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24.05.2018, 23:23 | #1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Beiträge: 3.375
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Selbstreinigung
Selbstreinigung
Der Riese taumelte. Einst stand er machtvoll da, mit starker Hand, doch taumelte er immer wieder, dann stürzte er zur Erde nieder, den Arm emporgereckt getragen. Die Fackel, die in alten Tagen der Freiheit galt, in seiner Hand seit vielen Jahren ausgebrannt. Die Augen blind, erstarrt die Lider, das Herz versteinert, fiel er nieder. Zwar noch als Torso riesengroß, doch würde- und charakterlos. Der Darm zerfetzt von scharfen Zähnen barbarischer Finanzhyänen, das Hirn zersetzt seit langer Zeit vom Larvenfraß der Eitelkeit, von Gier gezeichnet überall, fiel er schon lange vor dem Fall. Die Erde macht nun Haupt und Glieder zu Staub, und den belebt sie wieder.
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© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller Geändert von Thomas (26.05.2018 um 10:33 Uhr) |
25.05.2018, 00:35 | #2 |
TENEBRAE
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Beiträge: 8.570
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Hi Thomas!
Peanuts: Der Riese taumelte. Einst stand er machtvoll da, mit starker Hand, doch taumelte er immer wieder, dann stürzte er zur Erde nieder, Komma hier. den Arm emporgereckt getragen. Die Fackel, die in alten Tagen der Freiheit galt: In seiner Hand Besser Doppelpunkt hier. seit vielen Jahren ausgebrannt. Die Augen blind, erstarrt die Lider, das Herz versteinert, fiel er nieder. Zwar noch als Torso riesengroß, doch würde- und charakterlos. Der Darm zerfetzt von scharfen Zähnen barbarischer Finanzhyänen, das Hirn zersetzt seit langer Zeit vom Lavenfraß der Eitelkeit, von Neid gezeichnet überall, fiel er schon lange vor dem Fall. Die Erde macht nun Haupt und Glieder zu Staub, und den belebt sie wieder. Der Riese namens USA, schätze ich mal, verkleidet als Freiheitsstatue ... Gut geschrieben gern gelesen! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
25.05.2018, 08:15 | #3 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
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Lieber Erich,
vielen Dank für die Erdnüsse. Nur der Doppelpunkt scheint mir an dieser Stelle zu stark zu trennen. Deine Interpretation ist korrekt, ich habe nun endgültig den Glauben an die Selbstreinigungskraft dieses Systems, welche in letzter Zeit gerne beschworen wird, verloren. Liebe Grüße Thomas
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© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller Geändert von Thomas (25.05.2018 um 08:46 Uhr) |
26.05.2018, 00:52 | #4 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
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Beiträge: 8.570
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Hi Thomas!
Perfekte Systeme gibt es nun mal nicht. Auch die beste Gesellschaftsordnung oder Gesetzgebung sind anfällig für Korruption, Werteverzerrung, Verlogenheit, Vorteilsnahme, Vorurteile usw ... Wenn man die Alternative bedenkt: Totalitäre Systeme mit politischen oder religiösen "Weltideen", an denen auch immer gleich die ganze Welt genesen soll - dann bin ich mit ein wenig Korruption und Manipulation ja schon fast wieder versöhnt! So mangelhaft die "freie Welt" im Detail auch sein mag - hier kann man wenigstens von allem erfahren, was im Argen liegt, und du kannst öffentlich darüber sprechen, ohne deine Haut oder die Karrieren deiner Kinder zu riskieren! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
26.05.2018, 10:30 | #5 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
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Lieber Erich,
wenn es um ein "bisschen Manipulation" ging, wäre es ja kein Problem. Das Problem ist jedoch eine fundamentalistische Religion, die das Kreuz durch das Dollarzeichen ersetzt hat, den Menschen auf den "rationalen" homo oeconomicus reduziert und die egoistischsten Exemplare als Übermenschen feiert. Trump ist gleichzeitig die passende Verkörperung und Parodie. Diese Religion ist atheistisch und gibt sich als Ethik, ist aber im Grunde die Religion des Faschismus und hat sich (nicht nur in den USA) so etabliert, dass sie als "Normalität" empfunden wird. Manipulation ist das Geschäftsmodell, genau wie bei jeder anderen Sekte. Das hat mit den Grundlagen der "freien Welt" nichts mehr zu tun, denn Demokratie beruht auf dem entscheidungsfähigen Bürger und seinem Wohl als Teil der Gesellschaft, d.h. "Happyness" ist NICHT egoistische "Selbstverwirklichung" auf Kosten anderer. Genau wie das Recht, Waffen zu tragen in der US-Verfassung bedeutete, das der Bürger als Miliz die frei Gesellschaft verteidigen darf, nicht das Recht auf egotistische Amokläufe. Etc. Alles wurde im Zeichen des allmächtig-heiligen Dollar pervertiert. Höchstwahrscheinlich unrettbar auf dem Weg zur selbstgeschaffen Hölle. Aber vielleicht gibt es ja noch Wunder. Liebe Grüße Thomas
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© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller |
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