanken (Selbstüberschätzung) stets in der Sinnlosigkeit münden? In Relation zum Universum/Existenz.

Es gibt so viele Menschen auf dieser Welt mit so vielen Gedanken.
Da gibt es sicherlich keine Gedankenschranken.

Doch bevor ich weiterdenke: vielleicht könntest Du was dazu sagen?


vlg

EV

Geändert von Eisenvorhang (05.04.2017 um 22:22 Uhr)
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Alt 05.04.2017, 23:13   #6
mallarme
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Lieber Erich,
interessantes Gedicht, Du greifts die großen Themen
der Zeit auf.
Hatte es auch versucht im "Unsere Zeit" Zyklus.
Du hast es gekonnt in einen gut gereimten Guss
gefasst.
Ja es geht immer weiter, nur einzelne Handlungs-
stränge bleiben auf der Strecke und wir sind meist
dem ganzen ausgeliefert, können uns nur selten
dem großen Räderwerk entgegenstellen.
Aber dort wo wir es können, sollten wir es auch tun.
Gern gelesen und
Beste Grüße
mallarme
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Alt 05.04.2017, 23:24   #7
Erich Kykal
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Hi EV!

Die beiden Zeilen wollen - wie das ganze Gedicht - Folgendes besagen:

Wer wirklich objektiv über die Zusammenhänge, Distanzen und Größenverhältnisse im Universum nachdenkt (was natürlich eine gewisse Kundigkeit und Bildung voraussetzt), muss zur logischen Überzeugung gelangen, dass das Leben an sich - vor allem auch das winzige eigene Leben - in diesem "großen Rahmen" bedeutungslos ist. Die Menschheit entstand, sie existiert - und wird wieder verschwinden, und das Universum hat dabei nichts falsch gemacht. Für den, der es schafft, sich von unserem anthropozentrischen Weltbild zu lösen, relativieren sich sinnbezogene Perspektiven.

Das ist das Extrembeispiel, aber auch so kommt man im Angesicht der Menschheitsgeschichte leicht zum Schlusse, dass letztlich nichts von Bedeutung sei, da nichts wirklich für immer Bestand hat.

Das Gedicht will diese Einsicht befördern. Natürlich soll und kann sich jeder Mensch für das eigene Dasein ein Ziel, einen Sinn finden - aber der hat eben nur für dieses eine Individuum Bedeutung. Alle verzweifelten mehr oder weniger bewussten Versuche der Menschen, diese Wahrheit durch Gruppen- oder Staatenbildung, Religionen, Kulturgedächtnis oder schriftliche Niederlegung auszuhebeln, sind letztlich im großen Rahmen zum Scheitern verurteilt.

Dass Menschen überhaupt gesellschaftlichen Ehrgeiz entwickeln, Karrieren anstreben oder Macht suchen, liegt daran, dass zu wenige sich diese Wahrheit vor Augen führen können oder wollen. Die Neugier steht auf einem anderen Blatt ...


Hi mallarme!

Vielen Dank für deine positiven Gedanken. Wenn du mal Reimgedichte schreibst, werde ich die Höflichkeit des Kommentierens gerne erwidern. Die "moderne" sog. Lyrik ist aber absolut nicht meine Baustelle, sorry.


LG, eKy
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Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (05.04.2017 um 23:31 Uhr)
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.04.2017, 23:34   #8
Eisenvorhang
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Hallo eKy,

Jawohl. Ich habe meinen Kommentar nochmal editiert und kommentiere wie folgt:

Nun ist das Leben einfach richtig scheiße,
erlebt man jeden Tag die gleiche Brandung,
und jedes Menschens Ziel seiner Bestrebung,
ist eine kurze ridiküle Reise.

Der Mensch, der glaubt, er lebt das ewig Leben,
und suhlt sich hemmungslos in diesen Welten.
Das Universum wirds sofort vergelten -
des Menschens Leben wird verarmt erbeben.

Und jeder Schmerz den wir erdulden müssen:
was ist der Preis, den wir bezahlen können?
Als wären Tränen, zuckersüßes Küssen,

als wär das Leben - dieser Sommerregen,
der nieselnd auf mein kurzes Leben fallend,
sich selbst im langen Tode noch gefällt.


vlg

EV

Geändert von Eisenvorhang (06.04.2017 um 14:37 Uhr)
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Alt 06.04.2017, 18:18   #9
Erich Kykal
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Hi EV!

Nicht schlecht für einen ersten Versuch! Ein paar Fehlerchen und sprachliche Unwuchten sind noch zu glätten.

So sind das "ß" von Scheiße und das "s" von "Reise" kein sauberer Reim, da eins stimmlos ist und eins stimmhaft.

In S1 hast du keinen umarmten Reim in Z2 und 3.

S2Z1 - "Der Mensch, er glaubt ..." ist sprachlich eleganter. Die ganze Zeile: "Der Mensch, er glaubt in Ewigkeit zu leben,"

S2Z4 - "des Menschen Leben" - du hast hier zuviel Genitiv!

S3Z1 - Komma nach "Schmerz".

In den Terzetten gibt es nur einen Reim (müssen, Küssen), es sollten aber alle Zeilen einen Reim finden. Entweder insgesamt 2 Reime (zB. ABA BAB) oder 3 (zB. ABA CBC). Viele Kombinationen sind möglich, doch sollte man Paarreim der letzten beiden Zeilen im 2. Terzett vermeiden, zumindest in der alten klassischen Form.

Es läse sich nach Korrektur aller sprachlichen, inhaltlichen und formalen Schwachstellen in etwa so:

Ein lautes Leben macht uns selten weise,
erwünscht man jeden Tag sich neue Dinge,
nur glaubend, dass ein Größeres gelinge
auf einer abenteuerlichen Reise.

Der Mensch ersehnt ein nimmermüdes Leben
und suhlt sich hemmungslos in vielen Welten.
Das Universum wird's sofort vergelten -
nur ärmer hinterlässt uns das Bestreben.

Und aller Schmerz, den wir erdulden müssen:
Was ist der Preis, den wir dafür bezahlen?
Als wären Tränen, zuckersüßes Küssen,

als wär das Leben - dieser Sommerreigen
ein Ende wert in Zweifel oder Qualen,
sobald sich erste Winterfröste zeigen.


LG, eKy
__________________
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Alt 06.04.2017, 19:17   #10
Eisenvorhang
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Hallo Eky,

sei bedankt für Deine Korrektur.
Ich drucks mal aus und werde die Fehler analysieren.
Deine Gedankengänge sind interessant. Sie werden mir enorm weiterhelfen.

Das Reimschema der Terzette war mir nicht klar. Die letzten sechs Zeilen fand ich gut und wollte deswegen keinen Reim erzwingen.

Ich wünsche Dir noch einen schönen Abend.

Danke.

vlg

EV
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